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Ein Software-Update hat das Verkehrsleitsystem des Flughafen Tegel lahm gelegt. -

© dpa

"Ich war nur noch genervt": Wie Fluggäste die technischen Störungen am Berliner Flughafen Tegel aufnahmen

Die meisten Passagiere reagieren auf die Störungen am Flughafen Tegel gelassen, einige wenige regen sich lauthals auf. Und einige starten nun viel später in den Urlaub. Erst am Nachmittag entspannte sich die Situation.

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Sie versuchten, das Problem einfach wegzulächeln. "Was bleibt uns auch anderes übrig", sagten die beiden, als sie ihre Koffer wieder gen Ausgang rollten. Drei Stunden hatten die Marksteins zuvor am Schalter von Air France und KLM im Flughafen Tegel verbracht, weil es mit ihrem Flug einfach nicht losgehen sollte. Über Amsterdam sollte es für die Marksteins zum Urlaub nach Mexiko gehen. Doch daraus wurde erstmal nichts. Dagmar und Uwe Markstein gehörten am Freitagmorgen zu den Passagieren, die von den Störungen am schlimmsten betroffen waren. Ein Problem mit dem Verkehrsleitsystem der Deutschen Flugsicherung (DFS) führten bis zum Nachmittag zu Verspätungen im gesamten Flugverkehr.

Seit 6.00 Uhr hatten sich die Starts und Landungen der meisten Flügen um etwa eineinhalb bis zwei Stunden verzögert. Sieben Flüge - darunter der, den sich auch die Marksteins ausgesucht hatten - wurden sogar gestrichen. "Zum Anfang waren wir schon genervt, schließlich haben wir uns so auf den Urlaub gefreut", sagte Dagmar Markstein. "Aber irgendwann nimmt man es hin. Man kann ja eh nichts dran ändern."

So wie das Pärchen aus Altlandsberg reagierte der Großteil der betroffenen Fluggäste, so dass das große Chaos ausblieb. "Meine Verspätung hielt sich eigentlich noch in Grenzen", sagte eine Passagierin, die gerade mit einem Flieger der Air Berlin aus Zürich gelandet war. "Aber ich war eine ganze Zeit lang nur noch genervt, weil uns nichts mitgeteilt wurde." Erst im Flugzeug hatte man die junge Frau über die Probleme in Tegel informiert, beinahe zwei Stunden musste sie auf dem Rollfeld in Zürich warten.

In Tegel selbst wurden die Fluggäste via Lautsprecherdurchsagen informiert, auf den Anzeigetafeln hingegen wurden die Verspätung größtenteils nicht ausgewiesen. Ursache der Störungen war ein Software-Update, das in der Nacht zu Freitag vorgenommen wurde, sagte ein DFS-Sprecher. Seinen Angaben zufolge gäbe es solche Updates häufiger, Fehler treten aber eher selten auf. Diesmal habe das Aufspielen der neuen Software jedoch nicht komplett hingehauen. Erst gegen Mittag funktionierte das System wieder problemlos - die Lage entspannte sich allmählich.

Bei einigen wenigen Fluggästen konnte da von Entspannung hingegen noch nicht die Rede sein. An den Schaltern redeten und schimpften sie teilweise auf das Bodenpersonal ein. "Es kann doch wohl nicht sein, dass man uns so lange warten lässt und wir nicht wissen, wann es weitergeht", sagte ein Passagier, der ebenfalls nach Mexiko reisen wollte. Bis zu vier Stunden standen die Gäste der gestrichenen Flüge teilweise an, bis man sie auf eine andere Maschine umgebucht hatte. Der größte Andrang und die größte Aufregung herrschte bei den Fluglinien Air France und KLM.

Dass Familie Markstein ihr Schicksal trotz der langen Wartezeit letztlich so ruhig hinnahm, mag daran gelegen haben, dass sie krisenerprobt sind. Bei ihrer letzten Fernreise im Winter hatte das Eis- und Schneechaos ihre Reise in die Dominikanische Republik beeinträchtigt, diesmal sind es eben Computerprobleme. "So schnell fliegen wir sicher nicht mehr. Ich habe langsam genug davon", sagte Uwe Markstein. "Aber diesen Urlaub nach Mexiko ziehen wir noch durch."

Statt am Freitag um 10.15 Uhr geht es für ihn und seine Frau jetzt erst am Samstagmorgen um 10.15 Uhr los Richtung Cancun - dann nicht nur mit Stopp in Amsterdam, sondern zusätzlich noch in Mexiko-City. "Dadurch beginnt der Urlaub zwei Tage später, als geplant", sagt Frau Markstein, die eine Sonnenbrille im kurzen, dunklen Haar trägt. Die Nacht von Freitag auf Samstag werden die Marksteins in einem Hotel in Flughafen-Nähe verbringen. Tegel statt Cancun , "das hatten wir uns sicher anders vorgestellt", sagt Dagmar Markstein. Ihr anfangs noch freundliches Lächeln war inzwischen einem etwas gequälten gewichen. (mit AFP/dapd)

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