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Landeshauptstadt: Linke: Krämer greift Parteigenossin Tack an Potsdamer Kreischef will im Wahlkreis der Umweltministerin für den Landtag kandidieren

Das Bild wirkt harmonisch. Anita Tack sitzt neben Sascha Krämer, lächelt ihm zu, er grinst in die Kamera.

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Das Bild wirkt harmonisch. Anita Tack sitzt neben Sascha Krämer, lächelt ihm zu, er grinst in die Kamera. Das Foto von einem Treffen der Linken in diesem Monat steht auf der Facebook-Seite von Krämer.

Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen Tack und Krämer seit Tagen äußerst frostig. Auslöser für den Disput ist ein Artikel in der parteinahen Zeitung „Neues Deutschland“ vom vergangenen Samstag. In dem Text ging es um den neuen Bundestagskandidaten der Linken für Potsdam, den weitgehend unbekannten Studenten Norbert Müller – aber auch um die Frage, warum der Potsdamer Kreischef Krämer nicht für den Bundestag kandidiert. Dazu hatte Krämer erklärt, er sehe seine Zukunft im Landtag. Den PNN sagte er, von da aus ließe sich Politik besser gestalten. Außerdem verwies der Beitrag auf einen Parteitagsbeschluss der Linken zur Trennung von Amt und Mandat. Das heißt im Klartext: Tack müsse sich entscheiden – zwischen ihrem Landtagsmandat und der Ministertätigkeit. Ob jedoch die rote-rote Koalition auf Landesebene nach den Landtagswahlen 2014 weiter besteht, und ob Tack bei einer Neuauflage wieder Ministerin würde – das ist freilich völlig offen.

Tack wertet Krämers Aussagen als Angriff. Wie die 61-Jährige den PNN sagte, wolle sie 2014 wieder in den Landtag. Doch auch Krämer bekräftigte seine Ambitionen: Wenn die Parteimitglieder sich in einer Kampfabstimmung zwischen Tack und ihm entscheiden müssten, „ist das nichts Schlimmes“. Kandidaturen verschiedener Personen gehörten zum demokratischen Prozess. Es könne auch weitere Bewerber geben, sagte Krämer.

Tack kritisierte seinen Vorstoß. Sie sagte, der Kreisvorsitzende müsse wissen, dass Landtagswahlen erst in zwei Jahren anstünden. Die Kandidaten-Frage werde zur Unzeit aufgeworfen. „Wir haben genügend andere Aufgaben“, so Tack. Der Landes- und der Stadtverband müssten zunächst eine Strategie für die Wahlen entwickeln. Die Linke sei immer gut damit gefahren, erst über Inhalte und dann über das Personal zu sprechen, sagte Tack.

Der Streit um die Kandidatur ist überraschend, denn die 61-jährige Tack galt lange als eine Förderin der Karriere von Krämer. Allerdings hieß es aus dem Umfeld des 35-Jährigen, in Potsdam müsse auch der Parteinachwuchs endlich eine Chance erhalten. Bereits mehrere junge Kreisvorsitzende haben der Potsdamer Linken im Streit den Rücken gekehrt.

Auf welche Machtbasis Krämer seinen Vorstoß gegen Tack stützt, ist indes unklar. Am 24. November muss er sich beim Kreisparteitag der Linken zur Wiederwahl stellen. Wie es gegenüber den PNN hieß, habe Krämer sich aber jüngst schon im Linke-Kreisvorstand nicht durchsetzen können, als es dort um den Bundestagskandidaten für Potsdam ging. Eigentlich habe Krämer statt den zum linken Parteiflügel zählenden Norbert Müller einen anderen, gemäßigten Kandidaten gewollt, hieß es von Parteigenossen. Doch dieser andere Kandidat – der Stadtverordnete und selbstständige Unternehmer Stefan Wollenberg – habe im zehnköpfigen Kreisvorstand keine Mehrheit erhalten. So sei die Wahl auf Müller gefallen. Krämer sagte den PNN auf Nachfrage, er halte beide Kandidaten für geeignet. Müller habe auch die Zustimmung der Kreisverbände im Potsdamer Umland: „Ich glaube, mit ihm lassen sich linke Themen gut besetzen.“

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte der 26-jährige Müller am Donnerstagabend. Bei einer Diskussion des Linke-Landeschefs Stefan Ludwig mit der Potsdamer Parteibasis saß Müller mit auf dem Podium. Er fiel vor allem dadurch auf, dass er mit seinem Handy beschäftigt war. Bei einem seiner Einwürfe sagte er, der Kapitalismus müsse überwunden werden und die Altersarmut Thema bei den Wahlen werden. Landeschef Ludwig verlor zu den Querelen in Potsdam kein Wort.

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