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Landeshauptstadt: Hunger oder Überfluss

In den kommenden Wochen debattieren Schüler über Ernährungspolitik

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Wo kommt das Gemüse her, das auf unserem Teller landet? Muss man aus Nahrungsmitteln wie Mais sogenannten Biosprit machen? Und kann die gesamte Weltbevölkerung mit Bio-Produkten versorgt werden? Diese und andere Fragen beschäftigen die Teilnehmer der neunten Brandenburger entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (Brebit) unter dem Motto „Dinner for one – oder für alle?“ vom 23. Oktober bis 15. November. Das Gemeinschaftsprojekt von fünf entwicklungspolitischen Vereinen steht unter der Schirmherrschaft von Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) und startete am Dienstag offiziell im Bürgerhaus am Schlaatz.

„Jeder siebte Mensch hungert, acht Millionen Kinder sterben pro Jahr, viele davon an Hunger“, sagte der brandenburgische Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp bei einem Grußwort: „Und ein Tod aus Hunger ist angesichts einer Welt, in der es genügend Anbauflächen gibt, eigentlich als Mord zu bezeichnen.“ Um über die Mechanismen von Hunger und Überfluss aufzuklären, bieten die Brebit bis zum 15. November rund hundert Vorträge, Filme und Projekte für Schulen an. Mehr als 120 Veranstaltungen wurden bereits von Brandenburger Schulen gebucht, 27 davon finden in Potsdam statt.

Unter den Referenten sind Experten aus Bolivien, den Philippinen oder Tansania. Einige kommen auch aus Sansibar. Eine Gruppe brandenburgischer Schüler hatte eine dreiwöchige Projektreise in das afrikanische Land unternommen: „Wir sind zu den Bauern aufs Land gefahren, haben uns die Felder angesehen und Fragen gestellt", erzählt die 19-jährige Isabelle Heinrich aus Zossen. „Ich war erstaunt, dass Schokolade für die Einwohner dort viel teurer war als für uns in Deutschland, obwohl der Kakao ja dort in der Nähe angebaut wird.“ Gekommen sei es zu dem Projekt, weil ihre damalige Schule eine Partnerschule in Sansibar hatte und auch bei ihr zu Hause Schüler aus dem Land zu Gast waren.

Bei der Reise drehte sich vieles um Ernährung: Die Schüler lernten landestypische Speisen kennen, wie etwa gebratene Kochbanane oder Pilau, ein Gewürzreis-Gericht. „Traditionell werden immer sehr frische Lebensmittel verwendet“, sagt Kameramann Hussein Seif Dadi aus Sansibar, der die Schüler bei der Projektreise begleitet und zu einem kurzen Film verarbeitet hat. „Mittlerweile essen aber immer mehr Menschen in Sansibar Konserven und es kommt zu Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck.“ Auch „Landgrabbing“ sei ein großes Problem: Im Film wird eine Anbaufläche gezeigt, von der vier Dörfer leben, doch der Staat plant, diese an einen Unternehmer zu verpachten – für 200 Milchkühe.

Dadi und andere Referenten aus Sansibar werden in den kommenden Tagen auch in Potsdamer Schulen – etwa in der Grundschule am Humboldtring – mit den Jugendlichen über die Probleme von Nahrungserzeugung- und -verteilung sprechen. Neben den Veranstaltungen mit Titeln wie „Fair!-nascht!“ oder „Das Klimafrühstück“ sind Kochkurse und Vorführungen von Filmen geplant. Auf dem Programm stehen: „We feed the world“, „Taste the waste“, oder „Warum ist die Banane krumm?“ Erik Wenk

Infos und Anmeldung für Schulen im Internet unter: www.brebit.org.

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