Brandenburg: Wieder am Start
Die Flughäfen Schönefeld und Berlin-Tegel kommen in Bewegung. Am Boden, in der Luft – und jetzt auch in der Nacht
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Berlin/Schönefeld - Langsam erwacht der Flughafen Berlin-Tegel wieder zum Leben. Nicht mehr hinter allen auf der großen Tafel angezeigten Flügen stand am Dienstag „gestrichen“, es kamen wieder Reisende an, mit sichtbar erleichterten Gesichtern. Vom Regelbetrieb ist der Flughafen aber weit entfernt. Der Luftraum war offiziell bis 20 Uhr gesperrt. Passagiere bleiben aufgefordert, sich im Internet oder telefonisch zu informieren, ob ihr Flug startet. Die Lufthansa konzentrierte sich gestern auf ihre Langstrecken und hatte darum nur wenige Berlin-Flüge im Angebot, während bei Air Berlin nur noch einzelne Flüge gestrichen waren. Auch in Schönefeld in Dahme-Spreewald wurde vereinzelt geflogen, größtenteils waren es aber Überführungsflüge ohne Passagiere, hieß es.
Trotzdem waren nur wenige Menschen mit Koffern unterwegs. Die meisten Maschinen, die landeten, kamen aus dem Inland. Noch immer bildeten sich die längsten Schlangen an den Schaltern der Fluggesellschaften. Ein älteres Ehepaar aus Düsseldorf buchte seinen Flug vom Abend auf den Mittag um – weil sie befürchteten, die Flugerlaubnis sei nicht von Dauer. Andere wollten nur noch ihr Geld zurück, weil sie inzwischen Zugtickets nach Hause oder den Urlaub gestrichen hatten. Verärgert waren die wenigsten. „Es kann ja niemand etwas dafür“, sagte eine.
Etwas anderes als Warten blieb auch Mo Sadjadi nicht übrig. Der Taxifahrer hatte im Internet gelesen, dass wieder Flugzeuge landen sollten und war zum ersten Mal seit Tagen nach Tegel gefahren. Gemeinsam mit gut zwanzig Kollegen wartete er stundenlang vor Terminal C. „Es wurde wieder alles gestrichen oder verschoben“, sagte der 56-Jährige. Am Wochenende war es ihm in Berlin Mitte nicht viel besser ergangen, wo der Konkurrenzkampf viel größer war als sonst. „Die Haltestellen waren überfüllt und die Wartezeiten sehr lang“, erzählte Sadjadi. Normalerweise hat er pro Schicht mindestens zehn Fahrgäste. Am Wochenende waren es höchstens fünf. „Es wird finanziell ein sehr schwieriger Monat“, sagte er.
Kurz darauf landete eine der Maschinen, auf die Mo Sadjadi gewartet hatte. Doch aus der Boeing aus Moskau stieg nur eine Passagierin aus. „Ich wurde von drei Stewardessen bedient“, erzählte Natalia Lomakina. Offenbar hatte die russische Fluggesellschaft Transaero Probleme, ihre Passagiere schnell davon zu überzeugen, dass geflogen wird. Die 30-jährige Ukrainerin, die in Moskau für eine deutsche Firma arbeitet, wollte eigentlich das Wochenende in Berlin verbringen, bevor sie weiter zur Messe nach München fliegt. Die Zeit in Berlin fiel nun für sie aus.
Auch Osama Hajjir hatte erst wenige Stunden vor dem Abflug endlich Sicherheit von Air Berlin. Der 24-Jährige aus Tiergarten hatte seinen Onkel in Kairo besucht und seit Samstag dort festgesessen. Genießen konnte er die zusätzliche Zeit nicht. „Dieses ganze Hin und Her war sehr anstrengend“, erzählte er. Noch nie habe er so intensiv die Nachrichten verfolgt. Erleichtert machte sich Osama Hajjir direkt auf den Weg zu seinem Seminar an der Uni in Frankfurt/Oder, wo er seine Teilnahme eigentlich bereits abgesagt hatte.
Damit es möglichst schnell vielen Reisenden wie ihm ergeht, dürfen Flugzeuge in Tegel in den nächsten Nächten, wie berichtet, ausnahmsweise durchgehend starten und landen. Normal endet der Betrieb spätestens um 24 Uhr und beginnt wieder um 6 Uhr. Vorwiegend sollen bei Nachtflügen die sogenannten Randzeiten genutzt werden, kündigte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) an. In der Nacht zu Dienstag hatte es vier Flüge gegeben. Auch nachts stünden für ankommende Fluggäste genügend Taxis bereit oder seien schnell am Flughafen, versicherte Detlev Freutel vom Taxi-Verband Berlin. Und auch die BVG will bei Bedarf in der Nacht Zusatzbusse zum Flughafen schicken, die dann bis zum Bahnhof Zoo fahren, sagte Unternehmenssprecherin Petra Reetz. Klaus Kurpjuweit/Anke Myrrhe
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