Brandenburg: Woche der Entscheidung für den BER
Technikchef prüft, ob Rückbauten nötig sind – und der Eröffnungstermin zu halten ist. Noch signalisieren die Bauherren Zuversicht
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Schönefeld - Es ist die Woche der Entscheidungen über die Zukunft des Hauptstadtflughafens BER. Möglicherweise droht nach den diversen verschobenen Eröffnungen nun die nächste Pleite. Am gestrigen Montag kam der Technik-Chef der Flughafengesellschaft, Horst Amann, mit Bauexperten und Firmenvertretern zu einer ganzen Reihe von Krisensitzungen zusammen. Noch in dieser Woche soll es Ergebnisse geben. Flughafensprecher Ralf Kunkel sagte, es gehe jetzt darum, sich Klarheit zu verschaffen.
Anlass ist ein Schreiben der Brandschutz-Ingenieurfirma HHP Berlin an Amann von Ende Oktober. Darin werden Abweichungen zwischen Brandschutzkonzept, Baugenehmigung und baulicher Realisierung des Flughafens festgestellt. Deshalb sehen die Experten die bereits auf 27. Oktober 2013 verschobene Eröffnung kritisch. Konkret geht es um Probleme bei der Entrauchungsanlage in der Gepäckausgabehalle, die Sprinkleranlage, aber auch bei den Stahlträgern. Bei der Entrauchungsanlage pocht die zuständige Bauordnungsbehörde im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald auf Einhaltung der Pläne, die Gutachter halten deshalb nicht unerhebliche Umbauten für notwendig. Selbst ursprünglich vorgesehene Abluftkanäle fehlen offenbar. Im schlimmsten Fall müsste auch die Sprinkleranlage wieder herausgerissen werden, dann nämlich, wenn Gutachter nicht nachweisen können, dass die Anlage funktionsfähig ist. Dem Vernehmen nach gibt es bislang keine Belege dafür, dass die Stahlträger der Sprinkleranlage bei einem Brandfall der Hitze standhalten.
Irritiert ist die BER-Führung aber, weil trotz monatelanger Prüfung durch Amann bislang keine Rede von den nun benannten Probleme war. Weil Amann, der im August nach dem BER-Desaster seinen Dienst als Technik-Chef antrat, auf Nummer sicher gehen wollte, hatte er bei HHP eine schriftliche Stellungnahme angefordert. Noch vor wenigen Wochen hieß es, bei der Entrauchungsanlage, die nicht funktioniert hatte und deretwegen die Eröffnung offiziell verschoben werden musste, hätten die Fachleute Entwarnung gegeben: Eine Demontage oder ein Komplettumbau sei nicht nötig. Lediglich an vier Stellen im Terminal sollte die geschossübergreifende Entrauchung auf eine Ein-Etagen-Anlage umgebaut werden. Im Oktober hieß es noch, dass ab Mitte November die Arbeiten auf der Baustelle wieder auf Hochtouren gefahren würden. Das Warnschreiben der Brandschutzexperten könnte nun wieder alles durcheinanderbringen. Das Bauordnungsamt bleibt beim Brandschutz unerbittlich. Der zuständige Vize-Landrat von Dahme-Spreewald, Carl-Heinz Klinkmüller (CDU), sagte, er lasse gern mit sich reden, wenn im Zuge des Baus Änderungen vorgenommen werden müssten. „Ich brauche aber den Nachweis, dass das funktioniert, wenn nicht, muss zurückgebaut werden.“ Sollte Amann zu diesem Ergebnis kommen, wäre auch sein bisheriger Zeitplan hinfällig. Intern wird bei einem Umbau mit Extra-Kosten von bis zu fünf Millionen Euro gerechnet.
Nachdem am Wochenende schon die beiden Gesellschafter Berlin und Brandenburg das Gutachten nicht inhaltlich bewerten wollten, sondern Amann nur ihr Vertrauen ausgesprochen hatten, blieb auch der Bund am Montag zurückhaltend. Zunächst müsste das Ergebnis der Prüfung durch Amann abgewartet werden.
Wegen der neuen Probleme gerät Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) aber in Bedrängnis. Die Opposition wirft ihm als Vize-Chef des BER-Aufsichtsrats und der Flughafengeschäftsführung Täuschung vor. Beide hätten nach der Aufsichtsratssitzung am 1. November den Eindruck erweckt, es gehe wie geplant voran. „Keine zehn Tage später erfährt die Öffentlichkeit wiederum aus der Presse, dass dies nicht so ist“, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel. CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski kritisierte, dass Platzeck vor einer Woche im Hauptausschuss die Brandschutz-Probleme nicht angesprochen hat, obwohl die Warnungen bekannt waren. Zur Landtagssitzung am Mittwoch haben CDU und Grüne einen Antrag vorgelegt, in dem sie die Ablösung von BER-Geschäftsführer Rainer Schwarz und die Abberufung der Brandenburger Aufsichtsräte fordern.
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