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Von Kunst umgeben. Torge Kieburg in seinem Galeriecafé Matschke.

© Andreas Klaer

Galeriecafé Matschke in Potsdam: Kunst, Kino und Pelmeni

24 Jahre gab es Matschkes Galeriecafé, ein Treffpunkt für Potsdams Künstler. Nach dem Tod von Inhaber Rainer Matschke geht es nun weiter – Sohn Torge Kieburg will das Konzept fortsetzen

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Aufsteller und Spargelkarte vor dem Haus sind sicheres Indiz: Das Galeriecafé Matschke ist wieder geöffnet. Das schätzen Ausflügler, die vom Neuen Garten oder der Kolonie Alexandrowka herüberkommen – und auch die Potsdamer Kunstszene. „Wir freuen uns sehr, dass es mit dem Café weitergeht“, sagt der Maler Christian Fleming. Das Café, ein Mix aus Galerie und Gastronomie mit russischer Hausmannskost von Matschkes Frau Marina aus Russland, die dort wunderbar authentisch kochte, war seit November 2014 geschlossen. Nach dem Tod von Rainer Matschke im Dezember war dann klar, dass dessen Sohn Torge Kieburg das Café übernehmen würde. Der Potsdamer Gastronom arbeitete zuletzt im Café Heider, davor in Berlin. Kieburg hat trotz kleiner Veränderungen das Interieur, in dem man sich stets wie in einem kleinen privaten Wohnzimmer fühlte, weitestgehend so belassen.

Etwas versteckt in zweiter Reihe in der Alleestraße wurde das Café mit dem lauschigen Garten, den man an dieser Stelle so gar nicht vermutet, schnell eine Art Geheimtipp, ein Künstlertreff. 1990 hatte Rainer Matschke zunächst eine Galerie im Untergeschoss der Remise eröffnet. Einst war das der Pferdestall der Familie von Miami von Mirbach, die im Nachbarhaus lebte. Später kamen Gastronomie und das Obergeschoss hinzu – der Service von „Matschke“ muss treppenversiert sein. Von Anfang an haben hier Potsdamer Künstler ausgestellt. Und stets blieb etwas davon im Haus zurück, Kunst findet sich allerorten an den Wänden, Skulpturen und Bilder auch im Garten.

Rainer Matschke selbst malte nicht, der Requisiteur bei der Defa hatte aber, so sagt Fleming, ein Gespür für Kunst. Und für das Aufhängen der Bilder. Das war in den engen, verwinkelten zwei Etagen nie einfach. „Manchmal hat er den Künstler nach Hause geschickt und gesagt: ,Ich mach das jetzt selber’“, erinnert sich Fleming. Oft fanden gerade junge Künstler hier eine Plattform, dazu kamen diverse Veranstaltungen mit Lesungen und Musik. Im Sommer saß man draußen im Innenhof, im Winter auf der Bank am Kamin.

Das soll auch weiterhin so sein, sagt der neue Inhaber. Im Juni wird es die erste Ausstellung, Vernissage mit offizieller feierlicher Eröffnungsparty, geben. Welcher Künstler das sein wird, steht noch nicht fest. Kieburg könnte sich im Sommer auch gut ein Open-Air-Kino vorstellen. Die große freie Wand dazu ist vorhanden. Und auch das benachbarte Brandenburgische Literaturbüro habe schon Räume gebucht, sagt Kieburg. Das Café in unmittelbarer Nachbarschaft mehrerer Partei-Geschäftsstellen und des Ullmann-Verlags soll auch ein Ort zum Vernetzen werden.

Unterstützung für den Neustart bekommt Torge Kieburg vom Freundeskreis des Cafés, ein loser Zusammenschluss Potsdamer Künstler, neben Fleming auch Christian Heinze, Bernd Chmura und Alfred Schmidt, Peter Kurgan und Axel Gundrum. Kunst als auch gastronomisches Angebot orientiert sich regional: Die übersichtliche Karte wird fast täglich aktualisiert. In der Küche wird verarbeitet, was die jeweilige Jahreszeit regional anbietet. Dazu kommt selbstgebackener Kuchen. Auch wenn Marina Matschke aus Altersgründen hier nicht mehr kocht, wird es weiterhin einige russische Klassiker wie Pelmeni und Borschtsch geben, sagt Kieburg. Das Pelmeni-Eisen zum Ausstechen der kleinen Teiglinge hat ihm Marina Matschke überlassen – ebenso ihr Borschtsch-Rezept. Steffi Pyanoe

Café Matschke, Alleestraße 10

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