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Landeshauptstadt: Gute Ratschläge für Dorgerloh
Die Schlösserstiftung benötigt mehr Geld für die Pflege ihrer Gärten – Ideen dafür gibt es schon viele
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Löchrige Hecken. Unkraut. Grobes Gestein, das aus eigentlich kunstvoll angelegten Sandwegen herausragt. Solche anschaulichen Beispiele sind für den Chef der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, Ausdruck des wachsenden Pflegedefizits in den preußischen Königsgärten von Potsdam. Schon jetzt seien Teile des Parks Sanssouci, wie etwa der Holländische Garten unterhalb der Bildergalerie, in einem „schlechtem Zustand“. Um diesen, durch den Klimawandel weiter verschärften, „Werteverfall“ zu stoppen, benötige die Stiftung mehr Geld, so Dorgerloh. Von 4,5 Millionen Euro für zusätzliche Gärtner ist die Rede.
Die Idee, dieses finanzielle Defizit mit einem verpflichtenden Park-Eintritt auszugleichen, scheint nach der gestrigen Sitzung des Stiftungsrats allerdings ohne Chance. Die Staatskanzlei und das Finanzministerium des Landes Brandenburg sind strikt gegen den Vorschlag. Auch eine Erhöhung der Zuschüsse von Bund sowie den Ländern Berlin und Brandenburg komme nicht in Frage, hieß es gestern. So will der Stiftungsrat nun bis Herbst neue Ideen prüfen, wie die Stiftung zu mehr Geld kommen kann.
Die Vorschlagsliste dürfte lang werden. Seit Bekanntwerden der Eintrittspläne kurz nach Ostern hat die Stiftung viele Ratschläge erhalten, wie sie ihre Einnahmen steigern könnte. Noch gestern Vormittag erklärte Oberbürgermeister Jann Jakobs dem rbb-Inforadio, die Stadt könne die Stiftung bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützen, um mehr Gäste zu bewegen, für den Park zu spenden. Bisher nimmt die Stiftung über den seit 2006 geltenden freiwilligen Parkeintritt nur 120 000 Euro ein. Für den Pflichteintritt von zwei Euro prognostizierte die Stiftung dagegen Einnahmen von fünf Millionen Euro.
So muss wohl auch von anderswo Geld fließen. Die Potsdamer Linke hatte in der Debatte zum Eintritt vorgeschlagen, eine Taxe für Übernachtungen von Touristen in Potsdam zu prüfen. Diese Idee einer Hotel-Abgabe spielt nun auch eine Rolle bei der Suche nach neuen Finanzquellen für Dorgerloh. Doch gibt es bereits Kritik: So eine „Bettensteuer“ würde die Gäste, die nur für einen Tag nach Potsdam fahren, nicht erreichen, kritisierte gestern die Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB). Leidtragende seien die mit Berlin in Konkurrenz stehenden Hotels der Landeshauptstadt – die zugleich den Kulturstandort Potsdam schon jetzt bei Projekten wie der Winteroper finanziell unterstützen würden. „Zudem stehen deutschlandweit noch viele Urteile zur Hotelabgabe aus“, so die TMB – die ihrerseits eine allgemeine Tourismusabgabe vorschlug. Bei Umfragen der Schlösserstiftung unter Nutzern des Parks hatten sich insbesondere Touristen bereit erklärt, für den Erhalt der Gärten Geld zu zahlen.
Einen weiteren Vorschlag machte gestern Potsdams Linke-Chef Sascha Krämer: Die Stiftung solle zum Beispiel über ein „Sanssouci“-App oder „Neuer Garten“-App für Mobilfunkgeräte nachdenken, den sich jeder für 50 Cent herunterladen könne. „Dieser könnte für mindestens 24 Stunden abrufbar sein und der Bürger oder der Tourist hätte einen sichtbaren Mehrwert.“ Auch andere Ideen könnten nun geprüft werden. So hatten die Grünen eine Tombola für den Erhalt der Parks angeregt. Dieses Modell funktioniere für den Bürgerpark in Bremen seit über 50 Jahren. Über Losverkäufe würden Gelder für den Erhalt der Parks erwirtschaftet. So kämen jährlich zwei Millionen Euro zur Pflege des Parks zusammen. Die Preise für das Gewinnspiel würden durch Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet gestiftet, so die Grünen. Die Wählergruppe Die Andere hatte erklärt, die Stiftung könne ihre Einnahmen mit einem Eisverkauf an der Badestelle am Heiligensee steigern – zugleich sei auch die „Versorgung der Parkbesucher in Sanssouci mit Kaffee und Kuchen deutlich ausbaubar“.
Bisher hatte Stiftungschef Dorgerloh unisono erklärt, andere Einnahmequellen seien nicht geeignet, die benötigte Summe aufzubringen. Nun wird er noch einmal rechnen müssen.
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