Landeshauptstadt: Durchfallkrankheit: Keine neuen Fälle in Potsdam Bislang keine schweren Erkrankungen. Kitas setzen auf kleinere Lieferanten oder kochen selbst
In Potsdam ist, anders als in Potsdam-Mittelmark und anderen Kreisen Brandenburgs, die Zahl der Betroffenen der Magen-Darm-Erkrankungen nicht weiter gestiegen. Der Stadtverwaltung waren Montag etwa 160 erkrankte Kinder sowie fünf Erzieher und Lehrer gemeldet.
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In Potsdam ist, anders als in Potsdam-Mittelmark und anderen Kreisen Brandenburgs, die Zahl der Betroffenen der Magen-Darm-Erkrankungen nicht weiter gestiegen. Der Stadtverwaltung waren Montag etwa 160 erkrankte Kinder sowie fünf Erzieher und Lehrer gemeldet. Nachmeldungen habe es seit dem Wochenende nicht gegeben, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Im Bergmann-Klinikum wurden zeitweise acht Erkrankte mit akuten Beschwerden stationär behandelt. Alle waren am Montag bereits wieder entlassen. Bisher habe es keine schweren Krankheitsverläufe gegeben, so eine Klinikumssprecherin. Die genaue Ursache ist noch unklar. Es wird ein Zusammenhang mit den Speisen des Großcaterers Sodexo vermutet. Die Firma versorgt in Potsdam zehn Schulen. Zwar sind derzeit Herbstferien, doch in Kindertagesstätten und Horten werden zahlreiche Kinder betreut.
Woher bekommen die Potsdamer Schulen ihr Essen?
Fast alle Potsdamer Schulen werden von vier Caterern beliefert. Mit 15 Schulen und acht Kitas gehört die BlauArt OHG Potsdam zu den größten Zulieferern. Zum Angebot zählen täglich zwei Wahl-Gerichte. BlauArt verzichtet auf kennzeichnungspflichtige Zusatzstoffe und verwendet etwa 30 Prozent Bio-Lebensmittel. Gekocht wird in einer Potsdamer Niederlassung von BlauArt. Ähnlich verhält es sich mit der Luna Restaurant GmbH, die zwei Schulen und eine Kita beliefert: Hier können Kunden selbst auswählen, ob sie Bio wollen oder Wahlessen. „Luna Restaurant“ verwendet überwiegend regionale Produkte. Ein weiterer großer Lieferant ist „Sunshine Catering“ aus Dahlwitz-Hoppegarten. Die Firma versorgt 14 Schulen in der Landeshauptstadt. Zu den aktuellen Krankheitsfällen teilt die Firma auf ihrer Internetseite mit, dass keine von ihr belieferte Einrichtung betroffen sei. „Des Weiteren bestehen keine Kooperationsbeziehungen oder Verbindungen über Lieferanten mit dem in Verdacht stehenden Cateringunternehmen“, heißt es dort weiter. Darüber hinaus gehende Fragen zur Herkunft des Essens oder den Preisen wollte das Unternehmen am Montag nicht beantworten. An der Wilhelm-von-Türk-Schule mit den Förderschwerpunkten Hören und Sprache gibt es noch eine Küche in Trägerschaft der Stadt. In dieser Küche wird das Mittagessen für die Schulkinder sowie die Verpflegung für die Bewohner der Wohnheime am Bisamkiez zubereitet.
Wer beliefert Kindertagesstätten, Horte, Tagesmütter?
Viele Kitas haben eigene Köche und bereiten ihr Essen vor Ort selbst zu. Die Arbeiterwohlfahrt Potsdam (Awo), die Träger von 18 Potsdamer Kitas ist, achtet beim Mittagessen auf regionale Produkte und vegetarische Angebote. Bio-Lebensmittel werden allerdings nicht verwendet. Wahlessen gibt es nicht. Bei den sechs Kitas und zwei Horten des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks Potsdam (EJF) wird vor Ort gekocht: Nur einige kleine Kitas kochen nicht selbst, sondern werden von den anderen Kitas beliefert. Das EJF bietet mehrere Mahlzeiten am Tag mit viel Gemüse und Obst an. Die Produkte sind nicht Bio, kommen aber von regionalen Anbietern wie Werder Frucht und Havelland Fleischerei Joppe. In den fünf Kitas und vier Horten in Trägerschaft der Fröbel GmbH wird selbst gekocht. Die Horte werden von den Schulcaterern beliefert. Es werde versucht, regionale Produkte und Bio-Lebensmittel zu verwenden. Religiöse Hintergründe sowie Allergien der Kinder werden berücksichtigt.
Wer entscheidet, welcher Caterer beauftragt wird?
An den Schulen entscheidet die Schulkonfernz darüber, wo das Essen für die Schüler bestellt wird. Sucht die Schule einen neuen Caterer oder läuft der Vertrag aus, muss die Stadtverwaltung den Auftrag ausschreiben. Die Angebote werden der Schulkonfernz vorgelegt, in der Schüler, Lehrer und Eltern vertreten sind. Darin muss neben dem Preis auch angegeben werden, wo das Essen zubereitet wird und wie die Menüfolge aussieht. Außerdem gibt es eine Essensprobe. Die Anbieter sollen sich dabei an den Qualitätskriterien für die Schulspeisung der Landeshauptstadt orientieren. Da sich die Potsdamer Kitas in freier Trägerschaft befinden, spielt die Stadt hier bei der Entscheidung für einen Essensverorger keine Rolle. Die Träger entscheiden selbst. Die meisten entscheiden sich dafür, selbst zu kochen oder wählen kleinere Anbieter.
Wie viel kostet das Essen in Schulen und Kitas?
In Kitas, die von der BlauArt GmbH beliefert werden, zahlen Eltern ab 1,75 Euro pro Essen, in Grundschulen sind es ab 2,52 Euro, in Gymnasien ab 2,63 Euro. Die Luna Restaurant GmbH veranschlagt 2,40 bis 2,80 Euro pro Kind und Essen. In den Kitas der Awo zahlen Eltern monatlich 35 Euro, beim EJF sind es 34 Euro im Monat.
Gibt es Alternativen zu den Großcaterern?
In Potsdam etwa gibt es die Firma Kleinkost, die in der Stadt eine Schule, zehn Kitas und zwei Horte für durchschnittlich 2,50 Euro pro Essen versorgt, das zuvor bei Kleinkost gekocht wird. Die Produkte sind laut dem Unternehmen 100 Prozent Bio und soweit möglich regionaler Herkunft; ein Wahlessen gibt es jedoch nicht. Zudem bietet Kleinkost ernährungspädagogische Angebote für Kinder an.
Was sollten Betroffene beachten?
Um sich zu schützen, sollten die Hände öfter gewaschen und desinfiziert werden – besonders, wenn ein Erkrankter im Haushalt ist, so eine Klinikumssprecherin. Die Erkrankten sollen in der akuten Phase Bettruhe halten und auch nach Wegfall der Symptome den Kontakt mit anderen Personen für zirka 48 Stunden einschränken, rät das Gesundheitsamt.
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