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In Sicherheit: Die 18-Jährige Narmin Al-Shuga (Mitte) ist vor acht Jahren mit ihrer Familie aus dem Jemen geflohen. Nun hat sie die deutsche Staatsbürgerschaft.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: „Deutsch ist einfacher als Arabisch“

18 Potsdamern aus acht Nationen wurde gestern die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen

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„Bereits zwei oder drei Trauungen haben hier heute schon stattgefunden“, begrüßte die Sozialbeigordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) ihre rund 50 Gäste im Standesamt des Stadthauses. Nicht ganz so oft, aber dennoch regelmäßig erhalten hier auch Potsdamer mit ausländischen Wurzeln ihre Einbürgerungsurkunden. So auch am Montag: In Begleitung ihrer stolzen Familien und Verwandten wurde 18 neuen Mitbürgern aus acht Nationen die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen, darunter drei Kindern. Nach einem Bekenntnis zum Grundgesetz wurden die Urkunden übergeben.

Dieses Mal kamen einige der Neu-Potsdamer von sehr weit her, etwa aus Vietnam, Afghanistan, dem Iran, Kuba und dem Jemen, aber auch aus Polen, der Slowakei und der Türkei. Müller-Preinesberger freute sich darüber, dass die Familien so viele Kinder mitgebracht hatten; um die feierliche Zeremonie kümmerten sich die Kleinsten zwar nicht, aber beim Spielen der Nationalhymne wurden sie plötzlich ganz ruhig.

Auch die 18-jährige Narmin Al-Shuga, die im Jemen geboren wurde, ist nun offiziell Deutsche. „Als ich zehn war, bin ich zusammen mit meinen Eltern und meinen beiden Brüdern nach Deutschland in politisches Asyl geflohen“, erzählt sie. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, denn anfangs konnte Narmin kein Wort Deutsch. Heute spricht sie es fast fehlerfrei: „Schwierig sind nur die vier Fälle und die drei Artikel. Aber ich finde, Deutsch ist leichter zu lernen als Arabisch.“ Nächstes Jahr macht Narmin ihr Abitur, was danach kommt, weiß sie noch nicht genau: „Vielleicht etwas mit Medizin“, meint sie.

Momentan verfolgt Narmins Familie die Nachrichten sehr genau, denn die Al-Shugas haben noch Verwandte in der früheren Heimat, mit denen Narmins Mutter regelmäßig telefoniert. Seit 33 Jahren wird der Jemen von Ali Abdullah Saleh regiert, Proteste der jemenitischen Bevölkerung gegen sein Regime ließ Saleh im Frühjahr blutig niederschlagen; die aktuelle Lage ist undurchsichtig. „Natürlich würden auch unsere Verwandten gerne aus dem Jemen rauskommen, aber das ist wegen der Bürokratie sehr schwer“, meint Narmin. Auf die Frage, was ihr die deutsche Staatsbürgerschaft bedeutet, muss sie nicht lange überlegen: „Sicherheit“, sagt sie sofort mit einem bekräftigenden Nicken – die 18-Jährige weiß, wovon sie spricht. Die Staatsbürgerschaft gewährt ihren Trägern ausdrücklich Schutz vor Ausweisung und Auslieferung an andere Staaten. Aber auch, dass für sie nun das Reisen ohne Visum möglich ist, freut Narmin.

Die meisten Eingebürgerten haben ihre bisherige Staatsangehörigkeit abgelegt, nur einige haben für eine gewisse Zeit zwei Staatsbürgerschaften. In diesem Jahr wurden bereits 75 Einbürgerungsurkunden überreicht; 2010 hatten 83 Menschen in Potsdam die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Erik Wenk

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