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Pleite von Baufirma Imtech: Und BER bewegt sich doch
Trotz Insolvenz der Baufirma Imtech sollen die Arbeiten am Terminal fortgesetzt werden. CDU und Grüne in Brandenburg beantragen eine Sondersitzung des Flughafen-Ausschusses
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Hamburg/Berlin - Trotz der Insolvenz will Imtech seine Arbeiten am Flughafen BER in Schönefeld nahtlos weiterführen. Das hat Imtech Deutschland am Montag öffentlich zugesichert – und zwar ausdrücklich in Abstimmung mit dem eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt von der Hamburger Kanzlei Reimer. Die Baustelle bleibe „voll besetzt, alle anstehenden Termine werden wahrgenommen“, heißt es in einer Presseerklärung der Kanzlei.
Danach hätten die Mitarbeiter sämtlicher Gewerke sowie die Subunternehmer zugesagt, den BER-Bau „bis auf Weiteres“ unverändert fortzuführen. Er werte das „als großen und konstruktiven Vertrauensvorschuss in den Fortbestand von Imtech Deutschland“, so Borchardt. Nachdem vergangenen Freitag unmittelbar nach der Verkündung des Insolvenzantrages einige Arbeiter nicht auf der Baustelle erschienen seien, sei die Präsenz inzwischen fast auf Normalniveau. Mit „vollständiger Bauleitung und zwischen 80 und 110 Monteuren“, wie Imtech-Sprecher Harald Prokosch sagte. Nächste Woche werde man auf 150 Mitarbeiter erhöhen und damit auf „einen überdurchschnittlichen Schnitt“. Der Flughafen selbst, aber auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) begrüßten die Ankündigungen. Das sei ein „gutes Signal“, sagte Woidke. „Es bleibt klarer Auftrag an die Geschäftsführung, dass der Terminplan trotzdem gehalten werden kann.“
Schon vor der Insolvenz hatte es aber Rückstände gegeben. Statt 50 Prozent der Arbeiten wurden nach Angaben von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld bis Ende Juli erst 45 Prozent geschafft. Laut Mühlenfeld wird der Bau nicht wie geplant Mitte März 2016 fertig. Der Insolvenzverwalter betonte, dass die Verzögerungen nicht an Imtech liegen. „Mit den zu erbringenden Leistungen liegt Imtech derzeit voll im Zeitplan der vom BER vorgegebenen Meilensteine.“ Allerdings hat bei allen Entscheidungen der Verwalter das letzte Wort. Die Kanzlei Reimer und Borchardt gehören zu den führenden Insolvenzverwaltern in der Bundesrepublik. Nach einem Ranking der „Wirtschaftswoche“ zu den Top 30 der deutschen Insolvenzverwalter nach der Zahl der Verfahren im Jahr 2014 lag die Kanzlei auf Platz sieben und Borchardt als Insolvenzverwalter auf Platz 6. Die Referenzliste weist vor allem die Rettung mittelständischer Unternehmen, aber auch einiger größerer Firmen aus.
Auf die Imtech-Pleite wird nicht nur am Berliner Flughafen mit Sorge geschaut. Der holländische Gebäudeausrüster ist unter anderem auch an der Sanierung der Kölner Oper beteiligt, beim Bahnprojekt Stuttgart 21 und bei einem Krankenhausvorhaben in Heilbronn. „Wir werten gerade mit einem Team von insgesamt 70 Spezialisten große Datenmengen aus“, sagte Borchardt. „Schon in wenigen Tagen werden wir ein genaueres Bild zur wirtschaftlichen Gesamtsituation der Imtech Deutschland haben.“
In den „nächsten Tagen“ erwartet auch Flughafenchef Karsten Mühlenfeld erste Szenarien von der eingesetzten Task Force, „wie die FBB mit der neuen Situation umgehen wird“. So steht es in einer Mail, die Mühlenfeld am Montag an den Aufsichtsrat verschickte. Darin bestritt er, dass der Flughafen völlig unvorbereitet von der Insolvenz getroffen worden sei, obwohl es Signale gegeben habe. „Diesen Vorwurf weisen wir zurück. Denn er trifft nicht zu.“ So habe der Flughafen bereits vorsorglich „vor sieben Monaten Rahmenausschreibungen für Elektrotechnikleistungen am BER gestartet“, schrieb Mühlenfeld. „Das heißt: Wir sind voll handlungsfähig.“ Wenn Imtech ausfallen sollte, könne man „jederzeit Einzelbeauftragungen vornehmen“. Mühlenfeld warnte vor Schnellschüssen. Schon einmal habe das Unternehmen einem wichtigen Projektpartner gekündigt. Mit den Folgen kämpfe man noch heute.
Dennoch schlagen die politischen Wogen weiter hoch. In Brandenburgs Landtag beantragten CDU und Grüne eine Sondersitzung des BER-Ausschusses.
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