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Ein kleines Löschflugzeug wirft Wasser ab über einem Waldbrand in einem munitionsbelasteten Gebiet bei Jüterbog (Landkreis Teltow-Fläming). Der Waldbrand hat sich trotz des Löscheinsatzes aus der Luft auf rund 27 Hektar ausgebreitet.

© dpa/Cevin Dettlaff

Update

Waldbrand bei Jüterbog in Brandenburg: Erneut Drohnenflug zur Einschätzung der Lage

Das munitionsbelastete Waldgebiet brennt seit Mittwochabend. Die Feuerwehr löscht inzwischen mit sechs Fahrzeugen, dazu mit Flugzeugen und Hubschraubern aus der Luft.

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Der Retter trägt den Namen „Florian Harz 25“. Seit Mittwochabend brennt es auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog (Landkreis Teltow-Fläming). Die Feuerwehr hoffte zunächst auf eine weitgehende Entspannung der Lage am Freitagabend.

Der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, sagte der Deutschen Presse-Agentur jedoch, am Nachmittag habe der auffrischende Wind zum einem Aufflammen des Feuers geführt.

„Es brennt wieder“, sagte Engel am Abend. Über die Flächengröße ließ sich zunächst nichts sagen. In den Abendstunden seien große Rauchwolken über dem Platz zu sehen gewesen. Bürgerinnen und Bürger von weit entfernt hätten sie gesehen und gemeldet.

Wie so oft ist Brandenburg bei den Löscharbeiten auf Hilfe aus der Luft angewiesen. Denn wegen der Detonationsgefahr können die Feuerwehren in den oft munitionsbelasteten märkischen Wäldern nicht vom Boden aus löschen.

„Feuertaufe“ für Löschflugzeug „Florian“

Zur Einschätzung über die Ausdehnung des anhaltenden Waldbrandes bei Jüterbog soll am Samstagmorgen erneut eine Drohne zum Einsatz kommen. Nach der Auswertung der Bilder werde klarer, wie sich das Feuer über Nacht entwickelt habe, sagte der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel. Weitere Angaben er zunächst nicht machen.

Für „Florian“, benannt nach dem Schutzpatron der Feuerwehr, ist der Flug über Jüterbog der erste Einsatz überhaupt. Seit April ist das Löschflugzeug im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt stationiert.

Der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse, der auch vor Ort bei Jüterbog war, bezeichnete den Einsatz bei Facebook als „Feuertaufe“. Am Donnerstag habe das Löschflugzeug bis zum Sonnenuntergang 90.000 Liter Wasser abgeworfen — das entspreche rund 40 Flügen.

Auch ein Hubschrauber der Bundespolizei unterstützte am Donnerstag bei der Bekämpfung des Brandes, am Freitag hielten insgesamt zwei Löschflugzeuge die Flammen in Schach. Der Landkreis Harz hat einen Vertrag mit einem polnischen Löschflugzeug-Betreiber geschlossen, der während der Waldbrandsaison rund um die Uhr Einsatzbereitschaft zusichert. Den Landkreis kostet das nach eigenen Angaben 150.000 Euro pro Saison. Das Projekt ist auch eine Konsequenz aus der heftigen Waldbrandsaison 2022.

„Ich bin sehr froh darüber, dass wir mit dem Einsatz der Löschflugzeuge schnell und effizient handeln konnten“, sagt die Landrätin des Landkreises Teltow-Fläming, Kornelia Wehlan (Linke). „Dabei ging es darum, eine Großschadenslage wie 2019 zu vermeiden, als auf diesem Areal insgesamt 750 Hektar Fläche gebrannt haben.“

In den letzten Jahren brannte es immer wieder auf dem Platz

Der ehemalige Truppenübungsplatz bei Jüterbog brannte in den letzten Jahren immer wieder. Der aktuelle Brand befindet sich in der Nähe des Keilbergs, teilte Brandenburgs Brandschutzbeauftragter Raimund Engel dem Tagesspiegel mit. Das Gebiet sei der Zielraum von Schießbahnen gewesen.

Bis 1992 wurde es militärisch genutzt, zuletzt von russischen Truppen. Deshalb ist das Areal mittlerweile als kampfmittelbelastete Fläche eingestuft, das Betreten stellt ein hohes Detonationsrisiko dar. Deshalb sei es auch schwierig, die Brandursachen festzustellen, so Engel. Sowohl Brandstiftung als auch Munition könne man deshalb als Auslöser für das Feuer nicht ausschließen.

Einsatzleiter Rico Walentin sagte, die beiden Löschflugzeuge sollten am Freitag bis in die Abendstunden weiter im Einsatz bleiben. „Unsere Hoffnung ist, dass dann nichts mehr passieren kann und es zu keiner weiteren Ausbreitung mehr kommt.“ Das hänge vom Erfolg der Löschflugzeuge ab.

Insgesamt rund 35 Hektar Fläche betroffen

Insgesamt waren nach Angaben des Landkreises Teltow-Fläming seit Ausbruch des Brandes am Mittwochabend rund 35 Hektar Fläche betroffen. Gefahr für Personen habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, teilte der Landkreis mit. Über die Warn-App NINA sei vor starker Rauchbelastung gewarnt worden.

Der Landesfeuerwehrverband in Brandenburg will aus dem Einsatz von Löschflugzeugen beim Waldbrand bei Jüterbog neue Erkenntnisse gewinnen. „Wir lernen aus diesem Einsatz“, sagte der Präsident des Verbandes, Rolf Fünning, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.

„Man muss schauen, wie wirksam war der Einsatz des Löschflugzeuges.“ Brandenburg setzt bisher auf Hubschrauber, Löschflugzeuge sind hier nicht stationiert. „Wir haben gute Erfahrung mit den Hubschraubern gemacht“, sagte Fünning. Probleme mit der Verfügbarkeit von Helikoptern von Bundeswehr und Bundespolizei habe es bislang nicht gegeben.

Die Gefahr wird weiter hoch sein.

Raimund Engel, Brandschutzbeauftrager Brandenburg

Nicht nur bei Jüterbog brannte es. Im Potsdamer Stadtteil Am Stern hat es am Donnerstagabend an sieben Stellen entlang der Autobahn 115 gebrannt. Dabei habe je Brandstelle eine Fläche zwischen 100 und 8000 Quadratmetern gebrannt, teilte ein Sprecher der Polizei am Freitag mit. Die Feuer seien inzwischen gelöscht. Die Beamten ermitteln aufgrund der Vielzahl der Brandstellen wegen des Verdachtes der Brandstiftung. Im Kreis Potsdam-Mittelmark brannten am Donnerstagabend fünf Hektar Wald.

In elf von 14 Landkreisen galt am Freitag die zweithöchste Gefahrenstufe für Waldbrände. Wegen ausgedehnter Kiefernwälder, Sandboden und geringem Niederschlag hat Brandenburg ein hohes Waldbrandrisiko. „Die Gefahr wird weiter hoch sein“, sagte Raimund Engel. Wenn dann auch noch Wind dazu kommt, könne das Risiko weiter zunehmen. Aktuell handele es sich aber noch um eine Frühsommerlage. Bei extremen Witterungslagen im Sommer könne das Risiko weiter steigen. (mit dpa)

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