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Der Pavillon soll mit viel Holz und Filz gestaltet werden.

© Visualisierung: David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten mbH

Gestaltungsrat zu neuen Projekten: Chipperfield baut am Alexanderhaus

Das Expertengremium beschäftigte sich in einer öffentlichen Diskussion mit dem Alexanderhaus, der Villa Francke und einem Wohn- und Gewerbeprojekt in Bornim.

Potsdams Gestaltungsrat hatte am Freitagabend im Alten Rathaus nichts zu meckern. Auf der Tagesordnung des Expertengremiums standen drei Projekte unter den Stichworten „Wohnbebauung Am Karl-Foerster-Garten“, „Villa Francke“ und „Haus Alexander - Neubau Seminargebäude“. Die kamen weitgehend gut an. Spannend sind sie trotzdem.

Das sechsköpfige Gremium gibt es seit 2010 und ist mit hochkarätigen Experten aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsplanung besetzt. Bauherren - egal ob privat oder öffentlich - können sich für ihre Vorhaben Ratschläge einholen. Pflicht ist das aber nicht. Am Freitag begrüßte man ein neues Mitglied in der Runde: Der Münchner Architekt Matthias Haber war in diesem Monat von den Stadtverordneten berufen worden. Er ersetzt Petra Kahlfeldt, die in Berlin Senatsbaudirektorin geworden ist.

Das zwar kleinste, aber auch konkreteste Projekt ist der Neubau eines Seminargebäudes für das Alexanderhaus in Groß Glienicke. Wie berichtet ist das historische Gebäude in den vergangenen Jahren saniert worden. Im vergangenen Jahr hat der Verein Alexanderhaus dafür den Denkmalpflegepreis des Landes Brandenburg bekommen. Das Haus wurde 1927 im Auftrag des jüdischen Arztes und damaligen Präsidenten der Berliner Ärztekammer Alfred Alexander als Wochenend- und Sommerhaus errichtet. Nun ist es ein Zentrum für interreligiösen Dialog.

Um diese Arbeit auszubauen, soll auf dem Grundstück in Richtung Gutstor ein zweiteiliges Seminargebäude mit Unterkünften entstehen. Die zwei insgesamt 800 Quadratmeter großen, nicht unterkellerten Holzgebäude sollen leicht versetzt zueinander errichtet werden. Architektin Julia Schenke von Chipperfield Architects stellte das Konzept vor. Experte Dieter Eckert lobte die Pläne als Fortsetzung dessen, was schon da sei. „Ein schöner Pavillon.“ Stadtplanungschef Erik Wolfram hatte für die Beteiligten auch noch eine gute Nachricht: Es zeichne sich ab, dass die Stadt durch einen Tausch an zusätzliche Flächen komme, so dass die Autostellplätze nicht direkt vor dem Pavillon untergebracht werden müssen.

Der Eingang von der Straße Am Park gesehen.
Der Eingang von der Straße Am Park gesehen.

© Visualisierung: David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten mbH

Garten der Villa Francke soll unterbaut werden

Um einiges Größer sind die Pläne für eine überwiegend unterirdische Kunstsammlung auf dem Grundstück der Villa Francke in der Gregor-Mendel-Straße. Die von Reinhold Persius entworfene Villa und das rund 15.000 Quadratmeter große Grundstück haben die heutigen Investoren 2018 von Nachfahren der Familie Francke erworben. Der Berliner Holzhändler Carl Francke hatte einst während des Baubooms in Berlin ein Vermögen gemacht und sich das herrschaftliche Domizil in Potsdam 1873/74 zunächst als Sommer- und Gesellschaftshaus bauen lassen. 1909 bis 1912 wurde die Villa durch Architekt Peter Behrens ausgebaut und umgestaltet.

Nun soll dort ein Sammlermuseum entstehen.  Hinter dem Projekt steht der Berliner Unternehmer und Kunsthistoriker Matthias Klöppel. Architekt Wolfgang Keilholz stellte eine überarbeitete Planung vor. Das Museum soll in sogenannter Deckelbauweise entstehen. „Man baut von oben nach unten.“ Es werde kein riesiges Loch neben der Villa klaffen. Neben dem unterirdischen Museum ist oberirdisch ein neues Entree-Gebäude an der Parkstraße geplant.

Bei den Experten kamen die Ideen insgesamt gut an. „Ein Gewinn für Potsdam“, so Haber. Allerdings war der Tenor, dass bei der Gestaltung des Entrees noch nachgearbeitet werden muss. Es brauche eine eigene Typologie ohne wie der Ausgang des U-Bahnhofs am Potsdamer Platz in Berlin auszusehen, so die Gestaltungsratsvorsitzende Sophie Wolfrum. Haber riet dazu, auch die Orangerie, die bisher neben dem historischen Garagenbau von Behrens eingeplant ist, etwas zu entzerren.

Neubauten am Karl-Foerster-Garten

In Bornim plant der Investor Seastone einen Wohn- und Gewerbekomplex in dem Areal zwischen Karl-Foerster-Garten, Am Raubfang und Potsdamer Straße. Die Eigentümerstruktur sei vielfältig. Man sei aber schon in Gesprächen. Die Stadtverordneten hatten bereits vor Jahren die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Mehr ist aber noch nicht passiert. Seastone ist in Potsdam nicht unbekannt. Das Unternehmen baut unter anderem 136 Eigentumswohnungen an der Georg-Hermann-Allee.

Mit dem Konzept ist der namhafte Architekt Sergei Tchoban betraut. „Wir haben da eine Idee“, sagte er bei der Vorstellung. Demnach soll entlang der Straße Am Raubfang ein Gewerbehof entstehen, so wie es auch im Flächennutzungsplan vorgesehen ist. Das Areal dahinter soll von der Potsdamer Straße aus mit einer Stichstraße neben dem Lidl-Markt erschlossen werden. Auf dem Gebiet will Seastone Wohnhäuser bauen. „Wir orientieren uns an der Größe des Karl-Foerster-Hauses“, hieß es.

Die Idee sei, etwas höher zu bauen als die Einfamilienhäuser in der Umgebung und dafür zwischen den Gebäuden Platz für eine öffentlich zugängliche Gartenlandschaft zu lassen. Abstand zum Gartendenkmal soll gehalten werden. Auch der Staudengarten zwischen dem Neubaugebiet und dem Karl-Foerster-Haus bleibe bestehen. Im Gremium kamen die Ideen grundsätzlich gut an. Angela Mensing-de Jong riet den Entwicklern jedoch, statt vielen kleineren Grünflächen lieber einen großen Freiraum zu schaffen. Auch sollte der Gewerbehof etwas von der Straße abgerückt werden.

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