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Ausgeschildert. Die Grundschule am Pappelhain nimmt am Pilotprojekt „Inklusive Schule“ teil.

© Rebecca F. Miller

Landeshauptstadt: Gut eingestellt auf alle Kinder

Potsdamer Schulen bekommen Schilder für ihre Teilnahme am Pilotprojekt „Inklusive Schule“

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Am Stern - Gerald Schneider, Schulleiter der Grundschule am Pappelhain, wird jetzt die Bohrmaschine rausholen. Das Schild, das seine Schule als eine am Pilotprojekt „Inklusive Bildung“ teilnehmende Schule auszeichnet und das Bildungsministerin Martina Münch am gestrigen Mittwoch persönlich vorbeibrachte, soll unbedingt unter den Namensschriftzug der Schule neben der Eingangstür. Dort wäre es auf Kinder-Augenhöhe.

Sämtliche 85 in Brandenburg am Pilotprojekt teilnehmenden Schulen haben in diesen Tagen solche Schilder erhalten. In Potsdam zählen neben der Grundschule am Pappelhain die Gerhard-Hauptmann- und die Goethe-Grundschule, die Grundschulen im Kirchsteigfeld und am Humboldtring, die Rosa-Luxemburg-Grundschule, die Hanna-von-Pestalozza-Grundschule sowie die Montessorischule dazu, als Schule in freier Trägerschaft die Neue Grundschule Potsdam.

Das Konzept „Inklusive Grundschule“ beinhaltet, dass sich die Schule auf alle Kinder einstellt – unabhängig von Lernbehinderungen und Förderbedarf. Die Klassengrößen sind auf maximal 23 Kinder festgelegt, dafür gibt es zusätzliche sonderpädagogische Unterrichtseinheiten. Eltern, teilweise auch Lehrer, Gremien wie Elternvertretungen kritisieren das Konzept: Die angebotenen zusätzlichen Stunden und Weiterbildungen seien nicht genug, um die anfallende Arbeit zu leisten.

Gerald Schneider sieht sich gut vorbereitet. 21 Klassen besuchen derzeit die 3,5-zügige Grundschule. Und bereits jetzt liegt die Klassenstärke mit 22 Kindern unter dem geforderten Maximal für eine „Inklusive Schule“. Vier erste Klassen mit insgesamt 90 Kindern wurden am vergangenen Wochenende eingeschult. Gut vorbereitet fühlt er sich auch deshalb, weil die Schule auf jahrelange Erfahrungen mit Inklusion zurückblickt. Es gebe hier viele Kinder mit Defiziten im emotionalen und sozialen Bereich. Wer unter den neuen Erstklässlern spezielle Aufmerksamkeit, Hilfe oder Förderung braucht, werde sich jetzt herausstellen. 18 zusätzliche Wochenstunden einer Sonderpädagogin gibt es seit diesem Jahr, für spezielle Kinder kann mehr beantragt werden, sagt der Schulleiter.

Dass Teilungs- oder Förderunterricht tatsächlich zu oft aufgehoben werden muss, weil die Vetretungsreserve fehlt, sei nach wie vor ein Problem, sagt Schneider. Gute Erfahrungen hat er mit Sonderpädagogen gemacht, die an der Grundschule am Pappelhain auch als Klassenleiter agieren. „Jeder Grundschullehrer sollte eine sonderpädagogische Ausbildung haben“, sagt er. Langfristig wäre ein Doppellehrersystem, wenn Regelschullehrer und Sonderpädagoge gemeinsam unterrichten, angemessen. Vorerst bauen er und sein Kollegium auf eigene Erfahrungen. Seit mehreren Jahren unterrichten sie ein autistisches Kind, auch auf ein hörgeschädigten Kind stellte man sich ein. Steffi Pyanoe

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