Von Kay Grimmer und Sabine Schicketanz: Babelsberger Oscar-Erfolg ungebrochen
Dritte Hollywood-Auszeichnung in Folge für Produktion der traditionsreichen Potsdamer Filmstudios
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Potsdam / Los Angeles - Der Erfolg des traditionsreichen Potsdamer Filmstudios in Hollywood ist ungebrochen: Mit dem Oscar für Schauspieler Christoph Waltz für seine Rolle als SS-Offizier in der Weltkriegsfarce „Inglourious Basterds“ ist zum dritten Mal in Folge eine Produktion von Studio Babelsberg mit dem bedeutendsten Filmpreis der Welt ausgezeichnet worden. Der „Goldjunge“ für Waltz, die insgesamt acht Oscar-Nominierungen für Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ und die fünf weiteren Nominierungen für Filme aus der Hauptstadtregion seien ein „eindrucksvolles Zeugnis“ für das „außerordentlich kreative Klima“ und das „hohe internationale Know-how“ am Filmstandort, sagte gestern Studio-Vorstandschef Carl Woebcken. Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) sagte, die Auszeichnung zeige, dass Filme „made in Babelsberg“ auf internationalem Top-Level produziert werden. Der Oscar-Erfolg werde den Blick der internationalen Filmbranche noch stärker auf den Film- und Medienstandort lenken. „Babelsberg ist bei internationalen Filmproduktionen deutschlandweit ebenso führend wie bei seriellen Erfolgsformaten.“ Kirsten Niehuus, Chefin der regionalen Filmförderung Medienboard Berlin-Brandenburg, meinte, „die Filmnation“ Deutschland habe ihren Ruf „deutlich gefestigt“.
Worin sich der Erfolg von Studio Babelsberg begründet, zeigen die jüngsten Erfolge: So haben die Babelsberger mit ihrem versierten Produzenten Henning Molfenter an der Spitze ein gutes Händchen für anspruchsvolle, attraktiv besetzte Filmstoffe, die an den Standort passen. Gleichsam werden Film-Dienstleistungen wie Kulissenbau, Ausstattung, die Suche nach Dreh-Locations und die Begleitung bei der Produktion immer wieder als ausgezeichnet gelobt. Das Fördersystem mit dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und den regionalen Förderern funktioniert als zusätzlicher Anreiz. Ergebnis sind sehr gute Filme made in Babelsberg mit herausragenden Darstellern: 2009 ging der Oscar für die beste Hauptdarstellerin an Kate Winslet. Sie spielte in „Der Vorleser“ die ehemalige KZ-Aufseherin Hanna Schmitz. Der Film wurde von Studio Babelsberg koproduziert, gedreht wurde in Babelsberg und Görlitz. Im Jahr zuvor war Regisseur Stefan Rutzowitzy mit „Die Fälscher“ erfolgreich. Er bekam für das KZ-Drama den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Gedreht wurde vor allem in nachgebauten KZ-Baracken an der Wetzlarer Straße in Babelsberg. Bei Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“, den zwei Millionen Zuschauer in den deutschen Kinos sahen, war das Studio als Komplett-Dienstleister und Produzent für den gesamten Herstellungsprozess verantwortlich.
Dass aus den acht Nominierungen nur ein Oscar geworden ist, hatte bei den Babelsbergern, die sich vor Ort „fast wie Stammgäste“ fühlten, allerdings für ein wenig Enttäuschung gesorgt. „Wir hatten sehr gehofft, Tarantino würde auch für das beste Drehbuch ausgezeichnet werden“, sagte Studio-Vorstand Christoph Fisser. Über die Auszeichnung für Schauspieler Waltz allerdings war auch Fisser hocherfreut. „Christoph ist der größte Star der Veranstaltung“, sagte Fisser in der Oscar-Nacht. Das Medieninteresse sei riesig, „er ist immer noch im Interviewraum“. Auch zuvor habe es für den 53-Jährigen viel Zuspruch gegeben, erzählte Fisser. In Los Angeles seien Menschen auf der Straße stehen geblieben, um ihm Erfolg zu wünschen.
Neben „Inglourious Basterds“ mit acht Nominierungen war der im Prignitz-Dorf Netzow gedrehte Film „Das weiße Band“ von Michael Haneke ins Rennen um den Auslandsoscar gegangen. Der Film des Babelsberger Produzenten Stefan Arndt ging aber ebenso leer aus wie die weiteren Medienboard-geförderten Filme „Ein russischer Sommer“ und „Ajami“.
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