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Züchterin Oksana Bakaeva mit Fridolin und Veranstalter Andreas Möbius. 

© M. Thomas

Von Erik Wenk: Husch husch, zurück ins Körbchen

Erste internationale Katzenausstellung in Potsdam seit zehn Jahren am Wochenende im Blauhaus

Stand:

Das Potsdamer Blauhaus wird am Wochenende vom Miauen und Schnurren von rund 200 Rasse-Katzen erfüllt sein: Erstmals seit zehn Jahren findet in Potsdam wieder eine internationale Katzenausstellung statt. Die Veranstalter, der Stammbaum e.V., wollen damit auch eine alte Tradition wiedererwecken: 15 Jahre lang diente das Blauhaus unter der Federführung des Veranstalters Walter Vocke als Ort für Katzenausstellungen; nach seinem Tod geriet das Projekt jedoch für zehn Jahre in Vergessenheit. „Wir hoffen, dass wir auch nächstes Jahr wieder ins Blauhaus und diese Tradition neu aufleben lassen können“, sagt der 45-jährige Andreas Möbius, Wettrichter des Vereins. Erwartet werden rund 90 Aussteller und Züchter aus Frankreich, Russland, Polen, Italien, Zypern und Deutschland.

„Wir freuen uns wirklich sehr, dass es endlich wieder eine Ausstellung gibt. Es werden auch fast alle der elf Potsdamer Züchter da sein“, sagt die Potsdamer Züchterin Oxana Bakaeva. Die 40-Jährige tritt mit einer dreiköpfigen Britisch-Kurzhaar- Katzen-Familie an, die jüngste davon, Claire, aus ihrem eigenen Zwinger „Katzen Philosophie“, und hofft natürlich auch auf den einen oder anderen Preis. Viele bekannte Rassen wie Kartäuser, Perser, Burmakatzen, Maine Coon oder Norwegische Waldkatzen werden vertreten sein, die an etlichen Preis-Wettbewerben teilnehmen können, zum Beispiel für die „Beste Siamesen-Orientalisch-Kurzhaar- Katze“. Zudem können Punkte für die „Beste Katze“ der Region, des Landes und für internationale Wettbewerbe gesammelt werden.

Die Kriterien richten sich sowohl nach dem Aussehen, aber auch danach, wie sich die Katze präsentiert – und das ist von Rasse zu Rasse unterschiedlich. Oxana Bakaeva erklärt, worauf es bei ihren silber- grauen Stubentigern ankommt: „Für Britisch-Kurzhaar ist vor allem massiver Körperbau und kein weiches, sondern sehr kurzes, superdichtes Fell wichtig. Es muss alles sehr rund sein: Runde Augen, runder Kopf, runde Pfoten, kurzer dicker Schwanz, lieber Charakter.“ Anika May, Leiterin des Zuchtbuch-Amtes beim Verein Stammbaum ergänzt: „Man ordnet den einzelnen Rassen schon gewisse Charaktere zu: So ist ein Bengale lebhafter als ein Perser oder ein Britisch-Kurzhaar. Den Briten sagt man meist einen Teddybär-Charakter nach.“

Ein Höhepunkt der Ausstellung werde die Vorstellung der zypriotischen „Aphrodite“-Rasse sein: „Stammbaum e.V. arbeitet derzeit auf Zypern daran, die möglicherweise älteste Katzenrasse überhaupt zu schützen, und als Rasse anerkennen zu lassen“, so Möbius. Tatsächlich ist die „elegante, mediterrane“ Rasse, die sich auf der Insel ungestört entwickeln konnte, zirka 9500 Jahre alt. Zum Vergleich: Die berühmten ägyptischen Katzenmumien haben ein Alter von etwa 4000 Jahren. Der Name „Aphrodite“ kommt dabei nicht von ungefähr, denn die wild lebenden Katzen vermehren sich sehr schnell, und sind auf Zypern alles andere als beliebt. „In einem Land wie Deutschland ist das Katzenschutz-Problem relativ gering, aber auf Zypern haben Katzen in etwa den Status wie hier Ratten. Wenn uns eine Katze vors Auto läuft, bremsen wir, in Zypern gibt man Gas. Es werden Giftköder ausgelegt und es gibt systematische Tötungen“, berichtet Möbius, der jedoch auch betont, „dass es derlei Probleme überall auf der Welt gibt.“ Um dem Vermehrungsproblem auf humane Weise Herr zu werden, und die regelmäßige Tötung von tausenden Katzen zu verhindern, hat Möbius eine Methode entwickelt, bei der Katzen gezielt kastriert und gefüttert werden. So bilden sich Gruppen von unfruchtbaren Katzen, die gewisse Territorien – zum Beispiel ein Hotel – verteidigen, während die unkastrierten Katzen weniger zu essen haben und weniger Nachwuchs zeugen. Erste Versuche seien sehr erfolgreich verlaufen, sagt Möbius.

Stammbaum e.V. kümmert sich um Katzenhaltung, die Erstellung von Ahnentafeln, Ausstellungen und Katzenschutz: „Wenn uns zum Beispiel jemand anruft: ‚Wir haben ein Katze mit fünf Babys im Keller gefunden’, dann fährt einer von uns hin, holt die Katzen, die werden dann geimpft und wir suchen für sie ein neues Zuhause“, sagt Möbius. Mit dem Eintrittsgeld der Ausstellung sowie einer Tombola sollen Projekte von Stammbaum e.V. wie etwa der Katzenschutz auf Zypern weiterfinanziert werden. Am Samstag gebe es für alle Aussteller einen Bankett-Abend im Potsdamer Hotel Arcona.

Ein Thema der Ausstellung wird auch der so genannte „Qualzucht-Paragraph“ 11 B im Tierschutzgesetz sein, an den sich laut Vereins-Zuchtbuch-Leiterin Anika May immer mehr Züchter halten. Der Paragraph soll verhindern, dass durch Zucht für die Tiere schädliche Defekte gefördert werden. Katzenausstellungen von großen Verbänden und Vereinen seien für die Einhaltung artgerechter Züchtung allerdings die beste Kontrollinstanz, so Möbius.

Internationale Katzen-Ausstellung im Blauhaus, Heinrich-Mann-Allee, 103, Samstag und Sonntag, 15. und 16. Januar, 9.30 – 17.30 Uhr, Eintrittspreis: 4 Euro, ermäßigt 2,50 Euro

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