zum Hauptinhalt
Plant einen Dreh in Babelsberg: George Clooney will in Potsdam einen Film über eine Truppe von Kunsthändlern im Zweiten Weltkrieg drehen. Der Oscar-Preisträger war bereits im Potsdamer Stadthaus – ohne den Oberbürgermeister zu treffen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Heiter bis wolkig

Das Filmjahr startete mit einer Party – und endete nach langer Durststrecke mit einem Märchenfinale

Stand:

Der Kater am Morgen danach gehört einfach zu einer guten Party. Und wenn 100 Jahre gefeiert werden, dann dauert es etwas länger, bis der Jubilar wieder zur alten Form aufgelaufen ist. So könnte man salopp das abgelaufene Jahr von Studio Babelsberg zusammenfassen.

2012 beging die Traditionsfilmschmiede ihren 100. Geburtstag. Doch auf das rauschende Fest im Februar, mit Hollywood-Besuch und einem Preis von Berlinale-Maestro Dieter Kosslick, herrschte lange Katerstimmung. Für zusätzliche Verunsicherung sorgte bei den Studio-Aktionären im Hochsommer die Ankündigung vom Rückzug von der Frankfurter Börse – während die dringend nötigen internationalen Großprojekte immer noch auf sich warten ließen. Und das, obwohl die Studiochefs aussichtsreiche neue Koproduktions-Abkommen mit England strickten.

Erlösung kam erst im Herbst. Dann ging es aber Schlag auf Schlag: Anfang Oktober wurde bekannt, dass US-Regisseur Wes Anderson, der mit seinem aktuellen Werk „Moonrise Kingdom“ schon als Oscar-Kandidat gilt, seinen nächsten Film mit Studio Babelsberg drehen will – unter anderem mit „Ghostbuster“ Bill Murray vor der Kamera. Dass der Film mit dem Arbeitstitel „The Grand Budapest Hotel“ nicht etwa in Ungarn gedreht werden soll, spricht für das Vertrauen in die Qualität der Traditionsstudios.

Innerhalb von wenigen Wochen setzte das Studio dann zum Märchenfinale an: Zuerst der Drehstart für die Märchenverfilmung „La belle & la bête“ – Die Schöne und das Biest –, für die unter anderem Léa Seydoux und Vincent Cassel in Babelsberg vor der Kamera stehen. Der ebenfalls gebuchte Gérard Depardieu sagte aber auf den letzten Drücker ab.

Die vielleicht heißeste Neuigkeit des Filmjahres: Hollywood-Beau George Clooney („Ides of March“) will sein neues Regieprojekt in Babelsberg verwirklichen. Ende Oktober ist der Oscar- Preisträger in Potsdam unterwegs auf Drehortsuche, Studenten trauen ihren Augen nicht, als sie ihn im Uni-Gebäude am Campus Griebnitzsee erkennen, wenig später bezieht er Produktionsbüros in Babelsberg. Die Starbesetzung seines geplanten Films über eine Truppe von Kunsthändlern im Zweiten Weltkrieg umfasst Bond-Darsteller Daniel Craig sowie die Oscar-Preisträger Jean Dujardin („The Artist“) und Cate Blanchett („Elizabeth“).

Ein Wiedersehen mit einem alten Babelsberg-Bekannten verspricht das ebenfalls für 2013 angekündigte Projekt „Reykjavik“ des britischen Regisseurs Mike Newell („Harry Potter und der Feuerkelch“). Für das Politdrama über die Zeit des Kalten Krieges werden Hollywoodstar Michael Douglas als US-Präsident Ronald Reagan und Christoph Waltz als Sowjet-Parteichef Gorbatschow vor der Kamera stehen. Waltz, der mit dem Babelsberg-Film „Inglourious Basterds“ zuletzt den Oscar gewonnen hatte, hat sich zumindest frisurentechnisch bereits seiner neuen Rolle angepasst: Er trägt neuerdings Glatze – wie Gorbatschow.

Die große Babelsberger Kinopremiere des Jahres feierte Anfang November „Cloud Atlas“ – der bildgewaltige 100-Millionen-Euro-Film von den Wachowski-Geschwistern („Matrix“) und Tom Tykwer („Das Parfüm“) wurde vom X-Filme-Produzenten und Wahlpotsdamer Stefan Arndt mitgestemmt. Als „Popcorn mit Gehirnschmalz“ beschrieb er das Epos nach dem gleichnamigen Bestseller, dem an den Kinokassen bislang der ganz große Erfolg aber versagt blieb.

Überraschend erfreulich lief es für ein wesentlich kleineres X-Filme-Projekt: Die Komödie „Oh Boy“ in Schwarz-Weiß wurde auf Anhieb zum Publikumserfolg. Allein im Berliner Kino International hatten Ende November bereits 10 000 Zuschauer das Erstlingswerk von Regisseur Jan-Ole Gerster gesehen.

Eine ähnliche Überraschung erlebte Axel Ranisch mit seinem zum Kultfilm avancierten Debüt „Dicke Mädchen“: Nur 517 Euro hatte der Regie-Student der Babelsberger Filmhochschule sich das Projekt kosten lassen – und entsprechend verbesserungsfähig ist die technische Qualität des 79-Minuten-Werks. Aber dem Spaß und der Hingabe, mit der das Miniteam und die Hauptdarsteller – darunter die 90-jährige Oma des Regisseurs – an die Arbeit gingen, kann sich kaum ein Zuschauer entziehen. Der No-Budget-Film, der schon auf mehreren Festivals ausgezeichnet wurde, kam im November in die deutschen Kinos.

Auch für zwei weitere HFF-Filme gab es in diesem Jahr Preise: David Wnendts Neonazi-Drama „Kriegerin“ schaffte es bis in die deutsche Oscar-Vorauswahl. Ebenfalls mehrfach ausgezeichnet: „Am Himmel der Tag“. HFF-Absolventin Pola Schirin Berg erzählt darin von der 25-jährigen Lara, deren Leben sich nach einer durchzechten Partynacht mit einer ungewollten Schwangerschaft radikal ändert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })