zum Hauptinhalt
Der Sandmann kuschelt mit seinem Animator Matias Liebrech.

© dpa

Landeshauptstadt: Der zuverlässige TV-Star

Filmpark, Filmmuseum und RBB feiern den 50. Geburtstag des Sandmanns

Stand:

Viele Fernsehstars verschwinden wieder schnell vom Bildschirm. Nur einer kommt seit 50 Jahren in Ostdeutschland – und seit der Wende auch im Westen – eigentlich jeden Tag pünktlich: der Sandmann. „In dieser Zeit gab es nur zwei Abende, an denen die Sendung nicht ausgestrahlt wurde“, erzählt Redakteurin Anne Knabe vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Das war nach dem Tod des ersten DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl am 21. September 1964 und am Todestag des Vize-Staatsratsvorsitzenden Johannes Dieckmann im Februar 1969. Selbst am Abend des Mauerfalls schickte der kleine Mann mit dem schlohweißen Bart und meist roter Mütze die Kinder in den Schlaf. „Als die Nachricht kam, war die Sendung längst gelaufen“, erinnert sich Knabe.

Seit der Premiere im Deutschen Fernsehfunk der DDR am 22. November 1959 sind fast 550 Folgen gedreht worden. Jährlich kommen vier bis sechs neue mit der weit über Deutschland hinaus beliebten Kinder-TV-Figur hinzu. Zahlreiche fantasievolle Fahrzeuge dachten sich die Macher für den kleinen Star aus – Kutsche, Taucherglocke, Lokomotive, Schlitten, Raumschiff oder Solarmobil. Aber der 24 Zentimeter kleine Sandmann selbst hat über die Jahrzehnte nahezu keine „Frischzellenkur“ bekommen. „Nur seine Frisur hat sich manchmal geändert, mal waren die Haare etwas kürzer, mal struppiger“, erzählt Knabe. Das markante, mundlose Gesicht mit den unbeweglichen Knopfaugen wandelte sich dagegen nicht. „Es stand eigentlich nie zur Diskussion, dass er reden soll.“ Den Mund macht der Traumbringer allerdings in seinem Jubiläumsjahr erstmals auf – nicht im Fernsehen, aber beim Dreh für die große Kino-Leinwand. In Babelsberg entsteht bis Ende August der über 70 Minuten lange Trickfilm mit dem Arbeitstitel „Der Sandmann und der verlorene Traumsand“. „Wir entführen die Zuschauer erstmals dorthin, wo der Sandmann wohnt – ins Traumland“, verspricht Produzent Jan Bonath von der Scopas Medien AG.

Anlässlich des Geburtstags hat auch der RBB eine Menge vor: Gemeinsam mit dem Filmpark Babelsberg wird dort am 29. August eine große Geburtstagsparty gefeiert, im Filmmuseum Potsdam gibt es ab Oktober eine Ausstellung.

Und auch neue TV-Folgen werden derzeit gedreht. „Im Schnitt dauern die Aufnahmen für eineinhalb Minuten Sandmann-Auftritt drei Wochen“, sagt Regisseur, Produzent, Autor und Animator Tilmann Kohlhaase. Seit rund zehn Jahren gibt sich der Sandmann in den neuen Folgen „lebendiger und beweglicher“, finden jedenfalls die Zuschauer. „Wir haben den Sandmann erstmals in das Umfeld gesetzt, in dem die Kinder wirklich sind.“ So tänzelt er auf einem Bürgersteig entlang oder hüpft von einer Wippe auf dem Spielplatz. „Wir haben ihn damit aus der doch schon etwas angestaubten Puppenwelt geholt“, meint Kohlhaase.

Für den Geburtstagsabend am 22. November arbeitet er gerade an einer längeren Ausgabe der Sendung. Erstmals bringt der Sandmann dann nicht nur eine Gute-Nacht-Geschichte mit, sondern tritt auch selbst darin auf. Derzeit lockt der Traumbringer allabendlich 1,5 Millionen Kinder vor den Bildschirm. „Er ist ein richtiger Star und bekommt jede Menge Fanpost“, erzählt Knabe. Auf politische Ereignisse hat der Sandmann in den vergangenen 50 Jahren übrigens nie reagiert, aber wohl auf gesellschaftliche. „So nahm Sigmund Jähn die Figur 1978 mit auf seinem Flug ins All.“ Auch durch den mittlerweile abgetragenen Palast der Republik in Berlin wandelte er schon. Und als die Fußball-WM in Deutschland startete, kickte der Sandmann natürlich auch.

Rückblicke auf 50 Jahre Sandmann verspricht am 21./22. November eine „Lange Nacht“ im RBB. Gleich mehrfach wird dann der Ohrwurm erklingen: „Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit!“. Imke Hendrich

Imke Hendrich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })