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Landeshauptstadt: Isabellas Rückkehr

Ein Visionär aus der Schweiz will die Edelmarke Borgward wiederbeleben – auch in Brandenburg

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Der Name ist heute nur in Liebhaberkreisen noch ein Begriff: Die Rede ist vom Borgward, einer Luxus-Automarke, die ihre Glanzzeit in den 1950er Jahren hatte. Mehr als 20 000 Menschen arbeiteten damals in den Borgward-Werken in Bremen, Firmengründer Carl Friedrich Wilhelm Borgward brachte unter anderem das erste Auto mit Luftfederung auf den deutschen Markt, baute Rennwagen, Kleinwagen, Busse, Lkw. Noch heute geraten Oldtimer-Fans ins Schwärmen beim Anblick der Autos im charakteristisch kurvigen Look. So mancher fühlt sich an weibliche Rundungen erinnert – auch, weil die Gefährte verspielte Namen wie „Isabella“ oder „Arabella“ tragen. 1961 ging der schillernde Unternehmer, der auch Honorarkonsul von Mexiko war, unter ungeklärten Umständen pleite.

Karlheinz Knöss will die Marke Borgward jetzt wieder aufleben lassen – und zwar mit Brandenburger Unterstützung: Am Donnerstagabend präsentierte der Unternehmer aus Potsdams Schweizer Partnerstadt Luzern seine Pläne beim Industrieclub Potsdam in der Weinbergstraße. Das zumeist männliche Publikum bestaunte zunächst sechs historische Borgwards, die stolze Besitzer aus Berlin und Bernau eigens für den Termin vor der Villa Arnim vorgefahren hatten. Einer von ihnen, der Berliner Architekt Karsten Antelmann, gab einen Überblick zur Geschichte der Edelmarke.

Nichts Geringeres als die Rückkehr der Legende schwebt Knöss nun vor, wie er den Gästen erläuterte. Seit gut sechs Jahren arbeite er bereits daran – gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Christian Borgward, dem Enkel des Firmengründers. Im Mai 2008 gründeten Knöss und Borgward in Luzern die Borgward AG.

„Wir wollen keine Oldtimer bauen, wir wollen den Borgward in die neue Zeit bringen“, sagt Knöss. Ein internationales Team von 20 Ingenieuren und Designern sei schon gefunden, die Entwicklung laufe gut, es gebe zwei fahrtüchtige Prototypen. Einen Eindruck vom neuen Design gab Knöss mit Bildern, die er im Industrieclub unter strikter Vertraulichkeit und bei Fotoverbot präsentierte. Auch neue Technologien wie ein Null-Emissionen-Auto oder Fahrassistenzsysteme für mehr Sicherheit seien geplant.

Für die Umsetzung braucht Knöss allerdings Geldgeber. Auf die hofft der Visionär nun auch in Brandenburg. Er könne sich vorstellen, hier das Entwicklungszentrum anzusiedeln, in dem die bislang noch europaweit tätigen Ingenieure gemeinsam arbeiten sollen, sagte Knöss, der sein Geld mit einer Unternehmensberatungsfirma verdient. „Es sollte Wasser dabei sein und ein bisschen Grün“, beschreibt er den idealen Standort. Für das Entwicklungszentrum wären nach seiner Kalkulation mindestens 25 Millionen Euro Investitionen nötig.

Über eine mögliche Förderung verhandelt er derzeit auch mit den Wirtschaftsförderern der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). „Wir unterstützen die Pläne grundsätzlich“, sagte ZAB-Sprecher Alexander Gallrein den PNN auf Anfrage. Über Details könne er wegen der laufenden Gespräche aber nicht reden. Laut Knöss kommt neben Brandenburg auch Hamburg als möglicher Standort für das Entwicklungszentrum infrage.

Die Borgward AG habe bereits eine zweistellige Millionensumme in das Projekt investiert. Um in die Produktion zu starten, wären aber insgesamt noch mindestens 250 Millionen Euro Investitionen nötig. Gebaut werden soll der neue Wagen nicht in Deutschland, sondern in Finnland, so Knöss. Er rechnet mit Verkaufspreisen von um die 100 000 Euro für einen neuen Borgward. Jana Haase

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