
© Andreas Klaer/Andreas Klaer
Die Stars des Heiligen Abends: Vater und Tochter bringen Potsdamer Kinderaugen zum Leuchten – als Weihnachtsmann und Engel
Wenn sie vor der Tür stehen, wissen alle, was kommt: Endlich ist Bescherung. Reinhard und Evamarie Pfitzner spielen seit neun Jahren den Weihnachtsmann und seinen Engel.
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Eine Glocke läutet im Treppenhaus. Kurz darauf nähern sich Schritte und ein tiefes „Ho, Ho, Ho“ ertönt. So beginnt jeder Auftritt von Reinhard Pfitzner: Der 77-Jährige ist einer von Potsdams Miet-Weihnachtsmännern und bringt Geschenke und Festtagsstimmung zu den Familien.
Seit neun Jahren schlüpft er in der Adventszeit in das rote Kostüm. Zipfelmütze, langer Mantel, Handschuhe – und fertig ist das weihnachtliche Outfit. In der Hand hält der Weihnachtsmann eine Glocke, die sein Kommen und Gehen ankündigt. Neben ihm steht seine Tochter Evamarie als Engelchen, ganz in Weiß, mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht.
Das Vater-Tochter-Gespann hat Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen alle Hände voll zu tun. Um 13 Uhr beginnt am 24. Dezember ihr Arbeitstag mit der ersten Bescherung, sechs weitere folgen. Bis in die Abendstunden sind sie in Potsdam unterwegs.
Der Bart macht den Unterschied
Reinhard Pfitzner hat früher als Lehrer gearbeitet. In seinem alten Beruf spielte er zum ersten Mal den Weihnachtsmann und besuchte die Schulklassen, erinnert er sich. Seine Tochter Evamarie ist 36 Jahre alt und arbeitet selbstständig im Bereich Eventkommunikation. Schon seit vielen Jahren trägt sie verschiedene Kostüme, ist auch als Maskottchen bei Sportveranstaltungen unterwegs.
Es ist wirklich eine Bereicherung, die strahlenden Augen der Kinder zu sehen.
Reinhard Pfitzner, Miet-Weihnachtsmann
Das Engelchen verkörperte sie schon vor ihrer gemeinsamen Arbeit mit ihrem Vater – erst dessen echter, weißer Bart hat sie auf die Idee gebracht, als Duo aufzutreten. Ab dem Sommer lässt er seinen Bart wachsen, sagt Pfitzner. Nachdem alle Weihnachtstermine vorbei sind, kommt der aber wieder ab. „Ohne fühle ich mich wohler, wahrscheinlich weil ich jünger aussehe“, sagt er.
Von seiner Tochter bekommt er Lob: „Er kann so gut mit Kindern interagieren“, sagt sie. „Er macht das wirklich schön, geht auf die Kinder ein und ist sehr einfühlsam.“ Da hilft ihm sein Lehrerberuf.
Jeder Familienbesuch ist anders, sagt Pfitzner. Die große Kunst ist es, den richtigen Zugang zu den Kindern zu finden – das braucht Vorbereitung. Im Vorfeld holen sich die beiden Informationen über Alter, Hobbys und Wünsche ein, aber auch über das, was in dem Jahr gut oder schlecht lief. „Dann kann ich ein bisschen was erzählen über die Kinder“, sagt Pfitzner. „Am Anfang sind sie oft schüchtern, aber dann tauen sie auf. Und dann ist unser Besuch immer ein Highlight. Bei jeder Bescherung wird auch gesungen, oder ein Gedicht aufgesagt.“ Fotografieren gehört auch zum Geschäft dazu.
Einige Familien werden von Vater und Tochter schon seit ihrem Start 2016 besucht. Zu denen kommen sie besonders gern. „Dort sehen wir die Kinder aufwachsen, das ist einfach was Besonderes“, sagt Evamarie.
Weihnachten mit der erweiterten Familie
Zu Beginn war die Arbeit zu Weihnachten ungewohnt, sagt Pfitzner, aber da wachse man rein. „Es macht uns viel Spaß, deswegen haben wir auch eine schöne Zeit. Und wir feiern so ja auch Weihnachten, nur mit einer erweiterten Familie“, sagt seine Tochter. „Außerdem verbringen wir dadurch gemeinsame Vater-Tochter-Zeit“, betont Pfitzner – das genieße er.
Was die beiden antreibt, ist einfach zu erklären und doch unbezahlbar: „Es macht einfach Freude, anderen eine Freude zu machen. Es ist wirklich eine Bereicherung, die strahlenden Augen der Kinder zu sehen“, so der Weihnachtsmann. „Und dass man sie wirklich immer noch begeistern kann, trotz Social Media. Und nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen haben diese Dankbarkeit.“
Wenn sie Heiligabend zur Ruhe kommen, ist es schon spät. Dann gibt es zu Hause Kartoffelsalat und Würstchen, sagt Evamaria Pfitzner. Im nächsten Jahr feiern sie ihr zehnjähriges Jubiläum: „Wir freuen uns auf die nächsten zehn Jahre“, sagt ihr Vater. Und so wird die Glocke weiter durch Potsdams Treppenhäuser läuten.
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