
© Jana Haase
Potsdam: Hinter verschlossene Türen
40 Diplomatenfrauen aus 36 Ländern waren gestern in Potsdam – und besuchten den Neuen Garten
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Nauener Vorstadt - Es ist eine Vereinigung, der fast nur Frauen angehören. Weltgewandte und Weitgereiste. Mitglied wird man durch Heirat – in diplomatische Kreise. Und weil das Leben an der Seite eines Botschafters oder Attachés im Drei- oder Vierjahresturnus zwischen den Ländern und Kontinenten auch eine Herausforderung bei der Pflege des Soziallebens ist, gibt es den Diplomatenclub „Willkommen in Deutschland“ des Auswärtigen Amtes. Er hat sich der Betreuung der Ehepartner aller in Deutschland akkreditierten Diplomaten verschrieben. Mindestens einmal im Monat ordnet er für die gut 450 Mitglieder einen „Jour fixe“ an – lädt zu Ausflügen ein, um Einblicke in deutsche Kultur und Geschichte zu vermitteln. Ein solcher Termin führte am gestrigen Montag gut 40 Diplomatengattinnen aus 36 Ländern in den Neuen Garten nach Potsdam.
Aus Indonesien, den Philippinen, der USA, Spanien, Holland, der Türkei oder der Elfenbeinküste kamen die Damen – und Samuel Wittwer, der Direktor der Schlösser und Sammlungen bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), ließ es sich nicht nehmen, den internationalen Besuch persönlich am Marmorpalais zu empfangen. Im Neuen Garten gebe es Einflüsse aus aller Welt, erklärte er mit Verweis auf den holländischen roten Backstein, die italienische Architektur, die als Eiskeller dienende Pyramide und die englische Gartengestaltung: „Deshalb finde ich es so wunderbar, dass Sie hier sind – denn Sie kommen auch aus der ganzen Welt.“
Für die vielsprachige Damenrunde öffnete Kastellan Günter Voegele bei der Führung dann auch Türen, die „normalen“ Besuchern des klassizistischen Sommerschlosses von Friedrich Wilhelm II. verschlossen bleiben. So konnten die Gäste etwa den spektakulären Blick vom Belvedere, der Dachterrasse des Schlosses, über den Heiligen See und auf die Stadt genießen. Außerdem führte die Tour durch den unterirdischen und trotz Sommerhitze angenehm kühlen Gang, der das Schloss mit dem Küchengebäude verbindet. Nach dem Marmorpalais stand auch noch ein Besuch in Schloss Cecilienhof auf dem Programm, das die Wahlpotsdamerin Anne Failer vom Präsidium des Clubs organisiert hatte.
Villaray Hope Melicor, Ehefrau des ersten Sekretärs der philippinischen Botschaft, zeigte sich beeindruckt. Obwohl sie seit gut zwei Jahren in Berlin wohnt, war es ihr erster Ausflug nach Potsdam. Blanca Ibarrete dagegen war bereits zum dritten Mal hier – erst 2010 kam sie mit ihrem Mann, dem Luftwaffenattaché der spanischen Botschaft, nach Berlin. „Potsdam ist eine richtige Königsstadt, fantastisch zum Spazieren“, schwärmte sie in flüssigem Deutsch.
„Es ist uns sehr wichtig, den Kontakt zu Diplomaten zu pflegen“, erklärte Wittwer den PNN. Nicht nur, weil die Schlösserstiftung bei der Suche nach Exponaten für Ausstellungen manchmal auf diplomatische Unterstützung angewiesen ist. Sondern auch, weil „Damenprogramme“ in Potsdams Schlössern und Gärten beste Öffentlichkeitsarbeit für die Stiftung sein können – und die Botschafter vielleicht sogar den einen oder anderen herrschaftlichen Saal für exklusive Veranstaltungen mieten.
Mit diesem Gedanken trug sich gestern Mariya Fogarasi. Als Frau des US-amerikanischen Handelsattachés, der bereits zum zweiten Mal in Berlin Station macht, kennt sie Potsdam schon gut: „Cecilienhof ist für Amerikaner ein Muss.“ Für das 30. Ehemaligentreffen ihrer Universität sucht sie dagegen noch nach einem passenden Raum – und freute sich zu hören, dass das Orangerie-Schloss im Park Sanssouci zu mieten ist.
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