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Landeshauptstadt: Eingeschult

1509 Kinder sind in Potsdam eingeschult worden: An der Waldstadt-Grundschule gab es Kulturtüten, an der Dortu-Grundschule rote Mützen und bei der Weihe der katholischen Marienschule Prominenz

Stand:

Heute beginnt das neue Schuljahr in Brandenburg. Am Wochenende sind in der Landeshauptstadt zwischen Groß Glienicke und dem Kirchsteigfeld 1509 Kinder in die 30 Grundschulen beziehungsweise erweiterten Schulen mit Primarstufe eingeschult worden. Dabei gab es für die Erstklässler rote Schirmmützen der Verkehrswacht Brandenburg sowie erstmalig die Kulturtüte der Stadt. Und noch eine Premiere: nach 69 Jahren hat erstmals wieder eine katholische Grundschule in der Stadt eröffnet.

Mit einer liturgischen Zeremonie segnete der Erzbischof von Berlin Georg Kardinal Sterzinsky gestern das Schulgebäude am Espengrund in Babelsberg. Heute beginnt dort für je 26 Schüler in einer ersten und einer siebten Klasse der Unterricht an der wieder gegründeten

katholischen Marienschule. Das vom Bischof versprengte Weihwasser galt besonders den Kreuzen, die in den Klassenzimmern hängen. „Das ist eine ganz besondere Schule“, betont Sterzinsky in seiner Ansprache zu den Kindern während des Einschulungsgottesdienstes in der St. Antonius-Kirche. Der Schuldezernent des Erzbistums Hans-Peter Richter übergab den beiden Schulleiterinnen Regina Enders (Grundschule) und Bettina Maes (Gymnasium) eine schriftliche Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit dem Geoforschungszentrum Potsdam. Die Schule sei kein „katholischer Klüngel“ oder ein „Ghetto“, betonte Richter und begrüßte die Direktorin der Grundschule am Griebnitzsee am selben Standort.

Am feierlichen Eröffnungsgottesdienst in der überfüllten St. Antonius-Kirche nahmen über 500 Personen teil. Teilweise mussten die Besucher vor dem Eingang den Verlauf des Gottesdienstes verfolgen. Als offizielle Vertreter der Stadt nahm die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Birgit Müller (Die Linke) am Gottesdienst teil. In einer der vorderen Bankreihen hatte auch Günther Jauch mit einem Teil seiner Familie Platz genommen. Jauch ist einer der bekanntesten Förderer der Marienschule. Unter den Gästen waren weiterhin „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann sowie die Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche.

Der Vorsitzende des Fördervereins Matthias Nowak sagte, dass es gelungen sei, viele ehemalige Marienschüler aus der Zeit vor ihrer Schließung zur Wiedereröffnung einzuladen. Der heute 78-jährige Hermann Schlüter hat die Schließung der Marienschule in der Jägerstraße im Jahre 1939 erlebt. Mit Beginn des Krieges hätten die Nazis alle katholischen Kirchen geschlossen und die Schüler auf die umliegenden Schulen aufgeteilt. Schlüter kam in die Knabenschule, die heutige Gerhard-Hauptmann-Grundschule in der Carl-von-Ossietzky-Straße. „Kennen Sie diesen Mann auf dem Foto?“, fragt eine Dame den Ehemaligen. „Natürlich, das ist Rektor Heinrich Döhring“, antwortet Schlüter. „Und ich bin seine Tochter“, berichtet die Frau.

Bis zum Jahre 2014 will das Erzbistum als Träger die katholische Schule kontinuierlich erweitern. Ab 2014 will es eine Oberschule errichten, um allen Grundschülern die Möglichkeit zu bieten, ihre Schullaufbahn qualifiziert zu beenden. Ziel sei ein „katholisches Zentrum“, in dem von der Grundschule bis zum Berufsleben beziehungsweise Studium „kirchliche Aktivitäten gebündelt werden.“ GS

Rote Mützen verteilte Anita Tack von der Verkehrswacht am Samstag an die 44 Schulanfänger der

Max-Dortu-Grundschule in der Innenstadt. Die markanten Kopfbedeckungen werden brandenburgweit an die rund 20 000 Erstklässler verteilt, so Tack. Ziel sei es, die ABC-Schützen, die oft noch ungeübt im Straßenverkehr, durch die Signalfarbe im Verkehr deutlicher sichtbar zu machen. Notwendig sei das gerade an der Max-Dortu- Grundschule, seitdem direkt vor der Schultür die inoffizielle Umleitung der Bundesstraße 1 entlangführt. Schwierig sei die Situation, gab Tack zu, deshalb engagiere sich die Verkehrswacht hier auch stärker als an anderen Einrichtungen. Zwei Blitzer und eine Messtafel standen am Samstag vor der Tür. Auch heute morgen will die Polizei wieder messen. Ist die Situation vor der Schule schwierig, entkrampft sie sich jedoch innerhalb des Hauses zusehends. Das Haus, das in mehreren Schritten saniert wurde, ist so gut wie fertig. Der Speisesaal – bislang in Keller- und Lagerräumen untergebracht – wurde komplett umgestaltet , Glaswände als Brandschutz in den Gängen installiert. Einzig die Maler sind bis zum Schulanfang nicht fertig geworden. „Das wird wohl noch bis zum Jahresende dauern“, sagte Schulleiterin Gudrun Wurzler. KG

Die ersten Kulturzuckertüten wurden an der

Waldstadt-Grundschule überreicht. Sie fielen allerdings nicht spitz und rund aus, sondern entpuppten sich als viereckige Plastikboxen mit Inhalt. Oberbürgermeister Jann Jakobs freute sich über die große Zahl neuer Abc-Schützen und meinte, so viele habe es schon lange nicht mehr gegeben.

In den Kulturboxen sind Angebote von Theatern, Museen, von Musikschule und Treffpunkt Freizeit. Das Naturkundemuseum hat zwei Freikarten beigesteuert, die Bäderlandschaft einen Badespaßgutschein, die Sportvereine machen auf all ihre Angebote aufmerksam und als süße Verzierung hat die Katjes-Bonbonfabrik eine Packung Fruchtgummis für jedes Kind spendiert. Liebevoll eingepackt wurde das alles von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, über 1500 Boxen mussten gefüllt werden. Dass sie überreicht wurden, geht auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zurück, denn früh soll sich üben, wer am Kulturleben der Stadt teilnehmen will.

Wie eine kleine Umfrage ergab, sind die meisten Eltern allerdings schon mit den kulturellen Möglichkeiten für Kinder, Eltern und Großeltern vertraut. Simone Schulz gehört mit Tochter Louisa zu den Kennern und meinte: „Wir haben schon viel in der Vorschulzeit gemacht.“ Sie hält das Informationsangebot aber für „eine gute Idee“ und wird garantiert die Freikarten für Schwimmbad und Naturkundemuseum nutzen. Auch Abc-Schützen-Opa Stefan Runschke wird sich mit Enkel Endrik auf Erkundung begeben und besichtigen, was noch nicht auf dem Terminkalender stand. dif

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