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Brandenburg: Tulpen für Königin Beatrix

Botschaft der Niederlande in Berlin-Mitte eingeweiht / Essen mit Cees Nooteboom

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Botschaft der Niederlande in Berlin-Mitte eingeweiht / Essen mit Cees Nooteboom Von Rolf Brockschmidt Berlin. Dieser Einladung konnte Cees Nooteboom nicht widerstehen. Der Schriftsteller hatte sich eigentlich in einen kleinen Ort im Allgäu zurückgezogen, um an einer neuen Novelle zu schreiben. Und wenn Nooteboom schreibt, nimmt er ungern andere Termine wahr. Doch eine Einladung zum Essen mit Königin Beatrix im Schloss Bellevue konnte er natürlich nicht ablehnen – und kam zu einem Blitzbesuch nach Berlin. Beim Mittagessen auf Einladung von Bundespräsident Johannes Rau saß Nooteboom ihr schließlich direkt gegenüber. Die Königin war am Vormittag auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel angekommen, begleitet vom neuen Außenminister der Niederlande, Bernard Bot. Anlass ihres zweitägigen offiziellen Deutschlandbesuches ist die Eröffnung der neuen niederländischen Botschaft, einem spektakulären Bau von Rem Koolhaas, in der Klosterstraße am Ufer der Spree. In dem extravaganten Bau windet sich ein Aufgang quer vom Erdgeschoss bis zur obersten Etage. Eine Premiere gab es am Schloss Bellevue, wo die Königin von Bundespräsident Rau und seiner Frau empfangen wurde. Erstmals stellte nicht das Wachbataillon der Bundeswehr die Ehrenwache, sondern ein niederländischer Soldat und eine deutsche Soldatin des 1. Deutsch-Niederländischen Korps, dessen Hauptquartier in Münster beheimatet ist. Den Bundespräsidenten kennt Königin Beatrix aus seiner Zeit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, zu dem die Niederlande besonders enge Beziehungen pflegen. Auch zum Mittagessen verweilte die Königin in Schloss Bellevue. Am Tisch saßen neben Cees Nooteboom unter anderem auch General Norbert van Heyst, der Kommandeur des Deutsch-Niederländischen Korps in Münster, und sein Stellvertreter, Generalmajor Marcel Celie, der Vorstandsvorsitzende der RWE, Harry Roels, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die im Beirat für die Deutsch-Niederländische Konferenz sitzt, Botschafter Nikolaos van Dam und sein deutscher Kollege Edmund Duckwitz sowie Horst Schäfer, der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, in dem vor einiger Zeit die große Ausstellung „Heiter bis wolkig“ über die deutsch-niederländischen Beziehungen zu sehen war. Es ist typisch für die niederländische Königin, sich bei offiziellen Anlässen auch mit Künstlern zu umgeben. Die Monarchin ist nicht nur eine begabte Bildhauerin, sondern hat auch zu ihrem 65. Geburtstag eine Ausstellung im Stedelijk Museum in Amsterdam kuratiert. Sie wählte die Bilder aus – und entschied auch, wo die Werke hängen. So ist es sicherlich eine angenehme Begleiterscheinung dieses Besuches, dass sie während der offiziellen Termine, die sie in Berlin wahrnimmt, auch gleichzeitig ein wenig von den neuen architektonischen Perlen Berlins sehen konnte. Ob es die Reichstagskuppel von Sir Norman Foster war, der Botschaftsbau von Koolhaas oder das Jüdische Museum von Daniel Libeskind, das sie sich gestern Abend noch eine Stunde lang ansah. Und wenn sie Bundeskanzler Schröder am heutigen Mittwoch um 9 Uhr im Kanzleramt besucht, wird Königin Beatrix sicherlich auch mehr als einen Blick für die Architektur von Axel Schultes übrig haben Gestern aber standen die Königin und die neue Landesvertretung im Blickfeld der Öffentlichkeit. Ein verspielter Bau, voll Farbe und mitunter gar schräger Wände. An den Stufen vor dem Eingang leuchten orange Streifen – der Empfangstresen ist bonbonrot, der Boden im Diplomaten-Fitnessclub unterm Dach leuchtet grün. Und draußen vor der Tür stecken bunte Tulpen ihre Köpfchen in die kalte Berliner Luft.

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