Präsidentschaftswahl: Konträre Kandidaten
An der Universität Potsdam wird am Mittwoch ein neuer Präsident gewählt. Zwei Kandidaten treten an - beide haben sich am Montag der Hochschulöffentlichkeit gestellt.
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Es ist wie ein Déjà-vu. Der Hörsaal im Haus 9 des Neuen Palais ist stickig heiß, die Sonne bricht unaufhaltsam durch die Fenster. Wie damals, als Sabine Kunst 2006 hier ihre mitreißende Vorstellungsrunde gab. Auch diesmal ist es brechend voll in dem Hörsaal, und auch diesmal tritt zur Präsidentschaftswahl der Uni Potsdam ein interner gegen einen externen Kandidaten an. Am Mittwoch wird gewählt, am Montag stellten sich die beiden Kandidaten der Hochschulöffentlichkeit. Das nahm der Senatsvorsitzende Werner Jann dann auch zum Anlass, die Presse hinauszubitten – obwohl die Uni selbst die Medien zuvor eingeladen hatte. In Zeiten von Twitter und Facebook ohnehin ein merkwürdiges Anliegen.
Beide Kandidaten stammen aus Baden-Württemberg, beide kommen aus dem naturwissenschaftlichen bzw. technischen Bereich, beide wollen die Uni nach vorne bringen. Doch der Potsdamer Biologe Robert Seckler und sein Herausforderer, der Berliner Wirtschaftsinformatiker Oliver Günther, könnten nicht konträrer sein. Der eine war jahrelang Vorsitzender des Senats der Potsdamer Uni und wird von vielen als Fortführung des „Systems Kunst“ gesehen – der andere kommt von der Humboldt Universität zu Berlin und verspricht, damit neuen Wind in die Hochschule zu bringen.
Robert Secklers Vorstellungsrunde wirkt eher unspektakulär. Der Biochemiker wählt einen strategisch gemeinten Einstieg, lobt die Philosophische Fakultät – groß ist offensichtlich die Sorge, nur als Kandidat der Naturwissenschaften betrachtet zu werden. Er lobt die Lehrerbildung und benennt Chancen und Defizite der Uni. Erst als es um die geplanten Kürzungen vom Land geht, klingt er etwas kämpferischer. Er erzählt dann noch, dass ihm die Entscheidung zur Kandidatur einige unruhige Nächte bereitet habe. Als Studierende nachhaken, etwa nach Studiengebühren fragen, antwortet er in versöhnlichem Tonfall. Doch letztlich weicht er aus. Zur Audimax-Besetzung im Bildungsstreik sagt er dann, dass es das richtige Anliegen, aber die falsche Form war. Später auf dem Flur wird es heißen, dass man bei Seckler eine Vision vermisst. Und irgendwie schien ihm der Anzug, den er trägt, auch etwas zu groß.
Ganz anders dann Oliver Günther. Er hat den Vorteil, dass er von außen kommt. Er wird nicht als Fortsetzung der bisherigen Linie empfunden, er hat mit bisherigen Grabenkämpfen nichts zu tun. Ihm traut man eine Vision zu. Und die hat er offensichtlich auch. Er will die Potsdamer Uni langfristig in die Spitzenliga der deutschen Exzellenzunis bringen – Vorbild Konstanz. Das will Seckler vielleicht auch, aber er sagt es nicht so deutlich wie sein Herausforderer. Der spricht mit fester Stimme, lehnt dynamisch am Rednerpult, passt in seine Kleider und kommt trotz aller Eloquenz doch auch sympathisch rüber. Er will mit der Politik Tacheles reden bezüglich der angedrohten Hochschulkürzungen. Und auf die prekäre Situation von Lehrbeauftragten angesprochen, sagt er, dass die Uni als Arbeitgeber Vorbildcharakter habe. Jeder müsse adäquat bezahlt werden, wobei aber die Finanzlage zu beachten sei. Überraschend schließlich seine Haltung gegenüber studentischem Protest. Sollte man, wie etwa bei Sparauflagen, das gleiche Ziel haben, wäre auch unorthodoxes Vorgehen denkbar, so lange es legal bleibe. Er könne sich vorstellen, mit den Studierenden an einem Strang zu ziehen, wie es die Uni Hamburg unlängst vorgemacht hatte.
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