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Landeshauptstadt: Auf eigene Faust

Die Potsdamer sind im Urlaub und die Urlauber in Potsdam – die Touristen-Hochsaison hat unverkennbar begonnen. Viele Reisende entdecken die Stadt am liebsten individuell

Von Katharina Wiechers

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Wer in diesen Tagen die Brandenburger Straße entlanggeht, durch das Holländische Viertel spaziert oder im Park Sanssouci radelt, kann es kaum übersehen und überhören: Die Touristen sind da! Sie kommen aus den Niederlanden, Großbritannien oder der Schweiz – aber auch immer mehr Chinesen und Russen entdecken Potsdam für sich. Die PNN haben sich bei Museen, Schlössern und Tourismusunternehmen umgehört, wie die diesjährige Saison angelaufen ist.

Museen

Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) hat mit Beginn der Ferien vor gut zwei Wochen ein regelrechter Bevölkerungsaustausch stattgefunden, wie Sprecherin Antje Frank sagt. Während zur Schulzeit täglich busseweise Schülergruppen die Dauerausstellung über 900 Jahre Brandenburg ansehen und an dem Projekt „Ein Tag in Potsdam“ teilnehmen, kommen in den Ferien vor allem Touristen in das Museum am Neuen Markt. Die wenigsten sind Teil einer Gruppe, sondern auf eigene Faust unterwegs, so Frank. „Es kommen auch viele Familien. Für die Kleinen ist das keine Strafe, schließlich haben wir einen Kinderaudioguide.“ Im Potsdam Museum, das sich auf die Geschichte der Landeshauptstadt konzentriert, merkt man die Ferienzeit hingegen weniger, die Zahlen seien stabil, wie Stadtsprecher Markus Klier sagt. Besonders gut besucht seien die Veranstaltungen zur aktuellen Sonderausstellung „Zu Hause im Krieg – im Krieg zu Hause“, die anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges gezeigt wird. Angeboten wird in dem Haus am Alten Markt auch ein Ferienprogramm für Kinder, wie etwa „Ferien mit Fritzi“, „Kinderführung Potsdam entdecken“ oder „Gemalte Geschichte. Potsdam in Bildern“. Allerdings sind diese Programme eher bei Regen interessant – beim derzeit vorherrschenden Sommerwetter würden sie weniger angenommen, so Klier.

Die Schlösser

Kaum ein Potsdam-Besucher lässt sich Sanssouci entgehen, aber dennoch sind die Besucherzahlen bei der Schlösserstiftung insgesamt leicht zurückgegangen – nämlich um 1,9 Prozent, wie der Marketingchef der Stiftung, Heinz Buri, sagt. Aus seiner Sicht hat dies vor allem mit den Baustellen am Neuen Palais und am Schloss Cecilienhof zu tun. Vor allem bei Ersterem sind wichtige Räume wie der Marmor- oder der Grottensaal gerade nicht zugänglich. Buri hat auch Zahlen parat: 156 000 Gäste besuchten im ersten Halbjahr Schloss Sanssouci, 68 000 das Schloss Cecilienhof und 62 000 das Neue Palais. Betrübt über den Rückgang ist man bei der Stiftung nicht allzu sehr, denn trotz allem kam mehr Geld in die Kassen: Die Einnahmen durch Schlossbesucher stiegen um 1,75 Prozent – was womöglich am neuen Kombiticket liegt: Wer in Sanssouci 19 statt 12 Euro Eintritt zahlt, kann am selben Tag noch sämtliche andere Potsdamer Schlösser besuchen.

Das Landtagsschloss

Seinen ersten Hochsommer als Touristenattraktion erlebt das im Januar eröffnete Landtagsschloss. Bei Stadtführern gehört es schon länger zum Repertoire, mittlerweile machen auch immer mehr Individualtouristen und Reisegruppen einen Abstecher zum wiederaufgebauten Schloss. Allerdings ist es wegen seiner Nutzung als Landtag nur unter der Woche geöffnet, am Wochenende ist im Innenhof Schluss. An Spitzentagen kämen mittlerweile bis zu 1000 Gäste täglich, sagt Landtagssprecherin Susanne Langer. Die meisten seien es an sonnigen Ferientagen. Zu den Gästen zählen neben klassischen Touristen auch Rentner-, Freizeit- und Vereinsgruppen sowie Besuchergruppen der Abgeordneten, die meist aus den jeweiligen Wahlkreisen anreisen.

Stadtführer

Der Potsdam Tourismus Service, der im Auftrag der Verwaltung das Stadtmarketing betreibt, ist zufrieden mit den Buchungen der Touren – das Callcenter berichte von regem Interesse, wie PTS-Sprecherin Birgit Kunkel sagt. Vor allem Individualreisende kämen zurzeit, Gruppenreisen gebe es eher im Frühling oder Herbst. Weniger Zulauf haben hingegen die privaten Stadtführer von der Vereinigung „Potsdam im Team“. Einige Klassiker laufen zwar ganz gut, wie Gabriele Fairon berichtet. Oft würden Touren aber auch nur von einem oder zwei Gästen gebucht. Auch die Anbieter von Bus-Rundfahrten sind nicht alle zufrieden. So seien mittlerweile viel zu viele Fahrzeuge in der Stadt unterwegs, beklagt sich Hagen Wolff vom Unternehmen „Kaiser Tour“. Viele Busse mit 80 Sitzplätzen seien deshalb mit nur zehn Gästen besetzt. Und er beobachte auch immer öfter, dass Touristen angesichts des Überangebots entnervt abwinken und die Stadt lieber zu Fuß oder mit dem Rad erkunden.

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