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Technik kein rotes Tuch: Bastian mit Krüger-Leißner (l.) und Wicklein.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Digitaler Filmgenuss mit Hürden

Thalia-Kinochef Thomas Bastian diskutiert mit der Politik über 3D und zu viel Technik in Filmtheatern

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Harry Potter und Shrek bleiben in Babelsberg platt. Denn: 3 D muss nicht sein, findet Thomas Bastian, der Chef des Babelsberger Thalia-Kinos. Die Ablehnung für den neuesten Schrei der Kinotechnik ist keine grundsätzliche Kritik an der Digitalisierung der Filmtheater. „Schließlich haben wir bereits einen digitalisierten Saal.“ Doch Bastian denkt rational und wirtschaftlich. Und versteht deshalb die Kino-Förderung des Bundes nicht, die auch vom Medienboard Berlin Brandenburg gestützt wird. So wird die Digitalisierung nur für Kinosäle gefördert, die nicht mehr Umsatz als 180 000 Euro machen. „Da falle ich mit meinen beiden großen Sälen gleich heraus“, so Bastian, der pro Jahr rund 130 000 Kinobesucher im Thalia zählt. Für die zwei kleineren Säle lohne sich eine große Digitalisierung, wie es der Bund vorsieht, aber nicht. Überdimensioniert sei die Technik für Programmkinos wie es das Thalia ist, sagt Bastian. Zum einen sei die hochkomplexe Sicherheitstechnik gegen unerlaubtes Kopieren der Filme zu übertrieben. „Es gibt billigere und ebenso effektive Lösungen“, so der Thalia-Chef. Zudem benötigten die hochauflösenden Projektoren Klimaanlagen, „die ich in jeden Saal einbauen müsste“. Projektoren und Klimaanlage würden den Stromverbrauch des Kinos mehr als verdoppeln, „das ist ökologisch nicht vertretbar“, erklärt Thomas Bastian.

Die SPD-Bundestagabgeordneten Andrea Wicklein als Potsdamer Wahlkreisvertreterin und Angelika Krüger-Leißner als filmpolitische Sprecherin der Sozialdemokraten stehen dem Kinochef bei ihrem gestrigen Besuch im Kiezkino bei. „Wir versuchen gerade, die Förderpraxis des Bundes zu lockern, damit auch Programmkinos in den Genuss der finanziellen Unterstützung kommen“, so Krüger-Leißner. Auch Wicklein will Bastian helfen, „schließlich hat das Thalia-Kino eine kulturelle, historische und wirtschaftliche Bedeutung für Babelsberg“.

Bastian macht die Bedeutung der Programmkinos deutlich: „Deutsche und europäische Filme, die nicht in den Multiplex-Kinos laufen, sammeln in Filmtheatern wie unserem Zuschauerzahlen.“ Fielen die weg, „würden viele Filme wohl erst gar nicht mehr gedreht“. Deshalb hat Bastian in Sachen Förderung selbst recherchiert und Erstaunliches zutage gefördert: Kinos könnten auch Geld aus der nachhaltigen Stadtentwicklung erhalten. „Da muss nur die Investitionsbank des Landes Brandenburg mitspielen.“

Doch auch dann wird es vorerst kein 3D-Brillen-Kino in Babelsberg geben. „Als Programmkino würden derzeit nur drei bis vier dreidimensionale Filme zu unserer Ausrichtung passen, meist Kinder- und Familienfilme wie Harry Potter oder Shrek“, sagt Bastian. Für diese wenigen Streifen würde sich eine 3D-Anlage nicht rechnen. „Außerdem ist unser Publikum geteilter Meinung bei 3D“, wusste der Kinochef zu berichten. Nicht wenige seien froh, dass es keine „Brillen-Vorführungen“ gebe. Kay Grimmer

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