Brandenburg: Woidkes Generalin
In Brandenburgs SPD muss Klara Geywitz stets ran, wenn es brenzlig wird. Heute übernimmt sie den bisher schwierigsten Job
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Potsdam - Sie hätte schon Ministerin sein können. Das war 2009. Doch Klara Geywitz, heute 37, damals bereits Vize-Parteichefin der SPD Brandenburgs und als Landtagsabgeordnete profiliert, lehnte ab: Es sei zu früh, sie habe Zeit. Schon das sagt einiges über die Frau, die am heutigen Samstag zur Generalsekretärin der Landes-SPD gewählt werden soll auf Vorschlag des neuen SPD–Chefs und Ministerpräsidenten Dietmar Woidke.
Geywitz übernimmt den Posten in der bisher schwierigsten Phase für die Partei. Die Genossen sind durch die krachende Niederlage bei der Bundestagswahl und durch den plötzlichen Abtritt des Zugpferdes Matthias Platzeck stärker verunsichert als nach außen zugegeben wird. Den Testlauf hat Geywitz, einige Wochen kommissarisch im Amt, hinter sich, auch die erste Feuertaufe. Nach den internen Rollen-Absprachen übernahm sie – anstatt Woidke, der nicht mit dem Fiasko verbunden werden sollte – am Tag nach der verlorenen Bundestagswahl den Auftritt vor der Presse: Sie tat es, wie es ihre Art ist: analytisch, klar, ohne zu beschönigen, und: ohne belehrende Attitüden, zu denen ihr Vorgänger Klaus Ness neigte. Nun wird es ihr Part sein, für Woidke den Laden zusammenzuhalten und trotzdem Raum für Debatten zu geben. Sie muss die Wahlkämpfe für 2014 vorbereiten, Kommunal- und Europawahl im Frühjahr, vor allem die Landtagswahl am 20. September, bei der es für die SPD um alles geht. Geywitz ist keine, die das schreckt, im Gegenteil. Als berufstätige Mutter von drei kleinen Kindern kann sie organisieren. Es werde anstrengend, aber sie freue sich darauf, sagt sie selbst. „Meine größte Sorge ist, wie ich Einschulung und erste Schulwochen meiner Tochter und Landtagswahl hinbekomme.“ Ein Naturell, sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen, bringt sie mit.
In Brandenburgs SPD führt nach einem steten, aber leisen Aufstieg schon länger kein Weg an Geywitz vorbei, die im Landesverband beliebt, auch in der Bundespartei gut vernetzt ist, ein kurzer Draht zum Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel inbegriffen. In die SPD eingetreten war sie 1994 als Abiturientin auf dem Potsdamer Sportgymnasium, weil sie wenige Jahre nach der Wende in ihrer Heimatstadt keinen PDS-Oberbürgermeister wollte. Sie studierte Politik an der Uni Potsdam, ist seit 1998 im Stadtparlament, wo sie jetzt wegen des neuen Parteijobs ausschied. Im Landtag sitzt sie seit 2004, gewonnenes Direktmandat in Potsdam, gegen Anita Tack, sie beackerte Bildung, Wissenschaft, Finanzen, wurde zur Generalistin. So musste Geywitz in dieser Legislatur, auch eine Folge der ausgezehrten Fraktion, jedes Mal ran, wenn es brenzlig wurde: Sie leitete, anerkannt selbst von der Opposition, die Enquete-Kommission zur SED-Diktatur bis zur Geburt ihrer Zwillinge. Kaum zurück wurde sie Chefin des BER-Sonderausschusses, bietet dort Hartmut Mehdorn Paroli mit der ihr eigenen Ironie. „Die Flughafen-Finanzen wackeln wie ein Lämmerschwanz.“ Auch als Generalsekretärin nimmt sie das Florett, führt den präzise-pointierten Angriff, nicht auf die plumpe Keule.
Und nach Innen setzt sie ihre Akzente. So wird zum Parteitag erstmals seit Ewigkeiten der frühere Parteichef Steffen Reiche erscheinen, der die SPD von 1990 bis 2000 geführt hatte, von Platzeck als Minister abserviert worden war, sich verbittert zurückzog. Geywitz hat ihn eingeladen. Weil es sich so gehört.
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