Homepage: Klimaschutz rechnet sich
Neue Veranstaltungsreihe von Uni und Wirtschaft
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Thema und Termin hätte nicht besser gewählt sein können: „Neue Energien für Brandenburg“ waren das Motto des ersten „Potsdamer Gesprächs über Nachhaltigkeit“ Ende vergangener Woche im Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik am Campus Golm. Erst wenige Tage vorher waren die Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) als Mitarbeiter am UN-Klimaschutzbericht mit dem Friedensnobelpreis „geadelt“ worden: Ein dankbares Small-Talk-Thema in der Pause für die 40 Gäste der neuen Veranstaltungsreihe der Universität Potsdam und des Industrieclubs Potsdam. Unter den vier Referenten war auch Klimaforscher Prof. Manfred Stock vom PIK.
Dass sich der Auftakt so gut in die aktuelle Diskussion fügen würde, hatten die Initiatoren freilich nicht ahnen können: Denn die Idee zu den „Gesprächen“ entstand vor fast genau einem Jahr. Ende November 2006 trafen sich Jürgen Strauss vom Industrieclub und Frieder W. Scheller, Vizepräsident für Forschung an der Uni Potsdam, auf der Grundsteinlegung zum Neubau der uwe braun GmbH in Golm. Der Potsdamer Verleger und der Professor für Biochemie waren sich einig: Nachhaltigkeit, erklärte Strauss, sei „eigentlich das wichtigste Thema, was uns beschäftigen sollte“. Von der Gesprächsreihe, die sich im Viermonatsrhythmus fortsetzen soll, erhofft sich der Unternehmer einen „Anstoß für regionales Umdenken in Entscheidungsprozessen“. Künftig müsse Nachhaltigkeit „in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft und des täglichen Lebens überprüft werden“, so Strauss.
Uni-Präsidentin Sabine Kunst deutete zur Begrüßung an, dass sie im Gebiet Nachhaltigkeit einen Schwerpunkt für die Forschungsarbeit der Potsdamer Uni sieht. Dies leite sich auch aus der „besonderen Betroffenheit der Region“ ab, betonte sie: Brandenburgs Ökosysteme gerieten durch die Klimaverschiebung in eine „Stresssituation“. Von der Gesprächsreihe erwarte sie inhaltliche Ergebnisse und einen „Vorzeigeeffekt“.
Klimaforscher Stock berichtete über Erkenntnisse des PIK: Der Klimawandel ist heute ein „Managementproblem“, so sein Fazit. Er plädierte für den sofortigen Einstieg in den Klimaschutz: Gebraucht würden mehr Erkenntnisse über erneuerbare Energien, außerdem energiesparende Technologien: „neue Autos, neue Kühlschränke“. Auf dem Klimaschutzsektor könne man „kräftig verdienen“, betonte Stock. Allerdings müsste die Politik dies für die Industrie durch entsprechende Anreize deutlich machen.
Dass sich Klimaschutz rechnet, bestätigte Frank Weise, Werkleiter für den Windmühlenhersteller Vestas in Lauchhammer: „Wir haben von Anfang an schwarze Zahlen geschrieben“, sagte er über das Werk, in dem seit 2002 jährlich 1200 Rotorblätter für 400 Windmühlen entstehen. Die deutschen Windenergieerzeuger seien bis 2008 ausgebucht, erklärte Weise. Gegen die Förderung der Rohstoffproduktion für Agrarkraftstoffe sprach sich schließlich Manfred Nitsch vom Latein-Amerika-Institut der Freien Universität Berlin (FU) aus: Im internationalen Vergleich, zum Beispiel mit Brasilien, sei Brandenburg nicht wettbewerbsfähig. Reiner Brunsch vom Institut für Agrartechnik in Potsdam-Bornim (ATB) gab zu bedenken, dass es bei der Nutzung so genannter Biokraftstoffe zur Konkurrenz zwischen der Nutzung für Ernährung und Energie komme.
Die Bilanz nach drei Stunden Vortrag: Mehr Gäste und weniger Referenten wünschte sich Strauss für den nächsten Gesprächstermin im Februar 2008. Dann soll es um Ernährung gehen. Jana Haase
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