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Wie Flüchtlinge in Potsdam den Ramadan begehen: Frühstück um 21.30 Uhr
Die meisten Flüchtlinge in Potsdam sind Muslime – und begehen jetzt Ramadan. Seit dem 6. Juni ist in den Potsdamer Flüchtlingsunterkünften einiges anders.
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Potsdam - Nichts essen, nichts trinken, kein Kaugummi kauen, keine Zigarette rauchen: Die Regeln während des Fastenmonats Ramadan sind streng – und werden doch von den meisten gläubigen Muslimen eingehalten. Auch in den Potsdamer Flüchtlingsunterkünften ist seit Beginn des Ramadan am 6. Juni vieles anders als sonst, schließlich ist ein Großteil der Bewohner muslimischen Glaubens.
Das zeigen auch die aktuellen Zahlen der Stadt: Rund 370 Asylsuchende wurden seit Jahresbeginn in einer der 14 Unterkünfte in Potsdam aufgenommen. Fast 200 davon kommen aus Syrien, rund 100 aus Afghanistan – beides Länder mit überwiegend muslimischer Bevölkerung.
Fernseher raus, großer Teppich rein
Die meisten Neuankömmlinge wurden in der neu eröffneten Gemeinschaftsunterkunft in der Zeppelinstraße aufgenommen, rund 140 Menschen leben dort in einem Plattenbau auf fünf Etagen. In jedem Stockwerk gibt es eine Gemeinschaftsküche, die eigentlich von 7 bis 23 Uhr geöffnet ist. Während des Ramadan schließen die Küchen aber erst um 3 Uhr morgens, wie die Einrichtungsleiterin Rebecca Jeffreys vom Internationalen Bund sagt. Auch ein Gebetsraum wurde eingerichtet – beziehungsweise der Aufenthaltsraum im Erdgeschoss ein wenig umgestaltet: Der Fernseher kam raus, dafür wurde ein großer Teppich hineingelegt.
In der Flüchtlingsunterkunft am Lerchensteig, die von der Arbeiterwohlfahrt betrieben wird, leben hingegen 180 Menschen – in Containern. Jeweils sechs Personen teilen sich einen davon. Auf einen Gebetsraum habe man aus Rücksicht auf die Menschen anderer Religionen auch während des Ramadan verzichtet, sagt Unterkunftsleiterin Anastasiya Batuyeva. Aber für kommenden Donnerstag sei ein gemeinsames Fastenbrechen geplant, also ein großes Essen nach Sonnenuntergang.
Wie die Flüchtlinge selbst den Ramadan in den Unterkünften erleben, haben wir sie persönlich gefragt. Lesen Sie hier ihre Geschichten:
1. Die vierköpfige Familie Al Fadi stammt aus der syrischen Hauptstadt Damaskus und lebt seit Herbst 2015 in Potsdam. In ihrer neuen Heimat erlebt sie Ramadan ein wenig anders >>
2. Randah Sakaan fällt es in Deutschland leichter, das Fasten durchzuhalten als in Syrien. Sie und ihr Mann kochen das Essen für die Zeit nach dem Sonnenuntergang bereits am Nachmittag vor >>
3. Weil die Sonne in Deutschland später untergeht als in Syrien, ist das Fasten für die 20-jährige Rawand Wael schwieriger. Sie lebt seit einigen Wochen mit ihrem Vater in der Unterkunft in der Zeppelinstraße >>
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