Brandenburg: Wasch mir das Fell, aber – nicht hier!
Der Berliner Senat unterstützt das vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf erlassene Hundeverbot am Schlachtensee und der Krummen Lanke. Anderswo gibt es keine so massiven Probleme
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BerlinKITA SCHWEDT] - Einige Hundebesitzer sind über die Entscheidung empört, viele hundelose Berliner erleichtert. Die vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf beschlossene Sperrung der Uferwege am Schlachtensee und der Krummen Lanke für Hunde wird von der Landespolitik gutgeheißen. Im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses sagte Umweltstaatssekretär Christian Gaebler (SPD), seine Verwaltung sei sich mit dem Bezirk darüber einig, dass an den beiden Seen „die Grenze des Hundeauslaufgebiets auf den Höhenweg verlegt wird“.
Die Ufer der beiden Badeseen sollen Hunde künftig auch angeleint nicht mehr betreten. Gaebler sagte, die Ufer dürften „nicht schleichend den Hunden überlassen“ werden. Die Sorge von Hundehaltern vor zu starken Einschränkungen sei unbegründet: Zusammen mit den Auslaufgebieten am Grunewaldsee, wo die Hunde auch weiter baden dürfen, liege im Südwesten das „größte Hundeauslaufgebiet Deutschlands“. Handlungsbedarf bestehe deshalb, weil Schlachtensee und Krumme Lanke ihre „Badewasserqualität“ behalten sollten und nicht wie der Grunewaldsee durch Hundekot belastet werden. Problematisch sei die Erhaltung der Wasserqualität deshalb, weil die BSR nicht für die Wälder zuständig ist, sodass die Hinterlassenschaften der Vierbeiner oftmals liegen blieben. Die Aufstellung von Hundekotbehältern reiche als Abhilfe nicht aus, weil diese von Flaneuren und Badenden auch zur Entsorgung anderer Abfälle genutzt würden.
Als direkte Krankheitsüberträger kommen badende Hunde nach Einschätzung mehrerer Veterinäre kaum in Betracht. Allerdings leidet die Wasserqualität unter Fäkalien, die bei Regen von den Ufern in die Seen gespült werden.
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) sagte im Parlament, dass es „gemessen an der Hundedichte zu wenig Auslaufgebiete gibt“. Deshalb sei der Druck im Südwesten der Stadt besonders groß. Er halte es daher für „sinnvoll, auch in anderen Gebieten der Stadt Auslaufgebiete einzurichten“. Bisher konzentrierten sich die Auslaufgebiete auf den Grunewald als größte der insgesamt in Berlin bestehenden Auslaufflächen für Hunde von 1250 Hektar. Sieben der anderen acht Auslaufgebiete liegen ebenfalls in den westlichen Bezirken, eines in Pankow. Hinzu kommen drei spezielle Flächen auf dem Tempelhofer Feld.
Das Problem an den Grunewaldseen ist alt. Seit Jahren klagen die Forsten über massive Erosion an den teils steilen Hängen oberhalb der Ufer, weil Hunde Baumwurzeln ausgraben. Immer wieder mussten Areale zeitweise umzäunt werden, „um Wunden zu heilen“, sagt ein Sprecher. Das Gros der Probleme werde von Hunden verursacht, obwohl auch Menschen, nicht zuletzt Mountainbiker, der Natur zusetzten. Die hundebedingten Probleme gebe es in diesem Ausmaß aber an keinem anderen Gewässer.
Das einzige weitere Auslaufgebiet mit Wasserzugang befindet sich in Pichelswerder an der Havel und ebenfalls im Bereich der Forsten. Für die anderen Gewässer in Spandau sind nach Auskunft des Bezirksamts keine speziellen Probleme bekannt. Anders ist die Situation in Pankow, wo Ordnungsstadtrat Torsten Kühne (CDU) von „flächendeckenden Nutzungskonflikten“ in Grünanlagen sowie von regelmäßigen Bürgerbeschwerden berichtet, weil Hunde vom nahen Auslaufgebiet Arkenberge Tiere und Pflanzen in einem als Biotop geschützten Gewässer stören und Besucher belästigen. Und „im Park um den Weißen See herum sind die üblichen Beschwerden gegenüber Hunden zu verzeichnen“. Probleme mit der Wasserqualität und hundebedingten Schäden an der Ufervegetation gebe es dort aber nicht.
Der Tierschutzbeauftragte des Landes, Horst Spielmann, bedauert die „Einzellösung“ des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, weil mit der Neufassung des Hundegesetzes auch die Auslaufgebiete neu geregelt werden sollen. Der Gesetzentwurf befindet sich nach jahrelangem „Bello-Dialog“ laut der Justizverwaltung noch in der Abstimmung. An den grundsätzlichen Regeln werde sich wohl nichts ändern, heißt es. Stefan Jacobs, Ralf Schönball
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