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Landeshauptstadt: Debatte um Mielkes Treppenspirale

Stadtpolitiker reagieren zurückhaltend auf Entscheidung für ein zweites Einheitsdenkmal in Potsdam

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Mit einiger Verwunderung haben Stadtpolitiker auf die Entscheidung von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) reagiert, den Potsdamer Ehrenbürger Friedrich Mielke doch sein lange geplantes Denkmal für die Deutsche Einheit in der Landeshauptstadt verwirklichen zu lassen. Das sieben Meter hohe Monument in Form einer sich nach oben verjüngenden doppelläufigen Treppenspirale mit jeweils 42 Stufen wird an seiner Spitze von einem Bundesadler gekrönt. Laut Rathaus-Pressestelle erklärte Mielke dazu: „Der Denkmalentwurf bleibt in allen Details unverändert. Fragen sind nur mit Genehmigung von Prof. Dr. Ing. Mielke zu lösen.“

Diplomatisch äußerte sich dazu Saskia Hüneke, die für die Grünen seit Jahren im Kulturausschuss sitzt und Kustodin für Skulpturen in der Schlösserstiftung ist: „Es wird nicht leicht sein, für dieses Denkmal in Potsdam einen passenden Standort zu finden“. Fraglich sei auch, ob die Doppeltreppe tatsächlich sieben Meter hoch sein müsse, so die Kunstexpertin.

Auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, ebenfalls im Kulturausschuss, reagierte zurückhaltend. Er hätte sich gewünscht, dass die Denkmal-Frage politisch geklärt werde. Bei Kunst im öffentlichen Raum müsse „sehr“ aufgepasst werden, diese am richtigen Platz aufzustellen – jedes Denkmal müsse sich „konzeptionell“ in die Stadt einordnen.

Laut Jakobs’ Sprecher Stefan Schulz ist geplant, das Denkmal zunächst am Bassinplatz und später hinter der Garnisonkirche aufzustellen. Mielke will den Bau selbst finanzieren. Wie berichtet war Jakobs am Freitag zu ihm nach Oberbayern gefahren. Hintergrund: Der Ehrenbürger, der in den 1950ern als Denkmalpfleger in Potsdam zum Beispiel die barocke Wilhelm-Staab-Straße wieder aufbauen ließ, hatte der Landeshauptstadt schon vor Jahren vorgeschlagen, das von ihm entworfene Denkmal zu errichten – offizielle Antworten auf sein Anliegen erhielt er aber erst zuletzt, nachdem Zeitungen über den Vorgang berichtet hatten. „Jakobs hat sich in dieser Situation belatschern lassen“, lästerte ein Politiker aus der ihn tragenden Rathauskooperation. Der Vorschlag soll jetzt dem Beirat für Kunst im öffentlichen Raum vorgelegt werden, so die Stadt.

Dieser Beirat hatte sich dem Projekt gegenüber bisher skeptisch gezeigt. Mit der Skulptur „Nike '89“ des Berliner Bildhauers Wieland Förster an der Glienicker Brücke habe Potsdam schon ein Denkmal der deutschen Wiedervereinigung, argumentierten Beiratsmitglieder. Zuletzt hatte der Beirat aber auch erklärt, sollte Jakobs „die Aufstellung eines Denkmals zu diesem Thema ausdrücklich befürworten, würde der Beirat über ein geeignetes Verfahren beraten“.

Dagegen sagte Peter Schultheiß, für die Potsdamer Demokraten im Kulturausschuss, er finde das Denkmal zwar „gewöhnungsbedürftig“ – doch sei er „grundsätzlich aufgeschlossen“ gegenüber der Errichtung. Als Standort sei auch der Platz der Einheit vorstellbar. Vertrauen in die Arbeit Mielkes setzte Eberhard Kapuste (CDU), ehemaliger Vorsitzender des Kulturausschusses. Er habe den Entwurf zwar noch nicht gesehen, die bisherige Arbeit Mielkes habe ihn aber immer überzeugt. Kapuste sprach sich für ein zeitgemäßes Denkmal aus, das er sich gut als Kontrast zur Garnisonkirche vorstellen könne. Der vorläufige Standort am Bassinplatz solle sorgfältig ausgewählt werden, so Kapuste: „Provisorien dauern oft sehr lang“.

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