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Das Lernen lernen. Im Osten Deutschlands galt die Förderschule lange als geschützter Raum. Der Preis dafür ist, die meisten Schüler erreichen keinen regulären Abschluss. Im Westen meiden Eltern die dortigen  der Name verrät es  Sonderschulen.

© Heimann/ ddp

Brandenburg: Zu viele Schulabbrecher in Brandenburg

Das Land rangiert wegen der Förderschulen im Vergleich auf den hinteren Plätzen – es ist ein Ost-Problem

Stand:

Gütersloh/Potsdam  - Die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss ist in Brandenburg gestiegen. Von 1999 bis 2008 nahm der Anteil derjenigen, die nicht einmal einen Hauptschulabschluss schafften, von 8,4 auf 10,6 Prozent zu. Damit liegt Brandenburg deutlich über dem deutschlandweiten Quote, die sogar um knapp zwei Prozentpunkte auf 7,5 Prozent sank. Bundesweit rangiert Brandenburg damit wie alle neuen Bundesländer auf einem hinteren Platz, wie eine am Freitag vorgestellte Studie der Bertelsmann Stiftung ergab. Die höchste Quote in Ostdeutschland hat Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 18 Prozent und ist damit auch bundesweites Schlusslicht. Schlechter als Brandenburg schneiden auch Sachsen und Sachsen-Anhalt ab, am besten unter den neuen Länder ist Thüringen mit einer Abbrecherquote von 9,4 Prozent. Im Westen liegen Werte zwischen knapp 9 Prozent in Hamburg und 5,6 Prozent in Baden-Württemberg. 

Das für Bildung zuständige Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, betonte: „Es ist eine Katastrophe, dass so viele junge Menschen ohne Schulabschluss dastehen.“ Das Problem daran: Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind für Schulabbrecher mies. Ihnen steht eine düstere Zukunft mit Niedriglohn und Arbeitslosigkeit bevor.

In Brandenburg selbst liegt der Anteil der Schulabbrecher in den Landkreisen weit auseinander. Schlusslichter sind Uckermark, Prignitz, Oder-Spree und Frankfurt (Oder) mit einer Quote von 13 Prozent. Am besten schneidet Potsdam-Mittelmark mit 8 Prozent ab, dahinter folgen Oberhavel 8,3 und Spree-Neiße mit 9,1 Prozent. Potsdam rangiert mit 10,8 Prozent im hinteren Mittelfeld.

Die Bildungsexpertin der Grüne-Landtagsfraktion, Marie Luise von Halem, erklärte, die Ergebnisse zeigten die Misere des Brandenburger Bildungswesens. Das Geld für das Schüler-Bafög hätte eher in individuelle Förderung und Qualitätsverbesserung verwendet werden sollen.

Allerdings taugt das Thema kaum für politische Schuldzuweisungen. Selbst das brandenburgische Bildungsministerium nannte das schlechte Abschneiden unbefriedigend. „Wir sehen seit Jahren einen Anstieg, der vor allem an der steigenden Zahl von Förderschülern ohne Abschluss liegt“, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Dies sei auch ein ostdeutsches Problem, Förderschulen hätten bei Eltern in den neuen Ländern einen besseren Ruf als im Westen. Problematisch sei, dass Förderschüler in der Regeln – laut Studie zu 95 Prozent – nicht einmal einen regulären Schulabschluss erreichten. Tatsächlich machen sie zwei Drittel aller Schulabbrecher aus, der Rest kommt von Ober- oder Gesamtschulen.

Um gegenzusteuern setzt das Bildungsministerium verstärkt auf die Integration von Förderschülern an regulären Einrichtungen, damit sie einen Hauptschulabschluss erreichen. „Die Förderschule ist eine Sackgasse. Unser Ansatz ist, wir müssen die Schüler dort rausholen, damit sie eine Chance erhalten.“ Inzwischen gäbe es Pilotversuche etwa mit Feriencamps für lernschwache Schüler. Seit 2007 und bis 2013 stünden zudem 25 Millionen Euro bereit für Schulprojekte zur Berufsorientierung, zum Praxis-Lernen oder zur Stärkung sozialer Kompetenzen. Wenn die schwächsten Schüler „immer nur hören, dass sie nichts können, ziehen sie sich zurück“. Alexander Fröhlich

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