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Kampf gegen Eichenprozessionsspinner: Gift aus der Luft
Der Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner beginnt voraussichtlich am Montag. Wenn die Hubschrauber über den Potsdamer Parks kreisen, heißt es für Anwohner und Touristen: draußen bleiben! Im havelländischen Paaren/Glien hob bereits am Dienstag der erste Hubschrauber mit dem Biozid an Bord ab.
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Spazierengehen durch den Neuen Garten, Joggen im Park Babelsberg oder Sightseeing im Park Sanssouci – kommenden Montag, dem 13. Mai, sollten all diese Aktivitäten vermieden werden. Denn höchstwahrscheinlich sollen an jenem Tag Hubschrauber über den Schlösserparks kreisen und Insektengift auf die Bäume sprühen. Dass das zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners in diesem Jahr erstmals erlaubt ist, ist bereits seit rund zwei Wochen klar. Nur der Termin stand bislang noch nicht fest.
„Unser Ziel ist es, am Montag zu fliegen“, sagte der zuständige Einsatzleiter beim Landesbetrieb Forst, Michael Kopka, gestern auf PNN-Anfrage. Dies müsse nur noch mit dem Hubschrauber-Unternehmen abgesprochen werden. Acht bis zwölf Stunden wären der Park Sanssouci, der Neue Garten und der Park Babelsberg dann nicht betretbar. Gleiches gilt für den Bornstedter Friedhof, den Neuen Friedhof in der Heinrich-Mann-Allee sowie den Sowjetischen Friedhof an der Michendorfer Chaussee. Die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten, die für die drei Parks zuständig ist, hatte auf den Hubschraubereinsatz an einem Montag gedrängt, da die Schlösser dann ohnehin für Besucher geschlossen sind. In Brandenburg wird bereits am heutigen Dienstag mit den Flügen begonnen. Als erstes ist der Mafz-Erlebnispark Paaren (Havelland) an der Reihe.
Auch die Stadt will möglicherweise Anfang kommender Woche mit dem Gifteinsatz beginnen, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte. An 34 Standorten – dazu zählen Grünflächen, Spielplätze oder Straßen – soll das Mittel Dipel ES gesprüht werden. Allerdings will die Stadt das Gift nur von unten einsetzen und keine Hubschrauber fliegen lassen. Dennoch müssen einige Straßen teilweise gesperrt werden. Welche das genau sind, stehe noch nicht fest, sagte Brunzlow. Bis zu drei Wochen lang werde der Einsatz dauern. Wenn die genauen Termine feststehen, sollen die Anwohner mit Handzetteln und Aushängen an den Bürgerämtern informiert werden. Zudem soll auf der Startseite von www.potsdam.de über die Maßnahmen aufgeklärt werden.
Bevor es losgehen kann, müssten aber noch einige Dinge geklärt werden, sagte Brunzlow. Zum einen müsse das Wetter stimmen: Die Blätter dürften nicht nass sein und die Temperaturen nicht unter 15 Grad liegen. Zudem sei noch unklar, ob Häuser evakuiert werden müssten oder Straßen auch etwa für Rettungsfahrzeuge gesperrt werden sollen. Auch ob die geplante Sperrzeit von acht Stunden ausreichend sei, werde noch diskutiert, sagte er. Schließlich tropfe ein Teil des Giftes ja von den Bäumen ab und könne so zum Beispiel in Sandkästen oder auf Spielgeräten landen. Allerdings seien sich die Experten einig, dass Dipel ES in diesen Dosen für den Menschen ungefährlich sei. Einsatzleiter Kopka sagte, das Mittel werde nur in sehr geringen Mengen gesprüht. Pro Hektar soll ein Gemisch aus drei Litern Dipel ES und 35 Litern Wasser gesprüht werden.
Für die Larven, die das Gift über die Nahrung aufnehmen, ist die Menge allerdings tödlich. Dipel ES enthält ein Bakterium, das im Darm der Insekten wirkt. Gefürchtet sind die Raupen des Nachtfalters vor allem wegen ihrer sogenannten Brennhaare. Deren Nesselgift kann bei Hautkontakt zu schwersten allergischen Reaktionen führen. Zudem fressen die Schmetterlingsraupen ganze Eichenkronen kahl. Seit Jahren breitet sich der Eichenprozessionsspinner in der Region aus. Allein in Potsdam waren im vergangenen Jahr 13 000 Eichen von dem Schädling befallen. Bislang konnten die Nester an Bäumen in Siedlungsgebieten nur abgesaugt werden, da der Einsatz von Dipel ES nicht genehmigt war.
Am Dienstag startete der erste Hubschrauber Brandenburgs in Paaren/Glien, um die havelländischen Eichenbestände mit dem Biozid zu besprühen.
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