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Erfolgsduo von gestern. Karl-Heinz Müller und Klaus Wowereit verkörpern die Eventmetropole Berlin. Damit lagen sie lange Zeit im Trend.

© dpa

Brandenburg: Ziemlich aus der Mode

Klaus Wowereit hat die Modemesse Bread & Butter protegiert. Nun geht er und die Messe hat Probleme

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Berlin - Karl-Heinz Müller kämpft. Der Erfinder und Regisseur der „größten Modemesse weltweit“, der Bread & Butter auf dem Flughafen Tempelhof, steckt in großen Schwierigkeiten. Viele Aussteller, die früher Schlange standen, um ein Ticket für die B&B zu bekommen, haben ihm den Rücken gekehrt. Jetzt verdichten sich Hinweise, dass die Messe im Januar abgesagt wird. Zuvor hatte Müller bei einem Branchentreffen erklärt, dass sich die Messe wirtschaftlich für ihn nicht mehr rechne. „Es ist noch nichts entschieden, es gibt nur einen Haufen Spekulationen“, erklärte Müller dieser Zeitung. Berlin wolle er aber nicht infrage stellen. Anfang nächster Woche werde er sich konkret äußern.

Erst vor zwei Tagen hatte Müller bekannt gegeben, dass die Messe nur noch eine Halle bespielen werde – von zuletzt fünf – und auf 200 Aussteller schrumpft. Geld sei mit der B&B nicht mehr zu verdienen und auch die geplante Expansion nach Seoul im nächsten September stellte der Messechef jetzt infrage. Viele Aussteller haben die Bread & Butter bereits verlassen, wie Mustang, Tiger of Sweden, Fred Perry und Fornarina Jeans. Die meisten sind zur „Panorama“ gewechselt, die ebenfalls im Januar – am Funkturm – stattfindet. Panorama-Chef Jörg Wichmann spricht von rund 60 Marken. Man habe die Ausstellungsfläche erheblich erweitert. „Wir sind jetzt so groß wie die alte Bread & Butter.“ Viele Kunden von Müller hätten die Ankündigung, nur noch eine Halle zu bespielen, als Abgesang interpretiert, „da stand bei uns das Telefon nicht mehr still“.

Müller hatte im Sommer angekündigt, die B&B wieder nach Barcelona zu verlegen. Offenbar reagierte er auf ein schwindendes Interesse an seiner Messe, hatte die Zeichen aber völlig falsch interpretiert. Nach Barcelona wollten die meisten Aussteller nicht. Müller machte notgedrungen einen Rückzieher und verlor weiteren Rückhalt. Müller selbst hatte zu Beginn seiner Startup-Karriere der Kölner Messe „Interjeans“ die Kunden abgejagt, galt als cooler Newcomer, der das trockene Messegeschäft in eine wilde Lifestyle-Party verwandelt. Auf der Höhe seines Erfolgs 2010 erklärte er: „Wir sind die Premier League“. Nun hat die Messe offenbar wieder die Oberhand in Sachen Mode. Die „Panorama“ war ganz klein in Schönefeld gestartet und 2013 an den Funkturm umgezogen.

„Die Party-Zeiten sind vorbei“, sagt Panorama-Chef Wichmann. „Unsere Marken verdienen Geld mit dem, was sie tun.“ Der Erfolg der Panorama sei vielleicht ein Symbol für den Wandel Berlins weg von der Partyhauptstadt hin zur Businessmetropole. Auch der Rücktritt vom „Regierenden Partymeister“ Klaus Wowereit passe da hinein. Gleich nach der Schließung des Flughafens Tempelhof hatte sich Müller bei Klaus Wowereit persönlich um den Standort beworben. Als in der Öffentlichkeit noch diskutiert werde, was man alles mit dem Flughafen anstellen könnte, handelte die Berliner Immobilienmanagement (BIM) 2009 hinter den Kulissen den Mietvertrag für die Hangars aus. Die CDU kritisierte das heimliche Vorgehen heftig.

Der Vertrag gilt bis 2019. Eine Ausstiegsklausel gebe es nicht, heißt es. Findet die Messe nicht statt, müsste Müller weiter zahlen. Der derzeitige Vermieter, die landeseigene Tempelhof Projekt-Gesellschaft, wollte sich zum Thema B&B nicht äußern. T. Loy, G. Thönnissen

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