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Homepage: Eliteförderung in der Sommerakademie Junge Wirtschaftsfachleute aus aller Welt trafen sich zum Erfahrungsaustausch an der Uni Potsdam

In der Pause wühlt Hans-Georg Petersen auf seinem Schreibtisch nach den Büroschlüsseln. Dass er sie nicht findet, passiert ihm zum ersten Mal.

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In der Pause wühlt Hans-Georg Petersen auf seinem Schreibtisch nach den Büroschlüsseln. Dass er sie nicht findet, passiert ihm zum ersten Mal. Kein Wunder bei dem Arbeitsaufwand der letzten Wochen – der Professor für Finanzwissenschaften organisierte an der Uni Potsdam die erste Sommerakademie mit, die heute zu Ende geht. „Die Vorbereitungszeit war kurz, wir mussten die Bewerbungsfrist auf drei Wochen begrenzen", berichtet er. Von den 40 Bewerbern aus aller Welt, darunter auch aus Deutschland, wurden die 25 besten ausgesucht. Mindestvoraussetzung war ein Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften. Die meisten Teilnehmer haben einen Master-Titel oder schreiben an ihrer Promotion. Das vierwöchige Programm umfasste Vorlesungen zum Thema „Banken, Versicherung und der öffentliche Sektor“ und Präsentationen der Teilnehmer. In der knappen Freizeit haben die jungen Akademiker aus Russland, Polen, Aserbaidschan, Moldawien, Ukraine, Mexiko und den USA Berlin und Brandenburg erkundet. Für viele von ihnen gab es Stipendien vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Anders hätten sich die jungen Leute, die zu gut drei Vierteln aus osteuropäischen Staaten kommen, die Gebühr von 1500 Euro gar nicht leisten können. Die Elitenförderung der Universität Potsdam basiert auf Wissen, nicht auf Vermögen. Die in der Sommerakademie erbrachten Leistungen können mit zwölf Punkten nach dem ECTS, dem Transfersystem für Studienleistungen zwischen den europäischen Hochschulen, an der Heimatuniversität anerkannt werden. Nächstes Jahr soll es genauso weitergehen, kündigt Petersen an. Auch werde Versicherungswesen das Hauptthema bleiben, allerdings mit der Blickrichtung auf das aktuelle Thema Klimawandel. Er möchte verstärkt Studenten aus Australien und den USA nach Potsdam einladen, weil Versicherungen ein globales Thema sind. „Es gibt aber Staaten mit einem ausgeprägten und funktionierenden Versicherungssystem und andere, in denen diese Systeme noch in den Kinderschuhen stecken, wie die ehemals sozialistischen Staaten“, erläutert Petersen. In der Sommerakademie sollen die Studenten dieser Länder von ihren Kommilitonen aus dem Westen lernen, wie private Versicherungen arbeiten und wie man für deren Leistungen das Vertrauen der Bevölkerung weckt. Dass der Erfahrungsaustausch über Ländergrenzen hinweg funktioniert, lässt sich nach der Pause im Seminar beobachten: Vier Studierende aus Polen und Russland erläutern die Möglichkeiten des Staates, das Versicherungswesen zu regulieren. Nach dem Vortrag entbrennt eine Diskussion darüber, ob Regulierung überhaupt nötig sei. Die Bemerkung eines polnischen Studenten, in Russland gebe es seitens der Regierung Kontrolle im Überfluss, bringt die russischen Referenten in die Defensive und heizt das Gespräch an. Deswegen sei er hier, sagt Maciej Pogorzelski. Er möchte die Situation in anderen Ländern aus der Sicht der Einheimischen kennen lernen, daher die Provokation. Igor, ebenfalls aus Polen, pflichtet ihm bei. Er interessiere sich zwar auch sehr für die besprochenen Themen, aber studieren könne er auch zu Hause. Bei der Sommerakademie wollte er vor allem Menschen aus anderen Kulturen treffen. Für den internationalen Gedankenaustausch war reichlich gesorgt. Die Teilnehmer wohnten gemeinsam in Studentenwohnheimen in Babelsberg und Schlachtensee. Nach dem täglichen Unterricht arbeiteten sie an Referats- und Klausurvorbereitungen, die nicht selten in langen fachlichen Diskussionen endeten. Auch Kneipenbesuche blieben nicht auf der Strecke, so kam der Schlaf oft zu kurz. „Manchmal konnten wir kaum die Augen aufhalten“, erzählt Zoja aus Moskau. Aber das Besichtigungsprogramm habe für alles entschädigt. Da hierfür nicht viel Zeit blieb, mussten Bundesrat, Bundestag und zwei Museen eben an einem Tag besucht werden. Morgen reisen die jungen Akademiker nach Hause, geht ihr Potsdam-Aufenthalt zu Ende. Nur für Maciej nicht. Er kommt im Herbst wieder, um ein Jahr an der Universität Potsdam zu studieren.Katharina Sekareva

Katharina Sekareva

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