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Letzte Chance. Das Filmmuseum in der Breiten Straße schließt für mehr als ein Jahr. Nur noch an diesem Wochenende ist das Haus noch geöffnet, am 4. März beginnt der Abbau der mehr als 500 Ausstellungsexponate.

© Patrick Pleul

Landeshauptstadt: Auszeit für Hippiebett und Projektoren

Eine Ausstellung wird eingemottet: Für mindestens ein Jahr verschwindet das Filmmuseum im Archiv

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Innenstadt - Auszeit für Cineasten: Das Filmmuseum in Potsdam schließt für mehr als ein Jahr. An diesem Wochenende ist das Haus im Herzen der Landeshauptstadt noch geöffnet, am Montag beginnt der Abbau. Das Kino bleibt noch ein paar Tage länger geöffnet – bis am 8. März die bis zu rund 500 Kilogramm schweren Projektoren und Schnittmaschinen mithilfe von Hebebühnen und Schwerlasttransportern weggebracht werden. Im Anschluss beginnen Sanierungsarbeiten, die vor allem den Brandschutz in dem früheren königlichen Pferdestall verbessern sollen. Mehr als 500 Exponate werden dafür „eingemottet“ – ein Kraftakt für das Museum.

Das Hippiebett aus „Paul und Paula“, Briefe an Kino-Legende Zarah Leander, der silberne Bär von Regisseur Andreas Dresen oder das goldene Bambi von Daniel Brühl verschwinden für die Zeit der Bauarbeiten im Depot in Bornstedt. Ebenso ergeht es Kostümen und Requisiten von Filmen, die in Babelsberg gedreht worden sind. Dort lagern mehr als eine Million Zeugnisse der mehr als 100-jährigen Filmgeschichte von Potsdam und dem Studio, berichtet Museumssprecherin Christine Handke.

„Rund 300 000 Euro kosten Einlagerung und Umzug“, erklärt Handke. „Hinzu kommen Einnahmeeinbußen von mehr als 200 000 Euro. Das ist für uns kaum zu stemmen.“ Das Museum, das zur Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) gehört, muss die Ausgaben aber wohl alleine tragen. „Die Hochschule hat versucht, Gelder zu akquirieren – bislang erfolglos“, schildert die Sprecherin. Die Sanierung zahlt die Schlösserstiftung, Eigentümerin des Marstalls. Da dieser nicht das einzige historische Gebäude ist, dessen Brandschutz die Stiftung verbessern muss, kein leichter Akt. Hinzu kommen Umbauten, die Behinderten den Besuch erleichtern.

Rund 1,8 Millionen Euro sind für die Arbeiten im Filmmuseum laut Stiftung veranschlagt – rund 1,5 Millionen verschlingt der Brandschutz. Bund und Land sind an den Kosten beteiligt, weil die Mittel aus einem Sonderinvestitionsprogramm stammen. Dieses wird zur Hälfte vom Bund finanziert, die restlichen 50 Prozent teilen sich Berlin und Brandenburg, erläutert Sprecher Hans-Georg Moek vom Kulturministerium Brandenburg – Brandenburg schultere dabei den größeren Teil.

Das frühere Filmmuseum der DDR wird bereits zum zweiten Mal seit der Wiedervereinigung für Brandschutzarbeiten geschlossen. 1993 kostete der Umbau damals den Angaben nach rund 4,8 Millionen D-Mark. „Es gibt immer wieder neue Auflagen zur Sicherheit“, erklärt Handke die erneute Zwangspause.

„Generell genießen Gebäude einen gewissen Bestandsschutz“, sagt Jan-Dirk Förster vom Infrastrukturministerium. Es gebe aber auch Fälle, in denen Untere Baubehörde und Feuerwehr Änderungen aus „Gründen der Gefahrenabwehr“ verlangten. „Solche Entscheidung sollten mit etwas Fingerspitzengefühl getroffen werden“, betont der Leiter der Obersten Bauaufsicht. Häufig verlangten auch die Versicherungen eine Verbesserung des Brandschutzes, so der Städte- und Gemeindebund Brandenburg. Kommunale Einrichtungen müssten die finanziellen Folgen stemmen. „Natürlich ist dass misslich und teuer – aber letztlich geht es um die Sicherheit“, sagt Geschäftsführer Karl-Ludwig Böttcher.

Das Filmmuseum in Potsdam wird voraussichtlich im April 2014 wieder öffnen. „Wir sind aber auch in der Zwischenzeit nicht ganz weg von Fenster“, betont Handke. Die 14 Museumsmitarbeiter kommen in der HFF unter und planen beispielsweise Filmaufführungen.

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