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Großflughafen BER: Unter Freunden
Air-Berlin-Chef Mehdorn und Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit - einst spinnefeind - loben einander für den neuen Großflughafen in Schönefeld
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Schönefeld - Das war ein Zeichen: Seinen ersten öffentlichen Auftritt vor der Presse zelebrierte der derzeitige Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn am Montag auf der Großbaustelle für den künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ in Schönefeld (Dahme-Spreewald). Dort will die tief in der Krise steckende Fluggesellschaft nach der Eröffnung am 3. Juni 2012 kräftig expandieren und die Möglichkeit nutzen, den Flughafen zu einem Drehkreuz auszubauen. Verhandlungen über weitere Interkontinental-Verbindungen gebe es bereits, sagte Mehdorn. Einzelheiten nannte er nicht, Air Berlin sei aber ein „gefragter Partner“.
Der neben ihm stehende Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der dem Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg gehörenden Flughafengesellschaft ist, vernahm es trotzdem mit Freude und lobte Mehdorn und dessen Vorgänger als Air-Berlin- Chef, Joachim Hunold, für deren Engagement in Berlin. Ein Drehkreuz könne man nicht anordnen, es lebe von den Flügen, die die Gesellschaften anböten, sagte Wowereit. Air Berlin will im nächsten Jahr unter anderem wöchentlich drei Mal nonstop nach Los Angeles fliegen und täglich zudem New York ansteuern.
Allerdings müsse das Unternehmen auch sparen, sagte Mehdorn weiter. Und höhere Preise von den Passagieren verlangen. Wirtschaftlich gebe es einen „erheblichen Gegenwind“ – unter anderem durch gestiegene Treibstoffpreise und die Luftverkehrssteuer.
Umgekehrt gab es auch ein Lob von Mehdorn an Wowereit. Der Senat habe alles unternommen, um den Flughafen attraktiv zu machen und sei auch bei Genehmigungen sehr flexibel gewesen. Da spielte es keine Rolle, dass dafür Behörden in Brandenburg zuständig waren. Und vergessen war der Zwist, den beide jahrelang ausgefochten hatten, als Mehdorn noch Boss bei der Bahn AG war und unter anderem erwogen hatte, den Konzernsitz von Berlin nach Hamburg zu verlagern.
Hier geht es auch um Arbeitsplätze. Air Berlin wolle 50 bis 100 neue Stellen schaffen, kündigte Mehdorn an. Flughafenchef Rainer Schwarz rechnet mit insgesamt 20 000 Arbeitsplätzen auf dem Flughafengelände; 3000 mehr als heute in Schönefeld und Tegel zusammen. Obwohl alle auf Expansion setzen, stellte Wowereit nochmals klar, dass in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU in Berlin nicht vereinbart worden sei, eine dritte Startbahn in Schönefeld zu bauen. Die Ausbaupläne bezögen sich lediglich auf die bereits genehmigten zwei weiteren Terminals. Über eine dritte Bahn müsse man frühestens in 15 oder 20 Jahren nachdenken. Bereits in der Vorwoche hatte er eine in Brandenburg unter anderem aus der SPD heraus geführte Debatte dazu eine reine Phantomdiskussion genannt. Air Berlin kann am neuen Flughafen sieben der neun Gates im Südpier exklusiv nutzen; am Hauptterminal sind es drei. Auch eine Lounge mit 200 Plätzen wird es geben. Dort will Mehdorn auch die Eröffnung des Flughafens feiern; sicher auch wieder gern mit dem Regierenden Bürgermeister. Schließlich mögen sie sich jetzt vielleicht sogar.
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