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Der Energiekonzern Vattenfall erwägt den Verkauf oder die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Deutschland sowie den Niederlanden.

© Soeren Stache/dpa

Braunkohle: Vattenfall will Kohlekraftwerke verkaufen

Update. Vattenfall erwägt offenbar aus Finanziellen Gründen den Verkauf oder die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Deutschland und den Niederlanden.

Von Matthias Matern

Stand:

Stockholm/Potsdam - Der schwedische Staatskonzern Vattenfall prüft den Verkauf oder die Stilllegung seiner Kohlekraftwerke in Deutschland. Damit steht auch die weitere Braunkohleverstromung Vattenfalls im Land Brandenburg zur Disposition. In der Lausitz betreibt der Konzern zwei Kohlekraftwerke. Hintergrund sei die Zielvorgabe des Konzerns, bis 2020 den Kohlendioxidausstoß auf 65 Millionen Tonnen zu senken, sagte Konzernchef Oystein Löseth am Freitag dem Stockholmer Radiosender SR. Halte Vattenfall weiter an Stein- und Braunkohle fest, müsste der Konzern wegen steigender Ausgaben für CO2-Zertifikate ab 2013 mit Mehrkosten von umgerechnet rund 760 Millionen Euro rechnen, sagte Löseth weiter.

Über einen möglichen Ausstieg Vattenfalls aus der Kohle wird bereits seit Längerem spekuliert. Erst im vergangenen Jahr hatte die schwedische Regierung dem Konzern eine Neuausrichtung verpasst, nach der sich Vattenfall künftig stärker auf erneuerbare sowie klimaneutrale Energien konzentrieren muss. In der Folge wurden bereits das Kohlegeschäft in Polen und Dänemark verkauft.

In der Zentrale von Vattenfall Europe in Berlin war man gestern bemüht, die neuesten Äußerungen Löseths zu relativieren. „Es gibt derzeit bei Vattenfall keine konkreten Pläne, Kraftwerksstandorte oder einzelne Kraftwerksblöcke zu verkaufen - auch nicht in Deutschland“, erklärte Sprecher Stefan Müller. Man prüfe aber „permanent die Profitabilität und Effizienz aller Anlagen“. Gegenüber dem Stockholmer Radiosender stellte Löseth gestern jedoch klar, könne man betroffene Kohlekraftwerke nicht verkaufen, werde man einzelne möglicherweise „einmotten“.

Besonders schlechte Karten hätte demnach Vattenfalls Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde (Spree-Neiße). Die noch in der DDR errichtete Anlage gilt mit einem Wirkungsgrad von gerade einmal 36 Prozent als zweitklimaschädlichstes Kraftwerk Deutschlands. Ein weiteres, nach der Wende errichtetes Braunkohlekraftwerk betreibt der Konzern am Standort Schwarze Pumpe im selben Landkreis. Eigentlich plant Vattenfall in Jänschwalde den Bau eines CCS-Demonstrationskraftwerkes, bei dem CO2 aus der Braunkohleverstromung abgeschieden und in Ostbrandenburg unterirdisch gelagert werden soll. Die Investition in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gilt jedoch als unwahrscheinlich, weil bislang das notwendige Bundesgesetz fehlt.

Für die Lausitz wäre ein Ausstieg Vattenfalls aus der Braunkohle fatal. Offiziellen Angaben zufolge hängen landesweit rund 12 000 Arbeitsplätze an der Kohle. Allerdings hatte unlängst erst der renommierte Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber die rot-rote Landesregierung aufgefordert, sich von der Braunkohlenutzung zu verabschieden. Ansonsten werde das Land seine eigenen Klimaziele nicht erreichen, sagte der Forscher.

Bewerten wollte Rot-Rot die Äußerungen Löseths gestern nicht. Regierungssprecher Thomas Braune sagte dazu lediglich: „Ich habe das Interview nicht gehört und kann dem deutschen Vattenfall-Sprecher, der sagte, dass es keinerlei Pläne zum Verkauf einzelner Kraftwerksstandorte gebe, nichts hinzufügen.“

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