Brandenburg: Stauffenberg fehlt im Bundestag Suche nach einer Büste des Widerstandskämpfers
Berlin - Dass so mit seinem Geschenk umgegangen wird, damit hätte der 1984 verstorbene Publizist Klaus Mehnert bestimmt nicht gerechnet. Er hatte eine Büste des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg dem Deutschen Bundestag geschenkt.
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Berlin - Dass so mit seinem Geschenk umgegangen wird, damit hätte der 1984 verstorbene Publizist Klaus Mehnert bestimmt nicht gerechnet. Er hatte eine Büste des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg dem Deutschen Bundestag geschenkt. Doch die ist derzeit nirgendwo auffindbar.
Der Verlust des Bronzekopfes kam durch eine Anfrage des Berliner Autoren Thomas Karlauf heraus. Für seine Arbeit an einer im August erscheinenden Stefan George-Biografie stieß er auf die 1929 entstandene Büste des Bildhauers Frank Mehnert, der unter dem Namen Viktor Frank arbeitete. Er und Stauffenberg waren eng mit George befreundet. Der Bildhauer starb 1943 in Russland, sein Bruder übergab nach dem Krieg die Büste dem Bundestag. Wann genau das war, schreibt er nicht in seinen Memoiren. Hier liegt das Problem, denn im Bundestag kann man die Schenkung nicht mehr nachvollziehen und weist die Verantwortung von sich. Eine offizielle Anfrage von Karlauf nach dem Verbleib bezieht sich auf einen Zeitraum zwischen 1958 und 1980. Eine lange Zeit, vor allem, wenn unter dem Stichwort „Stauffenberg“ in der Inventarliste nichts vermerkt ist. Hinzu kommt: „Keiner weiß, wem er es übergeben hat“, sagt ein Bundestagssprecher. Es könne sich auch um eine Schenkung an eine Person handeln. Noch hat sich aber keine Privatperson gemeldet, die den Bronze-Stauffenberg auf dem Kaminsims stehen hat. „Das ist nicht irgendwer, deswegen gehen wir damit auch sehr sensibel um“, versichert der Sprecher.
Derzeit werden auch pensionierte Mitarbeiter zur möglichen Schenkung befragt. Die Büste ist allerdings nicht das einzige Exemplar. So hat die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock einen Abguss. Er steht im ehemaligen Arbeitszimmer des gescheiterten Hitler-Attentäters vom 20. Juli 1944. Ein weiterer steht im Deutschen Historischen Museum, und auch die ehemalige Schule Stauffenbergs, das Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stuttgart, hat ein Exemplar. Der verschwundene Abguss „gehört in den Wandelgang des Bundestages“, findet Karlauf. Ein Schreiben des Kunstkurators im Bundestag, Andreas Kaernbach, findet er „mehr als unverschämt“ und hat es in den Anmerkungen seines Buches zitiert. Kaernbach stellt darin die Frage, ob die Schenkung tatsächlich an den Bundestag ging.mj
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