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Brandenburg: Verdächtigter Charité-Pfleger verlässt Klinik Einigung nach falschen Missbrauchsvorwürfen

Der Streit um die Kündigung eines früherer Charité-Pflegers, der zu Unrecht wegen sexuellen Missbrauchs von Patienten verdächtigt worden war, hat jetzt ein Ende gefunden. Die Klinik habe ein „akzeptables Angebot für einen Aufhebungsvertrag gemacht“, das der Pfleger angenommen habe, teilte sein Rechtsanwalt Helmuth Meyer-Dulheuer mit.

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Der Streit um die Kündigung eines früherer Charité-Pflegers, der zu Unrecht wegen sexuellen Missbrauchs von Patienten verdächtigt worden war, hat jetzt ein Ende gefunden. Die Klinik habe ein „akzeptables Angebot für einen Aufhebungsvertrag gemacht“, das der Pfleger angenommen habe, teilte sein Rechtsanwalt Helmuth Meyer-Dulheuer mit. Über den Inhalt hätten die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Der Fall hatte 2012 bundesweit Schlagzeilen gemacht. Der Pfleger sollte sich an Mädchen vergangen haben, die aus der Narkose erwacht waren. In Boulevardzeitungen war von einem „widerlichen Verbrechen“ die Rede. Aufgeschreckt durch den damals bekannt gewordenen Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule forderte Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) „deutliche Konsequenzen“; Klinikvorstand Karl Max Einhäupl sprach von einem „besonders erschütternden Fall“. Er habe „keinen Zweifel“ daran, dass das Mädchen die Wahrheit gesagt habe. Es habe weitere Verdachtsfälle gegeben. Die Klinik schaltete eine Hotline, bei der sich Opfer melden sollten, und gründete eine Expertengruppe unter der Leitung von Ex-Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD). Der Pfleger wurde von der Arbeit freigestellt. Als sich noch weitere angebliche Opfer mit Beschuldigungen meldeten, kam die Kündigung.

Die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren gegen den Vater von fünf Kindern jedoch ein. Das Landesarbeitsgericht verwarf später auch die Kündigung, weil es nicht den dafür notwendigen dringenden Tatverdacht feststellen konnte. Die Justiz zeigte sich irritiert über die „Belastungstendenz“ in manchen Aussagen. Auch dass ein Mädchen dem Sender RTL eine Geschichte erzählte, die nach den Umständen nicht wahr sein konnte, ließ Zweifel an den Vorwürfen stärker werden.

In der Folgezeit kämpfte der Pfleger darum, „mit erhobenem Haupt“ an die Charité zurückkehren und wieder im Pflegebereich zu arbeiten. Die Klinik weigerte sich zunächst. Anwalt Meyer-Dulheuer kritisierte daraufhin, die Klinik habe „dem Pressedruck nachgegeben und ihre Fürsorgepflicht gegenüber ihrem zu Unrecht mit Vorwürfen konfrontierten Arbeitnehmer vernachlässigt“. Anfang Februar sollte der 60-Jährige seine Tätigkeit nun wieder aufnehmen. Dazu kommt es jetzt nicht mehr. Jost Müller-Neuhof

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