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Landeshauptstadt: Gute Aussichten für den Wetterdienst

Der Deutsche Wetterdienst in Potsdam bekommt ein neues Gebäude. 32 Millionen Euro sollen in die neue Station investiert werden

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Templiner Vorstadt - Gut 20 Gebäude hat der ehemalige Meteorologische Dienst der DDR in einem Waldgebiet am Potsdamer Stadtrand hinterlassen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) als Nachfolger soll nun einen rund 32 Millionen Euro teuren Neubau bekommen. „Die Mitarbeiter müssen während der Bauarbeiten für einige Jahre in Ausweichquartiere in Potsdam umziehen“, sagt Eberhard Schütz, der beim DWD die zuständige Arbeitsgruppe leitet. Wie der Neubau aussehen soll, steht bereits fest. Seit dem gestrigen Dienstag sind die Entwürfe aus einem Architektenwettbewerb in einer Ausstellung im Kutschstall am Neuen Markt zu sehen.

Der Meteorologische Dienst der DDR galt einst als die Wetterschaltzentrale des Ostens. „Hier liefen in einem sowjetischen Großrechner die Wetterdaten aus dem gesamten Ostblock zusammen“, erinnert sich Joachim Riemert. Der Verwaltungsleiter arbeitet schon seit Anfang der 1970er-Jahre auf dem Gelände am Potsdamer Stadtrand. Heute ist es eine Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die rund 180 von einst 500 Mitarbeitern liefern unter anderem Wettervorhersagen für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und erstellen meteorologische Gutachten, etwa für geplante Tagebaugebiete und Windkraftanlagen oder nach Unwettern.

Diverse Gebäude sind seit den 1950er-Jahren auf dem fast sechs Hektar großen Gelände in einem Waldgebiet entstanden – vom Turm, in dem die Meteorologen arbeiten, über den Verwaltungstrakt bis hin zum Gerätehaus für die Techniker. Diese unübersichtliche Ansammlung soll nun bald Geschichte sein. Nach einem Komplettabriss soll die DWD-Niederlassung in den kommenden Jahren ein rund 32 Millionen Euro teures neues Gebäude bekommen.

„Der Siegerentwurf sieht einen Komplex aus drei miteinander verbundenen Gebäuden für Verwaltung, Service und ein Rechenzentrum vor“, erklärt Eberhard Schütz. Die Nutzfläche solle bei etwa 6000 Quadratmetern liegen. Das Rechenzentrum sei so geplant, dass es im Notfall die Arbeit der Rechner der DWD-Zentrale in Offenbach übernehmen könne. Schütz nennt es „Desaster-Backup-Rechenzentrum“. Für kurze Wege zwischen den Gebäuden soll ein Verbindungsgang sorgen, der sogenannte Wetterboulevard. „Ein Neubau ist nur unwesentlich teurer als die Sanierung der alten Gebäude“, sagt Schütz. Außerdem sei er dringend nötig. Die Raumaufteilung und Infrastruktur entspreche schon längst nicht mehr den Bedürfnissen der Mitarbeiter und dem heutigen Stand der Technik. „Auch Wärmedämmung ist hier ein Fremdwort“, sagt Schütz.

Wann mit dem Neubau begonnen werden kann, steht noch nicht fest. Bauherr ist das Bundesbauministerium. In seinem Auftrag setzt der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) das Projekt um. Das BLB hat angekündigt, „zeitnah mit den konkreten Planungsarbeiten“ zu beginnen.

Neben den Vorhersagen ist der Wetterdienst auch für andere Aufgaben zuständig: Die Mitarbeiter sorgen unter anderem dafür, dass im kompletten Osten Deutschlands die technische Infrastruktur und die Messanlagen des Deutschen Wetterdienstes funktionieren. Außerdem bieten sie Klimaberatungen für fast alle neuen Bundesländer an: Bei strittigen Versicherungsfragen nach Unwettern erstellen sie beispielsweise für Gerichte meteorologische Gutachten. Die Experten sind zudem deutschlandweit gefragt, wenn es um die Berechnung von Schnee- und Eislasten auf Bauwerken geht. Eine kleine Abteilung forscht in Potsdam auch an Computerprogrammen, mit denen die Vorhersage verbessert werden kann.

Von einem neuen Gebäude sei übrigens schon seit Jahren die Rede gewesen, erzählt Joachim Riemert. An den Tagen der offenen Tür habe der ehemalige Niederlassungsleiter Besuchern auch immer mal Termine genannt. „Doch diese Prognosen waren immer verfrüht“, sagt Riemert.Anja Sokolow

Anja Sokolow

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