zum Hauptinhalt

Potsdam: Filmstadt im Lola-Regen

Auf den Punkt gebarcht: Die Filmstadt Potsdam ist der Geweinner. 13 Filmpreise für Dresen, Emmerichs Version von Shakespeare und HFF-Absolventenfilm

Stand:

Berlin/Potsdam - „Außerordentliche Exzellenzregion des Films“, brachte es die Filmförderchefin Kirsten Niehuus vom Medienboard Berlin-Brandenburg auf den Punkt. Bei der 62. Verleihung der Deutschen Filmpreise am Freitagabend im Friedrichstadtpalast gab es vor allem einen Gewinner: die Filmstadt Potsdam. 13 der 18 vergebenen „Lolas“ gingen an Produktionen von Potsdamer Filmschaffenden oder in Babelsberg gedrehte Filme. Drei große Sieger gab es: David F. Wnendt, Absolvent der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) mit „Kriegerin“, Roland Emmerich und sein komplett im Studio Babelsberg gedrehter Film „Anonymus“ und allen voran Potsdams derzeit wohl herausragendster Regisseur, Andreas Dresen, mit „Halt auf freier Strecke“. Dass das in Kirchmöser bei Brandenburg (Havel) gedrehte Stasi-Drama „Barbara“ von Christian Petzold trotz acht Nominierungen nur die Silberne Lola erhielt, sorgte hingegen für Unverständnis.

Gefühl, Rührung, Tränen – nicht nur Andreas Dresen zeigte am Abend Tränen des Glücks. Sein nahegehendes Krebs-Drama erhielt drei der vier wichtigsten Preise. Schon bei der ersten Auszeichnung an seinen Schauspieler Otto Mellies, der die Lola für die beste männliche Nebenrolle erhielt, glänzten Freudentränen in den Augenwinkeln des Potsdamer Filmemachers. Wenig später erhielt Dresens Hauptdarsteller Milan Peschel den Preis für die beste männliche Hauptrolle. Überwältigt bedankte sich der bei seinen drei Familien – der privaten, der Theater-Familie und der „Andy-Dresen-Familie“. Als der Regisseur selbst für seine Arbeit ausgezeichnet wurde, nutzte er die Chance, seinen Eltern für Unterstützung und Verständnis zu danken. Einhellig wurde vom Gala-Publikum auch die Entscheidung der rund 1300 Filmakademie-Mitglieder bejubelt, das Drama als besten Film auszuzeichnen. Dresens Produzent Peter Rommel sprach – als eingefleischter Fußball-Liebhaber – vom Sieg der „Champions League“ für den Film.

Auch die klassische Kino-Unterhaltung wurde ausreichend bedacht. Denn zu den überraschenden Gewinnern des Abends gehörte Roland Emmerichs Shakespeare-Drama „Anonymus“, das 2010 in Babelsberg entstanden ist. Mit sechs Auszeichnungen in Filmhandwerks-Kategorien gingen zwar nur Nebenpreise an Emmerichs Streifen, mengenmäßig war seine Produktion aber der Sieger. Für Studio-Chef Christoph Fisser waren die Lolas für Schnitt, Kostüm, Maske, Szenenbild, Kamera und Ton deshalb Auszeichnung für die Arbeit der Studio-Beschäftigten: Es sei verdienter Lohn für „Roland Emmerich, der wieder heimgekehrt ist und so viel Vertrauen in das Können der Filmemacher in Babelsberg hatte“, sagte Fisser. Medienboard-Chefin Niehuus sah die Handwerks-Preise als Bestätigung, dass Emmerichs Film folgerichtig für den Deutschen Filmpreis nominiert war – auch wenn er eine internationale Produktion war. „Ausgezeichnet wurden die Leistungen von einheimischen Filmschaffenden“, so Niehuus.

Dritter und verdienter Babelsberg-Gewinner war HFF-Absolvent Wnendt. Das sehr direkte Neonazi- Drama „Kriegerin“ war Abschlussfilm von vier Studenten. HFF-Rektor Dieter Wiedemann freute sich, dass mit Dresen – auch er ist HFF-Absolvent – und Wnendts drei Auszeichnungen für das beste Drehbuch, Hauptdarstellerin Alina Levshin und der bronzenen Film-Lola gleich mehrere Generationen der Hochschule zu den Preisträgern zählten. „Das ist auch Lob für die Arbeit und Ausbildung an unserer Einrichtung.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })