Potsdams Schlösser: Geldsegen für Schlösserstiftung: Potsdams marodes Erbe soll saniert werden
Weitere 400 Millionen Euro erhält die Potsdamer Schlösserstiftung vom Bund sowie von den Ländern Brandenburg und Berlin. Angesichts eines Sanierungsstaus in Höhe von einer Milliarde Euro hat die Stiftung jetzt die Qual der Wahl.
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Geld für das Neue Palais, die Römischen Bäder oder das Schloss Babelsberg: Nach der 400-Millionen-Euro-Zusage aus dem Bundestag wird in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) beraten, welche Potsdamer Anlagen jetzt saniert werden sollen. Eine entsprechende Projektliste werde nun konkretisiert, erklärte Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN zuletzt auf Anfrage.
Wie berichtet hatte die Koalition aus CDU/CSU und SPD bei den Beratungen zum Bundeshaushalt 2016 einen zweiten Masterplan für die Schlösserstiftung beschlossen. Das neue Sonderinvestitionsprogramm für dringend nötige Sanierungsarbeiten umfasst insgesamt 400 Millionen Euro – die Hälfte davon übernimmt der Bund, die andere Hälfte sollen die Länder Brandenburg zu zwei Dritteln und Berlin zu einem Drittel zahlen. Das Volumen liegt deutlich über den 300 Millionen Euro, auf die die SPSG zuletzt gehofft hatte. Kallensee sagte: „Wir freuen uns über dieses Signal aus dem Bund.“ Das sorge auch für Planungssicherheit. Allerdings liege der Sanierungsstau bei den Preußenschlössern und -gärten in Obhut der Stiftung – auch jenseits von Potsdam – aktuell bei rund einer Milliarde Euro, machte Kallensee deutlich. Für alles reicht das Geld also nicht. Die PNN geben einen Überblick, welche Anlagen in Potsdam für die Sanierung gesetzt sind – und welche noch profitieren könnten.
Dringende Fälle in Potsdam
Mit dem Geld könnte laut Kallensee die weitere Sanierung des Neuen Palais finanziert werden. An dem Barockbau sind unter anderem noch weitere umfangreiche Arbeiten am Dach nötig, ebenso an der Balustrade. Auch die im Renaissance-Stil errichtete Orangerie beim Schloss Sanssouci müsse zum Beispiel an der Fassade und im Dachbereich erneuert werden – ebenso wie die Jubiläumsterrasse davor. Ein dringlicher Fall seien laut Kallensee auch die pittoresken Römischen Bäder beim Schloss Charlottenhof. „Hier geht es um eine vollständige Sanierung“, so der Stiftungssprecher. Einige Bereiche seien bereits geschlossen. Wie berichtet macht dem Bau unter anderem Feuchtigkeit zu schaffen, einige Böden haben sich zudem abgesenkt.
Allein für diese drei Projekte rechnet Kallensee jeweils mit ein- bis zweistelligen Millionenbeträgen, die die Sanierung jeweils kosten könnte. Als gesetzt gelte auch die weitere Sanierung des , dessen Außenhülle gerade erneuert wurde. Für die Innenräume plane die Schlösserstiftung weitere 30 bis 35 Millionen Euro ein.
Wo noch Geld benötigt wird
Es gibt weitere Anlagen der Stiftung in Potsdam, die dringend saniert werden müssen. In der Vergangenheit war beispielsweise die Meierei am Kuhtor genannt worden. Das zweistöckige barocke Wohnhaus nahe den Römischen Bädern steht derzeit leer. Auf etwa zwei Millionen Euro werden die Sanierungskosten geschätzt. Auf ähnlichem Niveau liegen die Kosten für die Sanierung des Maschinenhauses im Park Babelsberg, für das die Stiftung bisher vergeblich nach privaten Investoren für den Bau von exklusiven Wohnungen gesucht hat. Sanierungsbedarf besteht auch für Gartenhäuser im Neuen Garten, hier hatte man ebenso vergeblich auf private Unterstützung gehofft. Zugleich hatte die SPSG mehrfach eine Sanierung von zentralen Wegen in den Potsdamer Parks angemahnt. Allein für den Ökonomieweg im Park Sanssouci war von einstelligen Millionenkosten die Rede. Stiftungssprecher Kallensee sagte, an Spekulationen über weitere Projekte werde sich die Stiftung derzeit nicht beteiligen.
Ebenfalls im Eigentum der SPSG befindet sich die marode Friedenskirche am Eingang von Park Sanssouci, für die wiederum die Stiftung Denkmalschutz derzeit händeringend um Spenden wirbt. Die zusätzlichen Bundesmittel könnten aber auch in Neubauten fließen: etwa in ein schon lange geplantes neues Besucherzentrum an der Mühle bei Schloss Sanssouci oder in bessere gastronomische Einrichtungen, etwa am Neuen Palais.
Kein Geld für die Parkpflege
Stiftungssprecher Kallensee stellte klar, dass das geplante Millionenpaket allerdings nicht für die laufende Parkpflege verwendet werden könne. „Es handelt sich um investive Mittel.“ Im Klartext: Das rund 4,5 Millionen Euro schwere Pflegedefizit in den Parks, das die Stiftung mehrfach öffentlich beklagt hatte, bleibt bestehen. Potsdam zahlt bis einschließlich 2018 pro Jahr eine Million Euro, um diese laufenden Kosten zu senken. Nur mit dieser umstrittenen Abgabe konnte vor zwei Jahren eine Mehrheit der Stadtpolitik einen Parkeintritt für Sanssouci verhindern. Nächstes Jahr soll dazu wie berichtet eine noch nicht näher definierte Bürgerbefragung stattfinden, wie es die Stadtverordneten bisher planen.
Im Rahmen eines ersten Masterplans, der im kommenden Jahr ausläuft, waren 155 Millionen Euro an die Stiftung geflossen. Von dem Geld sind unter anderem Sanierungen am Neuen Palais und am Schloss Cecilienhof finanziert worden. Im Lauf der Jahre war der Investitionsbedarf gestiegen, laut SPSG unter anderem wegen höherer Baupreise, aber auch wegen des weiter verschlechterten Zustandes einiger Bauten wie etwa des Schlosses auf der Pfaueninsel vor den Toren Potsdams. Auch diese Anlage könnte von dem neuen Investitionsprogramm profitieren.
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