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Brandenburg: Wer soll die Wippe wuppen?

Jetzt ist das Bundesbauamt am Zug, heißt es in Berlin nach dem Durchbruch zum Bau des Einheitsdenkmals. Wir können sofort loslegen, sagt der Architekt

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Berlin - Wie geht es jetzt weiter, nachdem die Fraktionen von Union und SPD im Bundestag nach langem Hin und Her nun endgültig den Bau des Einheits- und Freiheitsdenkmals vor dem Humboldtforum realisieren wollen? Lässt sich die Einheitswippe oder -waage, wie das Denkmal im Volksmund heißt, bis 2020 verwirklichen, wenn sich der Mauerfall zum dreißigsten Male jährt? Architekt Johannes Milla, Chef der Stuttgarter Kommunikationsagentur „Milla & Partner“, die den Siegerentwurf einreichte, ist optimistisch. „Wir können sofort loslegen“, sagt er. Und auch Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe hält eine Bauzeit von drei Jahren für „ehrgeizig, aber realistisch“.

Wichtige Voraussetzungen sind geschaffen. Die Entwurfs- und Detailplanung für die riesige begehbare Schale unter dem Motto „Bürger in Bewegung“ hat Johannes Millas Agentur zusammen mit ihrem Partner, dem Architekten Sebastian Letz, bereits abgeschlossen. Die Pläne wurden von allen zuständigen Behörden geprüft und für gut befunden, die Baugenehmigung liegt seit eineinhalb Jahren vor. Der nächste Schritt sei nun die Ausführungsplanung, sagt Milla. Aber auch diese sowie den anschließenden Bau könne man zügig vorantreiben – zumal alles aus einer Hand erfolge.

Millas Sieger-Agentur wurde vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung vertraglich beauftragt, die Einheitswaage als Generalunternehmer zu einem fixen Preis von rund elf Millionen Euro zu errichten. Die Baubehörden von Berlin und Bund müssen sich folglich um konkrete Baufortschritte nicht kümmern. Auch die oft langwierigen Ausschreibungen von Bauaufträgen muss Millas Agentur erledigen. Erfahrung habe er mit alledem mehr als genug, versichert der Firmenchef. Im Auftrag der Bundesregierung hat seine Agentur 2010 den Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Shanghai geplant und gebaut sowie den Deutschen Pavillon auf der Expo 2015 in Mailand.

Eine Voraussetzung für den zügigen Bau des Einheitsdenkmals könne er allerdings nicht beeinflussen, schränkt Johannes Milla ein. „Auch die parlamentarischen Gremien der Großen Koalition müssen rasch die nächsten entscheidenden Schritte unternehmen.“ Die Koalitionsfraktionen gaben zwar am Dienstag grünes Licht, aber es gilt noch immer ein Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestages vom April 2016, dessen Mitglieder das Vorhaben wegen einer angeblichen „Kostenexplosion“, wie es hieß, vorerst gestoppt hatten. Sie gingen damals davon aus, dass elf Millionen Euro nicht reichen würden. Vor allem die Sanierung der Gewölbe unter dem Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Denkmals, auf dem die Einheitswaage entstehen soll, erfordere bis zu vier Millionen Euro mehr. Für viele Beobachter schwer nachvollziehbar, bewilligte der Ausschuss aber zugleich 18,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kolonnaden, die einst das Nationaldenkmal umringten.

„Diese Beschlüsse müssen wohl zuallererst rückgängig gemacht werden“, sagt Johannes Milla. Zugleich gibt er sich zuversichtlich, „dass elf Millionen Euro reichen“. Die historischen Gewölbe unter dem Sockel seien ja schon längst saniert. Auch in der SPD-Bundestagsfraktion hieß es am Mittwoch, nun müssten wohl die Haushälter einen Rückzieher machen. Und Kulturstaatsministerin Monika Grütters teilte mit, die Bundesregierung müsse den Bundestag nun „formell neu beauftragen“, das Projekt fortzusetzen. Dazu sei ein Beschluss im Plenum nötig. Außerdem müsse das Parlament die Finanzierung erneut sicherstellen. Die Zusammenarbeit mit der Agentur „Milla & Partner“ übernimmt das Bundesbauamt. Dort hieß es gestern: „Wir warten den nächsten Schritt des Bundes ab.“

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