Stasi-Debatte: Vordenker der Linke war Stasi-IM
Thomas Falkner saß mit Fraktionschefin Kerstin Kaiser in der SED-Enquetekommission des Brandenburger Landtags zur DDR-Aufarbeitung. Bisher schwieg er öffentlich dazu, nun räumt er eine Kooperation mit der Staatssicherheit ein.
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Potsdam - Nach Recherchen der PNN und des RBB-Politikmagazins „Klartext“ war der Referent und Vertraute der Linke-Fraktionschefin im Brandenburger Landtag, Kerstin Kaiser, inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit in der DDR: Thomas Falkner, der maßgeblich im Auftrag der Landtagsfraktion am aktuellen Leitbild der Landespartei mitschrieb. Laut Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die dem Politikmagazin vorliegen, soll der 55-Jährige bis 1989 unter dem Decknamen „IM Poet“ für die Abteilung XV (Aufklärung) und die Abteilung XX (Kirchen, Untergrund) des MfS aktiv tätig gewesen sein. Falkner gilt als intellektueller Vordenker der Linken in Brandenburg.
Damit steht fest, dass Brandenburgs Linke in der Enquete-Kommission des Landtages zum Umgang mit dem Erbe der SED-Diktatur bis Dezember 2011 mit einstigen Stasi-Mitarbeitern vertreten war: Falkner als Referent, Kerstin Kaiser als Vertreterin der Fraktion. Die Kommission beschäftigt sich auch mit dem Umgang mit und den Masseneinstellungen von Ex- Stasi-Mitarbeitern in den Landesdienst und den Umgang mit Stasi-Opfern. Kaiser diente, wie seit 1994 bekannt ist, der Stasi als IM „Kathrin“.
Zu möglichen eigenen Kontakten zur Stasi hat Falkner bis heute öffentlich geschwiegen. Dabei wurde er im Juni 2011 selbst von der Enquetekommission auch zu seiner eigenen Biografie befragt. Falker aber sprach lediglich von der „Erfahrung auch mit der Staatssicherheit, und zwar von der Frage her, ob man für sie arbeiten soll oder nicht“. Auf Anfrage bestätigte Falkner eine Kooperation mit der Stasi. Er habe sich auf eine Zusammenarbeit eingelassen. Dazu gehörte die Aufnahme von konspirativen Aufträgen.
Falkner, einst Redakteur beim DDR-Rundfunk, später Bonn-Korrespondent der Chemnitzer „Freien Presse“, für ein Jahr Vize-Chefredakteur der „Junge Welt“, leitete von 1999 bis 2002 den Bereich Strategie und Grundsatzfragen beim Parteivorstand des Linke-Vorläufers PDS. Über Jahre war er enger Mitarbeiter des damaligen PDS-Bundesvorsitzenden und brandenburgischen Landtagsfraktionschefs Lothar Bisky.
Ausführlich berichten der RBB am Mittwochabend in der Sendung „Klartext“ und die PNN in der Donnerstagsausgabe über den Fall.
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