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Landeshauptstadt: Gemeinsam stricken

Potsdamer Flüchtlinge helfen Senioren mit der DRK-Aktion „Das große Stricken“

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Stricken - wie ging das noch mal? Das weiß nicht jeder der rund 25 Teilnehmer der Aktion „Das große Stricken“ vom Deutschen Roten Kreuz. In der Flüchtlings-Notunterkunft an der Heinrich-Mann-Allee wird am Mittwochabend ein Tablet-PC herumgereicht, in dem eine Video-Anleitung auf YouTube zu sehen ist. Die digitale Aufklärung ist eigentlich nicht nötig: Eva Wieczorek, ehrenamtliche Koordinatorin in der Notunterkunft, steht vor einem Korb mit Strickzeug und gibt ihr Wissen weiter: „Das ist dicke Wolle, nehmt dicke Nadeln!“

Es ist eine von vielen ähnlichen Aktionen, die seit Dezember in Deutschland, Österreich und der Schweiz stattfinden. Ziel: Eine Million kleiner Wollmützen stricken, die dann der Smoothie-Hersteller „innocent“ in allen Supermärkten seinen Smoothie-Flaschen aufsetzt. Für jede eingesendete Mütze spendet der Getränke-Hersteller 20 Cent an das DRK, das damit Senioren in Notlagen hilft. Fast 263 000 Mützen und über 52 000 Euro kamen so 2015 zusammen. Dieses Mal wollen die Organisatoren die Million knacken – rund 416 000 Mützen sind es schon, die Aktion läuft bis Ende Februar.

„Ich habe noch nie gestrickt, aber als ich gehört habe, wofür das Geld verwendet wird, wollte ich dabei sein“, sagt Eva Alabas aus Syrien. „Ich finde die Aktion sehr toll, denn es gibt auch in Syrien viele ältere Menschen, die leiden.“

Das Schöne bei der Aktion: „Sprache ist nicht nötig zum Stricken“, sagt Felicitas Burgmeyer vom DRK. Für alles Weitere ist der syrischstämmige DRK-Dolmetscher Nuri Gotto zuständig. Die Geräuschkulisse im Raum ist eine Mischung aus Arabisch, Englisch, Deutsch und dem Klappern von Stricknadeln.

„Was heißt 28 auf Russisch?“, fragt eine DRK-Mitarbeiterin in den Raum, denn eine der Teilnehmerinnen möchte wissen, wie viele Maschen sie für die Mütze braucht. Da kann selbst der vier Sprachen sprechende Gotto nicht weiterhelfen, doch der Dolmetscher zückt sein Smartphone und übersetzt per Internet.

Wieczorek hat schon im Herbst mit einigen Flüchtlingen in der Unterkunft gestrickt und wolle dies nun regelmäßiger tun: „Einige der älteren Frauen können das, die jüngeren finden es nicht ganz so cool. Aber Stricken kommt ja wieder in Mode.“ In der Tat werden bei vielen Teilnehmern alte Erinnerungen geweckt: „Ich habe früher ganze Pullover gestrickt, habe es aber lange nicht mehr gemacht“, sagt Hevin Brimo aus Syrien, die gerade rosa Wollfäden um ihre Nadeln wickelt.

Warum es ausgerechnet Mützen für Smoothies sein müssen, das wissen Mitarbeiter vom DRK auch nicht so genau. Bei der Strickaktion gehe es eigentlich auch weniger um die Mützen, als darum, Menschen zusammenzubringen, so das DRK-Team. Das ist in Potsdam geglückt: Die Gruppe ist eifrig beim Stricken, es wird geplaudert, die Stimmung ist gelöst. Erik Wenk

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