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Von Michael Meyer: Hungern im Auto statt im Flieger

Claudia Ahrens und Robert Kopiske vom UJKC Potsdam fahren heute zu den Europameisterschaften der Judoka nach Wien

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Potsdams Judoka Claudia Ahrens und Robert Kopiske sind in diesen Tagen nicht nur auf der Matte flexibel. Schließlich wollen sie ab morgen in Wien bei den Europameisterschaften um Meriten kämpfen. Und da pünktliche Flüge in Österreichs Metropole nach wie vor äußerst fraglich sind, machen sich die beiden Aktiven des UJKC Potsdam heute früh um 9 Uhr per Auto auf den Weg in den Süden. Schließlich finden die EM planmäßig statt, obwohl wegen der Vulkanasche aus Island immer noch Flughäfen in Europa gesperrt sind. „Das Problem ist seit ein paar Tagen bekannt“, erklärt dazu Paul Fiala, der Generalsekretär des Österreichischen Judoverbandes. „Alle Nationen hatten Zeit umzudisponieren.“

In Potsdam ist das geschehen. „Sicher ist sicher“, sagt Robert Kopiske. „Eine Autofahrt von acht oder mehr Stunden ist für mich zwar nicht so günstig wie ein Flug von anderthalb Stunden. Schließlich muss ich bis zu meinen Kämpfen am Donnerstag noch vier Kilo abnehmen, was jedesmal ganz schön hart ist. Aber ich bin immer noch besser dran als die Judoka beispielsweise aus Russland oder aus Georgien.“ Es bleibe abzuwarten, ob wegen der bisherigen Flugeinschränkungen überhaupt seine komplette Konkurrenz anreisen werde, so der Sportschüler. Unabhängig davon will der Potsdamer in der 60-Kilo-Klasse morgen in Wien einiges schaffen. „Ich bin gut in Form, fühle mich kräftig und bin optimistisch. Der Rest wird sich zeigen“, meint Kopiske. „Ich will von Kampf zu Kampf sehen, wie ich gewinnen kann. Über eine Medaille würde man sich immer freuen.“

Bei seiner EM-Premiere bei den Erwachsenen vor einem Jahr im georgischen Tiflis war der Potsdamer nach seinem Auftaktsieg gegen den Letten Oleg Filipovs durch eine Niederlage im nächsten Kampf gegen den Einheimischen Nestor Khergiani früh ausgeschieden, doch Kopiskes Heimtrainer Axel Kirchner traut dem 20-Jährigen diesmal mehr zu. „Im vergangenen Jahr war alles neu für Robert. Es ist schon ein Unterschied, ob du bei den Jüngeren oder bei den Erwachsenen kämpfst“, sagt er. „Die drei Wochen Trainingslager im Februar in Japan haben Robert sehr gut getan.“ Eine vordere Platzierung sei aber immer auch abhängig von der Auslosung der Vorrunden-Pools, so der Coach. „Der eine Gegner liegt einem mehr, der andere weniger.“ Wenn Kopiske Glück hat, wird er nicht schon in seinen ersten Kämpfen auf Weltmeister Georgiy Zantaraya aus der Ukraine oder die Mitfavoriten Hovhannes Davtyan (Armenien), Elio Verde (Italien), Jeroen Mooren (Niederlande) und James Millar (Großbritannien) treffen.

„So, wie Claudia und Robert trainiert haben, könnten sie jetzt ganz gut dabei sein“, glaubt Axel Kirchner. Claudia Ahrens, die es am Freitag im 63-Kilo-Limit wissen will, möchte sich ebenso wie ihr Klubkamerad vorab nicht unter Erfolgsdruck setzen. „Ich fahre hin und kämpfe, so gut ich kann“, meint die angehende Bundespolizistin, die Ende 2008 bereits U23-Vizeeuropameisterin wurde und nun bis übermorgen noch ein Kilo „abkochen“ muss. „Platz eins bis fünf wäre schön, eine Medaille natürlich toll.“ Heimtrainer Axel Kirchner hält dies keineswegs für abwegig, „denn sie hat weiter an Selbstbewusstsein gewonnen“, sagt er über die 22-Jährige. „Auch bei ihr muss man sehen, was die Auslosung bringt.“ Zu den Favoriten in der Gewichtsklasse der Potsdamerin zählen vor allem Vizeweltmeisterin Elisabeth Willeboordse aus den Niederlanden, die Französin Gevrise Emane, Alice Schlesinger aus Israel und die Russin Vera Koval.

Für Claudia Ahrens und Robert Kopiske sollen die EM eine wichtige Standortbestimmung für die nächsten internationalen Turniere sein, denn nach den Titelkämpfen in Wien beginnt das Rennen um die Tickets zu den Olympischen Spielen 2012 in London. „Nach den EM wird die internationale Rangliste auf Null gesetzt und der internationale Kampf um Punkte für London beginnt von vorn“, erläutert Kirchner. Dann gilt es bei Weltcup- und Grand-Prix-Turnieren. Für die Potsdamer erstmals beim Grand Prix Anfang Mai in Tunis, wo Claudia Ahrens, Mario Schendel (73 kg) und Robert Zimmermann (+100 kg) den UJKC und Deutschland erfolgreich vertreten wollen. Robert Kopiskes Kampf um ein Olympia-Ticket beginnt eine Woche später mit dem Weltcup in Kairo. Bis Tunesien und Ägypten wäre es sehr weit im Auto.

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