Brandenburg: Wochenlang kein Mathe
Berlin – Angesprochen auf die Bildungsmisere in Deutschland wird Berlins Bildungssenator Klaus Böger derzeit nicht müde, auf seine vielen Reformen hinzuweisen. Manche Eltern zucken dennoch ratlos die Schultern.
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Berlin – Angesprochen auf die Bildungsmisere in Deutschland wird Berlins Bildungssenator Klaus Böger derzeit nicht müde, auf seine vielen Reformen hinzuweisen. Manche Eltern zucken dennoch ratlos die Schultern. Was haben ihre Kinder von den besten Reformen, wenn der reformierte Unterricht nicht stattfindet und eine Stunde nach der anderen ausfällt oder fachfremd vertreten wird? Diese Erfahrung machten jetzt beispielsweise Eltern einer vierten Klasse einer Grundschule in Berlin-Tempelhof. Über sieben Wochen hatten die Kinder keinen vernünftigen Mathematikunterricht; der Lehrer war krank. Der Deutschunterricht fiel bisher mehrere Wochen aus. Ebenso Musik und Kunst. In einer Woche konnte dazu kein Englisch erteilt werden, so dass die Kinder in diesen Tagen nicht einmal die Hälfte des regulären Unterrichts hatten. Nicht immer waren die Lehrer krank – in einigen Fällen waren die Pädagogen auf Fortbildung oder Klassenfahrt. Viele Stunden wurden vertreten – aber nicht kontinuierlich und oft fachfremd. Für Landeselternsprecher André Schindler ist dies ein Unding: „Bei längerem Ausfall muss fachbezogen vertreten werden.“ Zudem seien Klassenfahrten, Fortbildung oder in bestimmten Fällen auch Abwesenheit wegen Krankheit vorhersehbar und so eine vernünftige Vertretung planbar. Schindler plädiert zudem dafür, dass Berliner Schulen mit dem Unterrichtsausfall transparent umgehen und beispielsweise am schwarzen Brett aushängen, wie Stunden vertreten werden. Die Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Sigrid Baumgardt, hält nicht den Krankenstand der Pädagogen, der bei 4,5 Prozent liege, für das Hauptproblem, sondern dass Fachlehrer fehlen oder bestimmte Schultypen, wie Sonder- und Hauptschulen, nicht genügend Lehrpersonal haben. Nach Angaben der Bildungsverwaltung fallen drei Prozent des Unterrichts aus, die nicht vertreten werden können. Rund drei Viertel der Stunden, in denen der reguläre Lehrer fehlt, könne jedoch von einer anderen Lehrkraft erteilt werden. Bei 33 Wochenstunden fällt durchschnittlich in einer Klasse eine Stunde pro Woche aus. Damit liegt Berlin laut Verwaltungssprecher Kenneth Frisse im Bundesländervergleich im Mittelfeld. Sigrid Kneist
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