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Gedenken zum Jahrestag: Wie Potsdam an den 9. November erinnert
Pogromnacht 1938 und Mauerfall 1989: Der 9. November gilt als „Schicksalstag“ der deutschen Geschichte. Wie in Potsdam an die Ereignisse erinnert wird.
Stand:
Zum 87. Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938 lädt die Stadt Potsdam am Sonntag gemeinsam mit der jüdischen und den christlichen Gemeinden, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und den Omas gegen Rechts zum gemeinsamen Gedenken ein. Ab 17 Uhr wird im Synagogenzentrum, Schloßstraße 8, an die Ereignisse dieser Nacht in Potsdam erinnert.
Das Gedenken wird um 18 Uhr am Standort der früheren Synagoge am Platz der Einheit fortgesetzt. Wie rund 1400 andere Synagogen und Betstuben in Deutschland wurde auch die Potsdamer Synagoge in der Pogromnacht entweiht. Häuser und Geschäfte jüdischer Inhaber wurden beschmiert und zerstört. Frauen, Männer und Kinder wurden bedrängt, verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt. Diese Gewaltexzesse hätten den Beginn der systematischen Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der Menschen jüdischer Herkunft markiert, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
„Im November 1938 wurden in ganz Deutschland jüdische Menschen gedemütigt, verfolgt und entrechtet – auch mit Beteiligung staatlicher Stellen“, sagte Oberbürgermeisterin Noosha Aubel (parteilos), die am Platz der Einheit sprechen wird. Vorab versicherte sie: „Heute stehen wir als Potsdamer Stadtgesellschaft Seite an Seite, trauern um die Opfer und übernehmen Verantwortung. Jüdinnen und Juden in unserer Stadt sollen spüren: Potsdam hält zusammen.“ Aus dieser Erinnerung folge tägliches Handeln gegen Antisemitismus, so Aubel, „für Respekt, Schutz und Menschlichkeit“.

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Doch die Fälle von Antisemitismus häufen sich wieder. Das Bündnis „Brandenburg zeigt Haltung“, dem inzwischen mehr als 500 Organisationen, darunter die christlichen Kirchen, angehören, fordert deshalb einen „wirksamen Schutz“ jüdischen Lebens und mehr Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Schutz bedeute auch, jüdisches Leben sichtbar und lebendig zu machen. „Jeder Angriff auf jüdische Einrichtungen oder Menschen ist ein Angriff auf das Herz unserer Gesellschaft. Wir alle müssen widersprechen. Überall, wo Antisemitismus auftaucht“, sagt Ursula Schoen, Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg in einem Aufruf des Bündnisses zu mehr entschlossenem Handeln gegen Antisemitismus.
Erinnerung an die Friedliche Revolution 1989
Am Sonntag und Montag wird auch an den Mauerfall am 9. November 1989 erinnert. Dieser Wendepunkt der Friedlichen Revolution bedeutete das Ende der kommunistischen Diktatur.
An der Mauergedenkstätte Griebnitzsee (Einmündung Stubenrauchstraße) wird am Sonntag ab 13 Uhr an den Fall der Berliner Mauer vor 36 Jahren erinnert. Manfred Kruczek vom Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte spricht das Grußwort. Schülerinnen und Schülern der Katholischen Marienschule Potsdam und des Dreilindengymnasiums Berlin zeigen Arbeiten zum Mauerfall, die in Workshops mit den Comiczeichnern Susanne Buddenberg und Thomas Henseler entstanden sind. Teilnehmende sind eingeladen, sich über ihre Umbrucherfahrungen auszutauschen.
An der symbolträchtigen Glienicker Brücke wird am Montag um 15 Uhr auf Einladung der Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“ und der Stadt Potsdam an die Grenzöffnung erinnert. Treffpunkt ist die Statue Nike von Wieland Förster, die am zehnten Jahrestag 1999 aufgestellt wurde. Der stellvertretende Leiter des Potsdam Museums, Hannes Wittenberg, wird von seinen persönlichen Erinnerungen an den Mauerfall berichten. Brandenburgs Finanzminister Robert Crumbach (BSW) wird als Redner angekündigt.
In der Einladung zum Gedenken heißt es: „Gerade in dieser politisch bewegten Zeit müssen wir die Erinnerung an die vielen Leidtragenden der SED-Diktatur vor allem für diejenigen, die diese Zeit nicht persönlich erlebt haben, wachhalten und uns gemeinsam für den Erhalt der freiheitlichen demokratischen Grundordnung einsetzen.“
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