Landeshauptstadt: Krawatte aus Kondomen
Zum Christopher Street Day wurde gestern im Stadthaus die Ausstellung „Love, Sex, Safe“ eröffnet
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Innenstadt - Das Kondom ist ein zeitloses Accessoire, so wie eine Uhr oder Halskette, findet Christian Metzner. Anlässlich des Christopher Street Day (CSD), der großen Schwulen- und Lesbenparade am 22. Juli, hat der 23-jährige Potsdamer Designstudent gestern im Foyer des Potsdamer Stadthauses eine kleine Fotoausstellung eröffnet. Ihr Titel: „Love, Sex, Safe“.
Zu sehen sind in mildem Schwarzweiß fotografierte junge Menschen, die intensivbunte Krawatten, Ohrringe und Kopfhörer aus Kondomen tragen. „Ich wollte damit zeigen, dass sich Verantwortung und Spaß beim Sex nicht ausschließen“, sagte Metzner. Seine Bilder sollen beim Betrachter positive Assoziationen zu Kondomen und Safer Sex wecken. Ursprünglich hatte der junge Mann die Fotos für die Kampagne „Mach’s mit!“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gemacht. Inzwischen ist daraus eine Wanderausstellung geworden.
Vor dem Stadthaus wurde gestern auch wieder die Regenbogenflagge gehisst. Das ist seit 1999 Tradition. In ihr sehen nicht nur Schwule und Lesben ein Symbol für die Vielfarbigkeit der Menschen und ihrer sexuellen Neigungen.
Die Bilder von Christian Metzner sind gleich im Eingangsbereich des Stadthauses aufgestellt, so dass jeder, der es betritt, daran vorbei geht. In den Augen von Susanne Stumpenhusen, der Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft Verdi, ein Zeichen dafür, dass die Stadt Potsdam offen mit dem Thema Sex und insbesondere mit Homosexualität umgeht. „Wenn wir über ein tolerantes Brandenburg reden, dann reicht es nicht, sich gegen Fremdenfeindlichkeit zu engagieren. Jede Art von Diskriminierung, auch gegenüber Homosexuellen, muss aufhören.“ Jedoch sei man in Deutschland auf einem sehr guten Weg. In den vergangen Jahren sei die Akzeptanz von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft deutlich gestiegen.
Grund zur Sorge gebe es an anderer Stelle, so Carsten Brock vom Verdi-Arbeitskreis Regenbogen. „Es hat sich in den vergangen Jahren wieder eine ziemliche Sorglosigkeit beim Thema Sex eingestellt. HIV und Aids werden besonders von jungen Leuten nicht mehr als todbringende Krankheit angesehen, sondern als chronisches Problem.“ Dadurch sei die Zahl der Neuinfektionen wieder gestiegen. Die absoluten Zahlen wirken auf den ersten Blick noch nicht erschreckend. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) werden in Potsdam derzeit etwa 70 HIV-positive Patienten behandelt, bei fünf von ihnen ist die Krankheit Aids ausgebrochen. Ein Großteil von ihnen ist schwul. Aber man müsse auch die Nähe zu Berlin bedenken, sagte Christian Kollau vom RKI, denn dort sei die Zahl der Neuinfektionen etwa zehnmal so hoch wie in Brandenburg. Es sei wahrscheinlich, dass sich Schwule aus Potsdam der Anonymität wegen dort testen lassen. Das verzerre die Statistik, so Kollau.
Juliane Schoenherr
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