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Landeshauptstadt: Hundert Meter Europa

Von Albanien bis Vatikan und der Sprache Polens

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Kleinmachnow - Die Flure waren voller Europa. Sie führten vorbei am Eiffelturm, am Tower London und am Berliner Fernsehturm. Vorbei an Angela Merkel, Michael Ballack und Fabio Cannavaro. Vorbei an Großbritannien, Frankreich, Spanien und der Türkei. Und sie zeigten das Verständnis der Schüler für Europa. Eine Woche lang arbeiteten die Schüler der Eigenherd-Grundschule Kleinmachnow an dem Europaprojekt, das mit der Themensuche begann und mit der kulinarischen Reise durch Europa endete.

Die wohl längste Buffet-Tafel Kleinmachnows stand am Freitag vergangener Woche in den Fluren der Grundschule – gefüllt mit Spezialitäten des Kontinentes. Weil Sturm und Regen den Gedanken an eine Open-Air-Tafelrunde weggefegt hatten, verwandelten sich die Wege durch die Schule in einen Basar der Leckereien. Das Angebot reichte vom klassischen Apple-Pie über italienisches Tiramisu bis hin zum südländischen Zaziki. Jede der 22 Klassen hat dafür eine 25-Euro-Spende des Fördervereins erhalten, um die Zutaten einzukaufen und die Gerichte gemeinsam mit Lehrern und Eltern zuzubereiten. Auf die Methodenvielfalt kam es Schulleiter Bernd Bültermann bei der Europawoche an – dem größten Projekt zu diesem Thema in der Europaschule.

Der künstlerische Ansatz sei die Gestaltung eines einhundert Meter langen Frieses, den die Schüler in der Woche gestaltet haben. Mit Fotos, Zeitungsausschnitten, Internetausdrucken und Selbstgemaltem – alles was sich finden ließ – gaben sie einen Überblick über das jeweilige Land. Vor allem über die westeuropäischen Länder. Dies sei wahrscheinlich durch die Eltern so verankert, sagte Bültermann. Urlaubsreisen und Sprachen würden die Kinder prägen. Und die osteuropäischen Sprachen gehören eben nicht zum Allgemeingut – noch nicht. Denn die Eigenherd- Grundschule, seit 2002 eine von landesweit 19 Europaschulen, muss spätestens in zwei Jahren polnisch als Begegnungssprache anbieten. Ansonsten wird der Titel Europaschule aberkannt. Das sieht zumindest eine Festlegung des Bildungsministerium aus dem Jahr 2005 vor, die in der vergangenen Woche die Schulkonferenz beschäftigte. Schulleiter Bernd Bültermann, Sozialdemokrat und Verfechter des Europagedankens, fasste seine Konsequenz aus den Reaktionen der Eltern unter einem Gedanken zusammen: Er muss und will für den Erhalt des Titels Europaschule kämpfen. Denn die staatliche Forderung, dass die Kleinmachnower Schüler für den Titel Europaschule polnisch lernen müssen, sei nicht ohne Widerspruch hingenommen worden. Bültermann will nicht locker lassen: „Nicht weil ich das Schild liebe, sondern den Geist“. Seit Jahren biete die Schule eine AG Polnisch an. Denn die Förderung der Sprachen gehört zum Grundgedanken der Europaschulen.

Die Projektwoche in den vergangenen Tagen, eingebettet in den täglich Unterricht, war einer der Höhepunkte des laufenden Schuljahres. Nun sind die Augen auf den kommenden April gerichtet – wenn die Eigenherd-Grundschule mit einer Festwoche ihren 75. Geburtstag feiert. Dann stehen die Flure im Zeichen der eigenen Geschichte. Jan Brunzlow

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